Musterhafte Strukturen im Bereich von Metaphern und Metonymien
p. 47-62
Texte intégral
1. Einleitung
1Das Konzept des übertragenen Redens oder der figurativen Sprache geht von der Beobachtung aus, dass sprachliche Ausdrücke oft etwas anderes bedeuten oder bezeichnen als es ihre „Grundbedeutung“ oder „Quellbedeutung“ oder „eigentliche Bedeutung“ nahelegt. Dabei stehen diese „eigentliche“ und die abgeleitete „uneigentliche“ Bedeutung in einer erkennbaren Beziehung zueinander. Die Art dieser Beziehung dient dazu, die beiden prominentesten Typen uneigentlichen Redens, nämlich Metaphern und Metonymien zu unterscheiden. Metonymien gründen auf einer (temporalen, kausalen, räumlichen) Kontingenzbeziehung der bezeichneten Einheiten, Metaphern auf einer Ähnlichkeitsbeziehung. Metonymisch zu sagen, man habe den Schewtschenko ins Regal gestellt, basiert auf dem realweltlichen kausalen Zusammenhang zwischen dem Autor Schewtschenko und dem Exemplar eines Buches, das er verfasst hat. Metaphorisch zu behaupten, Schewtschenko sei der Goethe der ukrainischen Literatur, drückt aus, dass man Schewtschenko eine ähnlich bedeutende Rolle für die ukrainische Literatur zumisst, wie man sie für Goethe in Bezug auf die deutsche annimmt.
2Uneigentliches Reden, insbesondere die Schaffung und Verwendung von Metaphern und Metonymien, ist weit stärker sprachstrukturell lizenziert als es der kreativ-sprachspielerische Effekt vermuten lässt, der durch neue Tropen erzeugt wird. In diesem Beitrag wird es vor allem um das Konzept des paradigmatischen metaphorischen Musters gehen, dem zufolge die Wörter innerhalb eines Wortfelds ein ähnliches, auf abstrakten Merkmalen basierendes metaphorisches Potenzial entfalten. Dazu werde ich zunächst in Abschnitt 2 auf paradigmatische metonymische Muster eingehen, die in verschiedenen Kontexten und unter verschiedenen Bezeichnungen bereits häufiger untersucht wurden. In Abschnitt 3 werden grundlegende Überlegungen zur Metapher vorgestellt, und in Abschnitt 4 entwickle ich anhand verschiedener Beispiele das Konzept des metaphorischen Musters. In Abschnitt 5 wird der Zusammenhang zwischen metaphorischen Mustern und konzeptuellen Metaphern beleuchtet1.
2. Metonymische Muster
3Musterhafte Strukturen im Bereich der Metonymien werden etwa als Unterarten oder Typen der Metonymie in jeder Darstellung rhetorischer Stilmittel angeführt: Unternehmensname steht für Produkt (eine Simson fahren), Autor für Werk (Hölderlin lesen), Teil für Ganzes („pars pro toto“, braune Augen), Ganzes für Teil („totum pro parte“, das Haus streichen) etc.2. Die Restriktionen für Metonymien sind dabei nicht leicht zu bestimmen. Es genügt im Falle des Totum pro parte nicht, alle Innenwände zu streichen, um behaupten zu können, man habe das Haus gestrichen. Auch wer etwa sämtliche elektrischen Leitungen und Wasserrohre in einem Haus erneuert, der erneuert damit nicht das Haus. Cruse (1986: 189) unterscheidet verschiedene Typen mereologischer Relationen. Ein Haus etwa hat segmentale Teile (z. B. die einzelnen Räume) und systemische Teile (z. B. Leitungen, Putz, Dachziegel). Metonymische Übertragungen des Totum-pro-parte-Typs scheinen besonders gut bei segmentalen Teilen zu funktionieren, die in besonderer Weise konstitutiv für das Ganze sind, wie etwa die Außenwände für ein Haus oder bestimmte Teile für ein Schiff: Wenn man ein Passagierschiff repariert, so repariert man vielleicht den Motor oder den leckgeschlagenen Rumpf, aber nicht den Swimmingpool oder die ausgefallene Innenbeleuchtung.
4Am Beispiel des Metonymietyps ‘Unternehmensname für Produkt’, der es erlaubt, einen Unternehmensnamen für ein typisches von diesem Unternehmen erzeugtes Produkt zu verwenden (1), soll gezeigt werden, inwiefern Typen von Metonymien als metonymische Muster verstanden werden können.
(1) | a. | Sie fliegt eine Cessna. |
b. | Sie haben sich einen Tesla gekauft. | |
c. | Unsere Miele hat ewig gehalten. | |
d. | Wir waschen jetzt mit Frosch. |
5Ein metonymisches Muster ist eine paradigmatische Struktur, die für ein Wortfeld lexemübergreifend die metonymischen Beziehungen beschreibt, die zwischen den Lesarten eines Wortes dieses Feldes bestehen. Dabei wird Wortfeld hier in klassischem Sinne verstanden als die exhaustive Menge von Wörtern gleicher Wortart, die in einer bestimmten kohyponymen Beziehung zueinander stehen. Exemplarisch sei hier unter Bezugnahme auf die Beispiele in (1) das metonymische Muster „Unternehmensname > Produkt“ dargestellt (2).
(2) | Metonymisches Muster: „Unternehmensname > Produkt“ | ||
Wortfeld: | Unternehmensnamen, Markennamen | ||
Wörter: | {Simson, Harley Davidson, Cessna, Boeing, Renault, Tesla, Siemens, Miele, Persil, Frosch, ...} | ||
Lesarten: | 1) Name des Unternehmens x | ||
2) typisches Produkt y des Unternehmens x [Genus variiert nach Produkttyp: Motorräder fem, Autos masc, Waschmaschinen fem, Waschmittel neutr / ohne Artikel etc.] | |||
Kontingenz: | x produziert y |
6Metonymische Muster können aber auch eine größere Komplexität aufweisen. Sie scheinen vor allem dort auf, wo man sich mit systematischer Polysemie befasst3. Ein typischer Fall sind die Wörter zur Bezeichnung gesellschaftlich institutionalisierter Organisationen: Eine Schule ist eine Organisation, die in einem Gebäude beheimatet ist, in dem Lehrende und Schüler Innen im Rahmen einer bestimmten, gesellschaftlich institutionalisierten Form des Lehrbetriebs zum Zwecke der geistigen Ausbildung der Schüler und Schüler Innen zusammenkommen. Dabei kann man mit Schule aber nicht nur auf die Organisation selbst referieren (3a), sondern qua metonymischer Verschiebung auch auf das Gebäude (3b), die assoziierten Personen (3c), die vollzogene Praxis (3d) und die gesellschaftliche Institution (3e).
(3) | a. | Das Geschwister-Scholl-Gymnasium galt als beste Schule der Region. |
b. | Die Schule wird renoviert. | |
c. | Die ganze Schule demonstrierte gegen die Mittelkürzungen. | |
d. | Wie war die Schule heute? | |
e. | Die Schule in Deutschland basiert auf veralteten Bildungskonzepten. |
7Nun lässt sich beobachten, dass Wörter des gleichen Wortfelds, hier z. B. Kirche, sehr ähnliche metonymische Verschiebungen erlauben (4).
(4) | a. | Sie gehört der baptistischen Kirche an. |
b. | Die Kirche hat ein undichtes Dach. | |
c. | Die Kirche versammelte sich, um zu fasten. | |
d. | Die Kirche ist um 11:15 Uhr aus. | |
e. | Die Kirche droht den gesellschaftlichen Aufbruch zu verpassen. |
8Es zeigt sich also auch hier ein metonymisches Muster, das sich wie folgt darstellen lässt (5):
(5) | Metonymisches Muster: „Gesellschaftlich institutionalisierte Organisationen“ | |
Wortfeld: | gesellschaftlich institutionalisierte räumlich manifeste Organisationen | |
Wörter: | {Schule, Kirche, Parlament, Universität, Firma, Kindergarten, Zeche, Gericht, ...} | |
Lesarten: | 1) Organisation x | |
2) Gebäude y, das die Organisation x beherbergt | ||
3) Personengruppe z, die die Organisation x konstituiert | ||
4) die typische von der Organisation x vollzogene raxis v | ||
5) die gesellschaftliche Institution w, die durch die Organisation x exemplifiziert wird | ||
Kontingenz: | x ist eine Exemplifikation von w; x ist in y lokalisiert; zollzieht in y die Praxis v. |
9Die einzelnen diesem Muster zugeordneten Lexeme weisen aber auch erkennbare Unterschiede auf. Im Kontrast zu Schule ist die Organisationslesart von Kirche auf den Gesamtverband der Denomination bezogen und nicht etwa auf die örtliche Pfarrei (4a). Auch ist die Personenlesart (im Sinne von ‘Gemeinde’) alltagssprachlich eher ungebräuchlich und tritt vor allem in biblischen Texten auf (4c). Vergleichbare Idiosynkrasien, die im Wesentlichen auf die Besonderheiten der bezeichneten Organisation zurückzuführen sind, weisen auch die meisten anderen Wörter des Wortfelds auf4. Dies kann als Indiz dafür genommen werden, dass wir es hier eben nicht mit einer Regel, sondern mit einem Muster zu tun haben, das durch gebrauchs- und lexembedeutungsbedingte Abweichungen gekennzeichnet ist, das aber dennoch durch die systematische Rekurrenz der in ihm ausgedrückten Beziehungen die Produktion und Rezeption der Wörter des Wortfelds in ihren verschiedenen Lesarten unterstützt.
3. Metaphern
10Während man die paradigmatische Musterhaftigkeit von Metonymien schon oft beobachtet hat, wurde die paradigmatische Musterhaftigkeit von Metaphern weit weniger systematisch behandelt (vgl. auch Dobrovol’skij 2006: 36). Bevor ich auf das Konzept des metaphorischen Musters im Detail eingehe, seien hier einige Grundannahmen zu Metaphern vorgestellt.
11Die metaphorische Interpretation eines Lexems kommt dadurch zustande, dass eine kompositionelle Interpretation eines Satzes auf Basis seiner morphosyntaktischen Struktur und der lexikalisierten Bedeutungen der darin auftretenden Lexeme aufgrund eines Interpretationskonflikts nicht möglich ist. Dieser Interpretationskonflikt kann dann durch eine metaphorische Interpretation des Lexems aufgelöst werden (vgl. Engelberg & Rapp 2019: 33–35). Die Beispiele in (6) sollen dazu dienen, die hier vertretene Auffassung metaphorischer Interpretation anhand verschiedener Vorkommen des Lexems Woge zu illustrieren, das hier jeweils als Zweitglied eines Kompositums auftritt5.
(6) | a. Graugrüne Pazifikwogen wälzen sich über das schon zur Hälfte untergetauchte Vorschiff und fetzen Gischt in die Höhe. [Stern, 13.11.1997] |
b. Vage beunruhigt, glätte ich die Faltenwoge meines Rockes und lasse mich nieder. [Frankfurter Allgemeine, 5.5.1999] | |
c. Aus dem gestrandeten Riesentanker quoll eine kaum über-sehbare Ölwoge gegen die Küste. [Die Zeit, 4.5.1973] | |
d. Später wirkte das Spiel des Saxophonisten Steve MacKay wie ein klangliches Bindemittel – die Parts von Ron Asheton (Gitarre), Scott Asheton (Schlagzeug) und Mike Watt (Bass) wuchsen zu einer beeindruckenden Soundwoge zusammen. [Neue Zürcher Zeitung, 12.5.2006] | |
e. Das sind fast schon habituelle Empörungswogen, die durch das Land gehen. [die tageszeitung, 9.7.2005] | |
f. Offensichtlich von der Sympathiewoge wegen des Neins zum Irak-Krieg berauscht, hätten die SPD-Bosse das Brodeln an der Basis wegen der Reformagenda sträflich unterschätzt. [Nordkurier, 15.4.2003] |
12Gehen wir davon aus, dass Woge durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist, die hier jeweils durch ein Merkmalsattribut und einen Merkmalswert repräsentiert sind (7):
(7) | Lexem Woge (Quellbedeutung) |
Material: Wasser | |
Form: langgestreckt, nach oben gewölbt | |
Bewegungsart: konstante Eigenbewegung | |
Bewegungsform: in Richtung der Breitseite, rollend, ausgreifend und umfassend in Bezug auf andere Objekte (wie z. B. den Strand) | |
Bewegungsgeräusch: rauschend bis donnernd | |
Intensität: sehr hoch |
13Der Kontext in (6a) hebt auf die Farbe und die spritzende Gischt sich bewegender Wellen ab und erlaubt eine Verortung der Woge im Pazifik. Ein Interpretationskonflikt entsteht nicht. In (6b) dagegen verlangt der durch Falten und einen Rock charakterisierte Kontext ein Objekt aus Kleidungsstoff und nicht aus Wasser. Hier muss ein Interpretationskonflikt gelöst werden. Im Falle einer metaphorischen Lösung geschieht das dadurch, dass ein oder mehrere an die Quellbedeutung geknüpfte semantische, enzyklopädische oder konnotative Merkmale extrahiert und zur abstrahierenden Zielbedeutung des Lexems gemacht werden (vgl. Warren 2002: 118–123; Rapp 2020: 398–402). In diesem Fall konstituiert die Faltenwoge ein weitgehend statisches Objekt, so dass die auf Eigenbewegung bezogenen Merkmale ebenso wie das Materialmerkmal nicht verfügbar sind. Übertragen wird lediglich das Formmerkmal ‘langgestreckt, nach oben gewölbt’6.
14Die metaphorische Merkmalsextraktion kann ein oder mehrere Merkmale betreffen. Die Interpretation von Ölwoge (6c) beinhaltet fast alle Merkmale von Woge; das Material ist allerdings Öl statt Wasser. Je nachdem, ob nur ein Merkmal extrahiert wird oder mehrere, kann man auch von engen bzw. weiten Metaphern sprechen. Ölwoge ist in diesem Sinne eine enge Metapher, so eng, dass auch nichtmetaphorische Interpretationen (‘Wasserwoge mit Ölschicht’) vertretbar wären.
15Zu berücksichtigen ist schließlich noch der Abstraktionsgrad der Metapher. Während Ölwoge (6c) und Faltenwoge (6b) physische, gestalthafte Objekte bezeichnen, referiert Soundwoge (6d) auf eine physische, aber formlose Entität. Empörungswoge (6e) und Sympathiewoge (6f) tragen die Ursprungsbedeutung von Woge noch weiter in den Bereich des Abstrakten.
16Metaphern können lexikalisiert werden. Abhängig davon, ob die metaphorische Lesart neu ist oder schon lexikalisiert, fungiert der Kontext als Konfliktauslöser, wie etwa bei Faltenwoge (6a), oder als Disambiguator, wie etwa bei Sympathiewoge (6f). Hier ist davon auszugehen, dass Woge in der zusätzlichen Bedeutung ‘starke von vielen getragene plötzliche Emotion’ schon lexikalisch verankert ist. Der Kontext einer politischen Debatte und das Kompositumserstglied Sympathie lösen also keinen Konflikt aus, sondern bewirken die Disambiguierung zwischen den lexikalisierten Lesarten als Emotion und als Wasserphänomen.
4. Metaphorische Muster
17Die Darstellung in Abschnitt 3 scheint nahezulegen, dass bei der konfliktgesteuerten metaphorischen Interpretation beliebige Kombinationen von Merkmalen extrahiert werden können. Tatsächlich ist hier einerseits die Freiheit groß; andererseits zeigen sich aber auch deutliche musterhafte Präferenzen für die Extraktion von bestimmten Merkmalen. Hier sollen einige Beobachtungen systematisiert werden, die zeigen, dass Wörter innerhalb eines Wortfelds im Falle einer metaphorischen Interpretation oft dazu tendieren, auf das gleiche Merkmalsattribut der Quellbedeutung zuzugreifen. In Engelberg & Rapp (erscheint 2022) werden dafür Körperteilbezeichnungen als Beispiel angeführt, die metaphorisch in Ausdrücken wie Tischbein, Fuß des Berges, Felsnase, Bergrücken oder Schwenkarm auftreten. In allen diesen Fällen wird das Merkmalsattribut der Position des Körperteils relativ zum Körper in metaphorischer Lesart verwendet für die Position eines Objekts relativ zu einem Referenzobjekt, dessen Bestandteil es ist. So bezeichnet Bein in der Quellbedeutung einen unteren (langgestreckten) Körperteil, Fuß den untersten Körperteil, Nase einen hervorstehenden Teil (des Gesichts), Rücken den oberen Abschluss der Hauptmasse des Körpers (bei Vierbeinern) und Arm einen (länglichen) seitlichen Körperteil. Die Körperteilwörter werden nun metaphorisch auf entsprechend positionierte Teile von anderen Objekten angewendet, die unteren Bestandteile eines Tisches, den untersten Bereich eines Berges, den hervorstehenden Teil eines Felsens, den oberen, gestreckten Abschluss eines Berges oder das zur Seite schwenkbare Teil eines Objekts.
18Ein metaphorisches Muster ist eine Generalisierung über die metaphorische Interpretation von Wörtern eines Wortfelds dahingehend, dass diese Wörter in metaphorischer Lesart den Wert eines bestimmten Merkmalattributs oder die Werte einer Kombination bestimmter Merkmalsattribute ihrer Quelllesart extrahieren. Im oben dargestellten Fall liegt ein metaphorisches Muster vor, das beschreibt, dass Wörter aus dem Feld der Körperteilbezeichnungen eine metaphorische Lesart durch die Extraktion der Werte des Merkmalattributs Position der Quellbedeutung erhalten.
19Insofern als die von dem metaphorischen Muster erfassten Wörter einem Feld angehören, also in paradigmatischer Beziehung zueinander stehen, handelt es sich bei den Mustern um paradigmatische Muster. Der Musterbegriff beinhaltet dabei unter anderem, dass die beschriebenen Beziehungen nicht regelhaft aus den Bedingungen folgen, d. h. aus der Zugehörigkeit eines Wortes zu dem entsprechenden Feld, sondern lediglich auffällig oft bei diesen Wörtern zu beobachten sind. Ebenso beinhaltet die Existenz eines metaphorischen Musters nicht, dass die Wörter des Feldes keine anderen metaphorischen Merkmalsextraktionen zulassen. So basiert etwa die Metapher Arm des Gesetzes, anders als Schwenkarm, nicht auf positionalen Merkmalen, die aufgrund des abstrakten Gesetz nicht einschlägig sind, sondern auf funktionalen Merkmalen von Arm. Metaphorische Muster formulieren vielmehr eine saliente Interpretationspräferenz, die vor allem auch dann greift, wenn der Kontext für die Uminterpretation wenig tragfähig ist7.
20Im Folgenden sollen eine Reihe von Beispielen für metaphorische Muster angeführt werden. In großem Umfang werden etwa Wörter wie Welle, Tsunami, Lawine, Sturm und Böe in metaphorischer Weise verwendet. Sie sind Teil eines Wortfelds, das als das Feld von Wörtern zur Bezeichnung von „Bewegungsformationen natürlicher Elemente“ bezeichnet werden soll. Die Wörter in diesem Feld lassen sich durch eine Reihe von Merkmalen charakterisieren und differenzieren, die in der Wortfeldbeschreibung in (8) dargestellt sind.
(8) | Wortfeld „Bewegungsformation natürlicher Elemente“ |
Wörter: {Welle, Sturm, Lawine, Woge, Tsunami, Böe, Monsterwelle, Flut, Orkan, Sturzwelle, Brandungswelle, Brise, ...} | |
Bewegungskausalität: Eigenbewegung8 | |
Material: {Wasser, Luft, Schnee, ...} | |
Form: {langgestreckt, flächig, konturlos, ...} | |
Bewegungsrichtung: {in Richtung der Breitseite, in Richtung der unteren Seite, schwankend in eine Richtung, ...} | |
Bewegungsgeräusch: {rauschend, donnernd, plätschernd, ...} | |
Bewegungsrhythmus: {konstant, iterierend} | |
Bewegungseffekt: {übergreifend, übergreifend-akkumulierend, druckerzeugend} | |
Intensität: {moderat, hoch, sehr hoch, ...} |
21Die metaphorischen Lesarten dieser Wörter dienen zur Bezeichnung verschiedener Arten von abstrakteren Prozessen, insbesondere von Gefühlen (Angstwelle), gefühlsgeladenen Handlungen (Empörungswelle), Geräuschen (Soundwelle), Kommunikation (Informationswelle), Finanzereignissen (Pleitewelle) und Krankheitsausbreitungen (Grippewelle) (9)9:
(9) | a. Böe [mittlere Intensität; Eigenbewegung; iterierend; druckaus-übend]: Gefühlsböe, Böe des Unmuts, Einsamkeitsböe, Böe der Euphorie, Empörungsböe, Zeitgeistböe |
b. Brise [geringe Intensität; Eigenbewegung; iterierend; druck-ausübend]: Brise des Übermuts, Erregungsbrise, Brise des Gefühls, Gute-Laune-Brise, Wehmutsbrise, Melancholiebrise, Brise der Zustimmung, Brise des Widerstands, Brise der Freiheit, Beifallsbrise, Akkustikbrise, Brise des Swing, Jazzbrise, Musikbrise, Feedbackbrise, Brise der Konjunktur, Finanzbrise, Kapitalmarktbrise, Erfolgsbrise, Esoterikbrise | |
c. Flut [große Intensität; Eigenbewegung; konstant; übergrei-fend-akkumulierend]: Flut der Begeisterung, Glücksflut, Flut des Gefühls, Flut der Empörung, Flut des Protestes, Klangflut, Medienflut, Flut des elektronischen Werbemülls, Flut der Schlagzeilen, Redeflut, Flut der Neuerscheinungen, Leserbriefflut, Wörterflut, Metaphernflut, Schuldenflut, Kapitalflut, Flut der Folgekosten, Pleitenflut, Virenflut, Verkehrsflut | |
d. Lawine [große Intensität; Eigenbewegung; konstant; übergreifend-akkumulierend]: Lawine des Entsetzens, Wutlawine, Lawine der Entrüstung, Lawine des intoleranten Hasses, Lawine des Interesses an ihm, Lawine des Protests, Datenlawine, Medienlawine, Lawine der Kritik, Klagelawine, Zuschauerpostlawine, Kostenlawine, Gebührenlawine, Verkehrslawine, Zuwanderungslawine, Erfolgslawine, Torlawine | |
e. Orkan [sehr große Intensität; Eigenbewegung; iterierend; druckausübend]: Gefühlsorkan, Orkan der Freude, Freudenorkan, Orkan der Volkswut, Orkan der Euphorie, Begeisterungsorkan, Orkan des Protests, Beifallsorkan, Orkan des Jubels, Buhorkan, Klangorkan, Geräuschorkan, Lautstärkeorkan, Bluesorkan, Pfeiforkan, Informationsorkan, Orkan der Schimpfworte, Orkan des Wortes, Orkan der Pleitewelle, Covid-19-Orkan | |
f. Monsterwelle [sehr große Intensität; Eigenbewegung; konstant; übergreifend]: Monsterwelle des Mitgefühls, Monsterwelle der Emotionen, Monsterwelle des öffentlichen Interesses, Monsterwelle der Auflehnung, Soundmonsterwelle, E-Book-Monsterwelle | |
g. Sturm [große Intensität; Eigenbewegung; iterierend; druckausübend]: Gefühlssturm, Sturm der Angst, Wutsturm, Sturm der Leidenschaften, Sturm des Grauens, Erregungssturm, Begeisterungssturm, Dankessturm, Sturm der Empörung, Netzempörungssturm, Gerechtigkeitssturm, Buhsturm, Sturm des Applauses, Musiksturm, Sturm der Klänge, Datensturm, Sturm der Informationen, Nachrichtensturm, Finanzsturm, Sturm der Finanzkrise, Grippesturm, Sturm der Infektionen | |
h. Tsunami [sehr große Intensität; Eigenbewegung; konstant; übergreifend-akkumulierend]: Tsunami des Hasses, Fremdenhasstsunami, Erregungstsunami, Tsunami des Enthusiasmus, Gute-Laune-Tsunami, Tsunami des Blödsinns, Tsunami des Bürgerzorns, Humortsunami, Entrüstungstsunami, Solidaritätstsunami, Klangtsunami, Datentsunami, Informationstsunami, Texttsunami, Insolvenztsunami, Schuldentsunami, Börsentsunami, Schlaganfalltsunami, Virustsunami, Tsunami des Hungers | |
i.Welle [mittlere Intensität; Eigenbewegung; konstant; übergreifend]: Welle des Entsetzens, Sympathiewelle, Welle des Hasses, Welle des Sozialneids, Empörungswelle, Zuspruchswelle, Welle des Antisemitismus, Streikwelle, Welle des Applauses, Klangwelle, Welle des Lärms, Wohlklangwelle, Propagandawelle, Absagewelle, Konkurswelle, Coronawelle, erste Welle der Grippe, Pensionierungswelle, Zweitwagenwelle | |
j. Woge [große Intensität; Eigenbewegung; konstant; übergreifend]: Sympathiewoge, Woge des Grauens, Woge der Häme, Gefühlswoge, Woge des Entzückens, Begeisterungswoge, Woge des Wohlgefallens, Woge der Entrüstung, Protestwoge, Woge des Nationalismus, Woge des Gelächters, Klangwoge, Woge des Applauses, Geldwoge, Wohlstandswoge, Woge der Wählergunst, Erfolgswoge |
22Die Analyse dieser Metaphern zeigt, dass sich hier auf der Basis von vier Merkmalsattributen ein metaphorisches Muster konstituiert: (i) Intensität: Die Intensität des Vorgangs, durch die sich etwa Brise und Tsunami unterscheiden, spiegelt sich in entsprechenden Unterschieden der Metaphern wieder, z. B. Erregungsbrise versus Erregungstsunami10. (ii) Bewegungskausalität: Die fehlende bzw. nicht wahrgenommene Ereigniskausalität aller Wörter des Wortfelds führt auch zu einer verursacherfreien Darstellung der metaphorisch ausgedrückten Prozesse (Gefühlswoge, Covid-19-Orkan, Konkurswelle, ...). (iii) Bewegungsrhythmus: Die Bewegungsformationen unterscheiden sich danach, ob die Bewegung eher konstant ist wie bei einer Welle oder eher stoßweise-iterierend wie bei einer Böe; das wird reflektiert in dem Rhythmus der durch die entsprechenden Metaphern bezeichneten Prozesse. (iv) Bewegungseffekt: Die unterschiedlichen Bewegungseffekte der natürlichen Prozesse finden sich in abstrahierter Form in den Metaphern wieder. Wasser- und Schneebewegungen erstrecken sich in umfassender Weise und unausweichlich auf ihre Bezugsobjekte: Wellen überspülen den Strand, und Lawinen bedecken das darunterliegende Gelände.
23Ähnlich erfasst eine Krankheits-, Sound- oder Angstwelle große Teile der Personen in ihrem Wirkungsraum. Ähnliches gilt für Schulden-, Prozess- oder Torlawinen, wobei metaphorisierte Lawinen auch den akkumulierenden Charakter von Schneelawinen wiederspiegeln: Eine Schuldenlawine ist nicht nur umfassend und intensiv, sondern beinhaltet auch ein stetes Wachstum der Schulden. Windbewegungen sind dagegen eher durch den (stoßweisen) Druck gekennzeichnet, den sie auf Bezugsobjekte ausüben. Das metaphorische Muster stellt sich insofern wie in (10) dar:
(10) | Metaphorisches Muster: „Bewegungsformation > Prozesse“ | |
Wortfeld: | Bewegungsformation natürlicher Elemente | |
Lesarten: | 1) Bewegungsformation | |
2) Prozess- und Handlungsstruktur [insb. Gefühle, gefühlsgeladene Handlungen, Geräusche, Kommunikation, Geldbewegungen, Krankheitsausbreitung], bei der die Ursache defokussiert wird | ||
Relation: | Merkmalswerte für die Attribute Intensität, Bewe-gungskausalität, Bewegungsrhythmus und Bewegungseffekt |
24Viele andere Wortfelder zeigen ebenfalls musterhafte Präferenzen für die Extraktion bestimmter Merkmale. So nutzen Wörter aus dem Wortfeld der Gerichte und Zubereitungsarten (Brei, Salat, Cocktail, Suppe etc.) bevorzugt die spezifische Struktureigenschaft des jeweiligen Gerichts (Brei: ‘konturlos’, Salat: ‘ohne Ordnung vermischt’ etc.) zur Bildung von Metaphern (Musikbrei, Meinungsbrei, Wortsalat, Themensalat, Theoriesuppe, Datensuppe, Ideencocktail, Gefühlscocktail etc.).
25Natürliche Fortbewegungsverben (laufen, schleichen, kriechen, krabbeln, fliegen, hüpfen, springen, hangeln etc.) unterscheiden sich unter anderem hinsichtlich des Bewegungsorgans (Beine, Arme, Arme und Beine, Flügel), hinsichtlich der Geschwindigkeit (schnell/mühelos, langsam/mühsam) und hinsichtlich des Bewegungsrhythmus (kontinuierlich, semelfaktiv/iterativ). Musterhaft werden die Attribute Geschwindigkeit und Rhythmus auf andere Prozesse übertragen (11).
(11) | a. | kriechen [langsam; kontinuierlich]: Nachts im Bett kriecht die neue Situation erbarmungslos ins Bewusstsein. [St. Galler Tagblatt, 16.1.1998] |
b. | rennen [schnell; kontinuierlich]: Für die Verwirklichung des Vorhabens braucht es Zeit, und die rennt den Wissenschaftlern davon. [St. Galler Tagblatt, 4.5.1999] | |
c. | fliegen [sehr schnell; kontinuierlich]: Dies tat ihrer Dominanz jedoch keinen Abbruch, die 30jährige flog dem Ziel förmlich entgegen. [St. Galler Tagblatt, 2.6.1997] | |
d. | springen [schnell; iterativ]: Wir springen von einer Verlegenheitslösung zur anderen, was nicht nur für mich und meine sechs Mitarbeiterinnen, sondern auch für unsere Benützer kein Zustand sein kann. [St. Galler Tagblatt, 10.4.1999] | |
e. | hangeln [langsam; iterativ]: In der restlichen, langatmigen Zeit hangeln sich die Moderatoren von Gewinnspielen zu Werbespots und zu Komplimenten an die Torschützen. [St. Galler Tagblatt, 24.5.1997] |
5. Konzeptuelle Metaphern und metaphorische Muster
26Auch dem von Lakoff & Johnson (1980) entwickelten Begriff der konzeptuellen Metapher liegt die Beobachtung zugrunde, dass Metaphern nicht singuläre Einzelerscheinungen sprachlicher Kreativität sind, sondern dass sie relativ systematisch in übergreifende Strukturen eingebunden sind. Dabei wird ein Teil der Lexeme, die Entitäten und Relationen in einer konzeptuellen, oft frameartigen Struktur A bezeichnen, zur Bezeichnung von Entitäten und Relationen in einer konzeptuellen Struktur B verwendet, die ontologisch vollkommen anders, abstrakt-strukturell aber ähnlich ist. Der Metaphernbegriff ist dabei auf der konzeptuellen, nicht auf der sprachlichen Ebene angesetzt. Ein bekanntes Beispiel für eine konzeptuelle Metapher ist Argument is War. Wörter, die zur Bezeichnung von Entitäten und Relationen im Kriegskontext dienen, werden für Entitäten und Relationen gebraucht, die zum ähnlich strukturierten, aber ontologisch verschiedenen Konzept verbaler Auseinandersetzungen gehören, z. B. jemanden angreifen, jemanden attackieren, sich verteidigen, ins Schwarze treffen, sich auf jemanden einschießen, unhaltbar sein, schweres Geschütz auffahren, Rededuell, Manöver, schieß los!, jemanden mit Fragen bombardieren oder etwas unterminieren. Neue Metaphern wie etwa in (12) entstehen also nicht in ungebundener Schöpfungskraft, sondern aus einem schon fest etablierten konzeptuellen Muster der Konzeptübertragung Krieg > verbale Auseinandersetzung.
(12) | a. | Ein einziges Argument zertrümmerte die Siegfried-Linie der rechtspopulistischen Verteidigung. |
b. | Der geordnete Beginn der Debatte verlor sich schnell in einem planlosen Scharmützel. |
27Konzeptuelle Metaphern sind grundsätzlich andere Strukturen als paradigmatische metaphorische Muster. Sie sind nicht primär sprachlicher Natur, konstituieren keine Paradigmen und basieren nicht auf bestimmten Merkmalsattributen. Demgegenüber sind metaphorische Muster genuin sprachliche Strukturen. Sie gründen jeweils auf bestimmten Merkmalsattributen der Wörter eines bestimmten Wortfelds, das verstanden wird als die Menge von Wörtern gleicher Wortart, die zueinander in einer bestimmten kohyponymen Relation stehen. Ein metaphorisches Muster ist insofern eine lexikalische Struktur, die eine wortfeldspezifische Generalisierung über das metaphorische Verhalten der Lexeme dieses Felds darstellt. Dabei konstituieren metaphorische Muster keine Abbildungen von konzeptuellen Quell- und Zielstrukturen aufeinander, sondern sind deutlich auf die Quelldomäne fokussiert, deren metaphorisches Potenzial sie durch die Extraktion abstrakter Merkmale erschließen11.
28Aber auch wenn metaphorische Muster also grundlegend andere Strukturen sind als konzeptuelle Metaphern, so können sie doch miteinander interagieren. Eine konzeptuelle Metapher wie Gefühle sind Naturphänomene involviert unter anderem Konzepte aus dem Bereich, der durch das Wortfeld „Bewegungsformation natürlicher Elemente“ repräsentiert ist. Die darin auftretenden Wörter sind potenzielle Lexeme zur Versprachlichung der konzeptuellen Metapher Gefühle sind Naturphänomene (Welle des Zorns, Wutsturm, Erregungsbrise etc.). Das zugrunde liegende metaphorische Muster bedient gleichzeitig aber auch andere konzeptuelle Metaphern, z. B. Geld ist eine Flüssigkeit (Schuldentsunami, Geldwoge, Kapitalflut etc.). Um mehrere konzeptuelle Metaphern lexikalisch stützen zu können, müssen die metaphorischen Muster semantisch deutlich abstrakter konstruiert sein als konzeptuelle Metaphern. Insofern basieren die vorgestellten metaphorischen Muster auf der Extraktion recht abstrakter Merkmale der Quelllexeme, die in ihrer Allgemeinheit in der konzeptuellen Metapherntheorie keine Berücksichtigung finden.
Bibliographie
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10.1515/9783110219197 :Notes de bas de page
1 Vielen Dank an Irene Rapp für Kommentare und Diskussionen.
2 Vgl. zur historischen Genese des Metonymiebegriffs und zu Typen der Metonymie etwa Eggs (2013).
3 Zu systematischer Polysemie vgl. etwa Apresjan (1974: 16), Bierwisch (1983: 77, 81) und Dobrovol’skij (2006: 34).
4 Vgl. ausführlicher dazu Lehrer (1990) und Dobrovol’skij (2006: 50–52).
5 Die sprachlichen Belege in den Abschnitten 3 und 4 stammen aus dem Deutschen Referenzkorpus.
6 Die Generalisierungsebene hängt dabei von der Streuung des Gebrauchs ab. Komposita wie Betonwoge zeigen, dass eine große Klasse fester Materialien wogenförmig gestaltet werden kann: Im Jahre 1970 war das Düsseldorfer Schauspielhaus ein Paradestück für 39 Millionen Mark, eine Betonwoge von 125.000 Kubikmeter umbautem Raum [https://www.grin.com/document/94764].
7 Die Rolle des Kontexts spielt bei der Interpretation von Kompositametaphern oft unbestreitbar eine große Rolle, wie etwa De Knop (2003) zeigt. Inwiefern die interpretationsstützende Funktion metaphorischer Muster mit kontextueller Information interagiert, wäre im Einzelnen noch zu untersuchen.
8 Der Ursprung der Bewegung von Wellen, Lawinen und Winden kann natürlich kognitiv konstruiert werden, wird aber nicht unmittelbar wahrgenommen.
9 Die hier als Beispiel angeführten Metaphern sind fast ausschließlich Kompositums- und Genitivmetaphern; die metaphorisierten Lexeme treten also in enggefügten lokalen binären Strukturen auf. Warum solche Strukturen für Metaphern besonders geeignet sind, wird in Engelberg & Rapp (2019: 37–38, erscheint 2022) ausführlich erörtert.
10 Die graduonymischen Intensitätsrelationen innerhalb einer Elementarreihe wie Orkan > Sturm > Wind bleiben in der metaphorischen Übertragung grundsätzlich erhalten, vgl. ein Sturm des Protests brach los, geradezu ein Orkan versus ??ein Orkan des Protests brach los, geradezu ein Sturm. Zu graduonymischen Relationen vgl. Vohidova (2015).
11 Aus einer anderen theoretischen Perspektive beleuchtet Sullivan (2017) das Verhältnis von konzeptuellen Metaphern zur sprachstrukturellen Fundierung der Metaphorik.
Auteur
Leibniz-Institut für Deutsche Sprache & Universität Mannheim
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