1 Vgl. den Klassiker der Landeskunde: Ernst Ulrich Große / Heinz-Helmut Lüger,Frankreich verstehen. Eine Einführung mit Vergleichen zu Deutschland, Darmstadt 2000 oder Hans-Jürgen Lüsebrink, Einführung in die Landeskunde Frankreichs, Stuttgart 2003.
2 Zur Kulturwissenschaft allgemein vgl. (Böhme/Scherpe 1996). Eine Diskussion kulturwissenschaftlicher Ansätze in der Romanistik findet sich in Lüsebrink (1998, 218ff.). Mieke Bal hat in einem lesenswerten Essay versucht, die Spezifik kulturwissenschaftlicher Methodik unter den Begriff einer Kulturanalyse zu subsumieren (Bal 2002, 7-27).
3 Ein Überblick über einige Entwicklungen der Kulturwissenschaften der letzen Jahrzehnte findet sich in Bachmann-Medick (2006).
4 Die Differenzierungen müssen notgedrungen eher heuristisch ausfallen, denn in Wirklichkeit hängen die meisten Ansätze miteinander zusammen, so dass die Zuordnung eher eine Frage der relativen Dominanz ist.
5 In Deutschland haben sich die Landeswissenschaften aus dem Bemühen entwickelt, die traditionelle Landeskunde auf eine gesicherte methodische Grundlage zu stellen und Forschungsperspektiven zu entwickeln (vgl. Roland Höhne/Ingo Kolboom, Von der Landeskunde zu den Kulturwissenschaften, in: Handbuch Französisch: Sprache, Literatur, Kultur, Gesellschaft, Berlin 2002, 375-384, hier 375f.). Zur Genese der Landeswissenschaften s. a. Roland Höhne/Ingo Kolboom, Landeskunde ohne Landeswissenschaftler, in: Von der Landeskunde zur Landeswissenschaft, Rheinfelden 1982, 1-13 und Höhne (2007: 225ff.).
6 Nach diesem Prinzip sind etwa die Länderberichte der Bundeszentrale für politische Bildung aufgebaut. Vgl. Kimmel/Utterwede 2005. S. auch den Beitrag von Elise Lanoë in diesem Band.
7 vgl. dazu die kritische Bilanz von Roland Höhne, Die romanistische Landeswissenschaft. Das ungeliebte Kind der deutschen Romanistik, in: Fisch/Gauzy/Metzger (2007: 223-235) und den skeptischen Beitrag von Fritz Nies in dem vorliegenden Band.
8 Zur Unterscheidung landes- und kulturwissenschaftlicher Konzepte vgl. Roland Höhne, Die kulturwissenschaftliche Herausforderung der Landeswissenschaften, in: Grenzgänge 6 (1996), 71-83 und Hans-Jürgen Lüsebrink, Landeskunde versus Kulturwissenschaft, in: Frankreich-Jahrbuch 1998, 215-223.
9 Ich nenne nur einige weitere Beispiele: Michael Werner & Bénédicte Zimmermann, Vergleich, Transfer, Verflechtung. Der Ansatz der Histoire croisée und die Herausforderung des Transnationalen, in: Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für historische Sozialwissenschaft 28/2002, 607-636; Thomas Fuchs (Hg.), Das eine Europa und die Vielfalt der Kulturen: Kulturtransfer in Europa 1500-1850, Berlin 2003; Ulrich Pfeil, Deutsch-französische Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen im 20. Jahrhundert. Ein institutionengeschichtlicher Ansatz, München 2008. Helke Rausch, Transatlantischer Kulturtransfer im „Kalten Krieg“. Perspektiven für eine historisch vergleichende Transferforschung, in: Comparativ 16/2006, 4.
10 Vergleiche dazu den programmatischen Aufsatz von Michel Espagne (Espagne 1999: 35-49) und den Forschungsbericht von Katharina und Matthias Middell, „Forschungen zum Kulturtransfer. Frankreich und Deutschland.“, Grenzgänge 1 (1994, 107-122).
11 Siehe dazu die Kritik von Hartmut Kaelble, Die Debatte über Vergleich und Transfer und was jetzt, in: geschichte.transnational: Fachforum zur Geschichte des kulturellen Transfers und der transnationalen Verflechtungen in Europa und der Welt (http://geschichte-transnational.clio-online.net/forum/id=574&type=diskussionen; konsul-tiert am 18.10.2010). Auch Michael Werner hat konstatiert, dass die Untersuchung des Transfers zwar den nationalen Bezugsrahmen relativiere, ihn andererseits jedoch konsolidiere (Werner 2002: 615).
12 Eine der eindrucksvollsten und bekanntesten Studien aus diesem, in der Nähe zur Intellektuellensoziologie stehenden Paradigma hat Manfred Bock vorgelegt (Bock 2005).
13 Beispiele für Arbeiten aus diesem Bereich: Astrid Ertelt-Vieth, Sprache, Kultur, Identität. Selbst- und Fremdwahrnehmungen in Ost- und Westeuropa, Frankfurt a. M. 1993; Klaus Heitmann, Spiegelungen, in: Romanistische Beiträge zur Imagologie 86, Heidelberg 1996.. Hans Henning Hahn, Nationale Wahrnehmungen und ihre Stereotypisierung. Beiträge zur historischen Stereotypenforschung, Frankfurt a. M. 2007, 9. Jasmin Lemke, Selbstthematisierung im Spiegel des Fremden. Nord-Süd-Antagonismus bei Stendhal, Frankfurt a. M. 2007. Zu den neueren Tendenzen in der transnationalen Perzeptionsforschung vgl. den Aufsatz von Elisa Eidam in diesem Band.
14 So hat Michel Espagne in seiner Kritik des historischen Kulturvergleichs bemängelt, der Kulturvergleich versteinere die Oppositionen zwischen zwei Kulturen und schließe durch seine epistemologische Grundlage des Vergleichs zwischen zwei Nationen von vornherein die Hypothese aus, dass die nationale Zugehörigkeit bei der Untersuchung keine Rolle spiele (Espagne 1994: 112-121).
15 Vgl. zur radikalen Kritik des interkulturellen Vergleichs Cappai (2005: 50-54).
16 Neben dem Argument des Ethnozentrismus werden von der radikalen Kritik des interkulturellen Vergleichs die Unbestimmtheit der Faktoren und Inkommensurabilität kultureller Muster genannt (Cappai 2005: 54-68).
17 Andreas Dorschel hat aus philosophischer Perspektive diese Orientierungsfunktion von Vorurteilen, so wie sie sich etwa in der Hermeneutik ausgeprägt hat, hervorgehoben. Aus hermeneutischer Sicht setzen Urteile Vorurteile in einem gewissen Sinne voraus (Dorschel 2001: 69).
18 „Da also Gestalt nichts anderes ist als Bestimmung und Bestimmung Verneinung, so wird sie wie gesagt nichts anderes sein können als eine Verneinung.“ (Spinoza 1977: 210).
19 Identität würde aus der hier entwickelten Perspektive nicht unter die Kategorie der Erstheit (Firstness) fallen, also desjenigen, das „so ist, wie es ist, positiv und ohne Beziehung zu irgendetwas anderem“, sondern unter die Kategorie der Zweitheit (Secondness) als Seinsmodus dessen, was „so ist wie es ist, in Beziehung zu einem Zweiten, aber ohne Berücksichtigung eines dritten.“ (vgl. Peirce 1985: 144).
20 Im Anschluss an Lefebvre haben sich eine ganze Reihe weiterer Ansätze, zum Teil in direkter Filiation, zum Teil aber auch weitgehend unabhängig von ihm zur Analyse der Alltagskultur entwickelt. Der Kürze halber sei hier auf die kultursemiotischen Arbeiten Roland Barthes (1967), auf Peter Bergers und Thomas Luckmanns im Anschluss an Alfred Schütz (1932/1974) entwickelten wissenssoziologischen Ansatz (Berger/Luckmann 1966/1980), die Arbeiten von Agnes Heller (1978), Michel de Certeau, Luce Giard und Pierre Mayol (1980) verwiesen (vgl. Hammerich 1978).
21 Für weitere Informationen über die Deutsch-Französischen Studien und Interkulturellen Europastudien: http://www.ike-eie.org/
22 Die Untersuchungen wurden im Rahmen mehrerer Seminare in der Zeit vom WS 2008/09 bis zum WS 2009/10 durchgeführt.
23 Vgl. Roland Barthes, Mythologies, Paris 2001. Roland Barthes, Système de la Mode, Paris 1967. Pierre Bourdieu, La distinction, Paris 1979. Michel Foucault, Diskursanalyse der Politik, Wiesbaden 2006. Erving Goffman, Interaktionsrituale. Über Verhalten in direkter Kommunikation, Frankfurt a. M. 1986. Bronislaw Malinowski, Une théorie scientifique de la culture et autres essais, Paris 1970. Harold Garfinkel, Studies in Ethnomethodology, Englewood Cliffs 1967.
24 Grundlage der Analyse bildete dabei Jurij Lotmans Theorie der Semiosphäre als Gesamtheit des kulturellen Raumes (1990: 125) mit seinen durch Grenzen, Zentren, Peripherien, Innen- und Außenbezirke, Hierarchien (oben versus unten) etc. bestimmten Kategorien. Eine Methode zur kulturvergleichenden Raumanalyse hat Edward T. Hall vor allem im Hinblick auf die Proxemik entwickelt. Hier geht es im Wesentlichen um die unterschiedliche Strukturierung des Raumes in unterschiedlichen Kulturen, vor allem im Hinblick auf räumliche Nähe und Distanz (Hall 1964: 41). Mit einbezogen wurden allerdings auch literatur- und theaterwissenschaftliche Methoden der Raumanalyse (vgl. Lotman 1972: 311-329; Übersfeld 1982: 139-176; Übersfeld 1991: 51-124).