Appendice
p. 342-343
Note de l’éditeur
(Pl. CXLIX-CLI)
Texte intégral
1La journée du 10 juillet a été consacrée à une excursion à Paestum et Velia. B. Neutsch, hors séance, prépare les excursionnistes à une visite de Velia:
2«Anhand von Plan- und Funddokumentation gab der Referent Erläuterungen zur Urbanistik von Elea unter besonderer Berücksichtigung der von ihm in Zusammenwirken mit Mario Napoli (als Soprintendente alle Antichità von Salerno Gesamtleiter der Eleagrabung) freigelegten Zone der phokäischen Urstadt von “Hyele” (später “Elea”) am Südhang der Akropolis und im unmittelbaren Anschluss an das bekannte Gebiet des sogenannten villaggio in poligonale (Abb. 1)1.
3Der neuentdeckte archaische Siedlungsbereich ist durch monumentale Terrassen-Hangräume aus solidem Polygonalmauerwerk charakterisiert in Verbindung mit “mattoni-crudi”-Wänden (Abb. 2). Die Polygonalwände sind hangseitig als Raumrückwände hochgezoge, die in der Lage sind den starken Geländeschub auszuhalten: das Polygonalmauerwerk hat seine Festigkeit weniger von der Mauerfügung als vielmehr von dem Faktum, dass jeder Stein in seinem eigenen Schwerpunkt ruht ohne die Tendenz zu kippen. Das Gefüge hebt die Spannung so auf, dass durch grosseren Druck grössere Festigkeit entsteht. Mattoni-crudi-wände sind in jenen Raumpartien nachweisbar, die keinem Hangdruck ausgesetzt waren, also talseitig, seitlich oder in Oberstockwerken.
4Im Anschluss an fruhere Untersuchungen von P. Morel wurde die Fortsetzung dieser neuentdeckten Stadtzone auch auf dem Akropolisplateau hangwärts einer langgedehnten monumentalen Quaderstützmauer identifiziert2. Diese grosse Stützmauer ist Bestandteil einer radikalen Neuordnung der Akropoliszone nach 480 v. Chr., zu der auch die Errichtung des ionischen “Athena”-Tempels beim mittelalterlichen Turm, dem heutigen Wahrzeichen von Velia gehort. Im Zuge der grossangelegten Neuordnung wurden weite Teile der Polygonalsiedlung vermutlich nach einer Katastrophe aufgegeben und überbaut.
5Die ursprüngliche Ausdehnung der archaischen Polygonalsiedlung ist durch die letzten Untersuchungen von Mario Napoli des Jahres 1975 auch im Bereich der Nordseite des Akropolisplateaus zu Füssen der mittelalterlichen Kapelle durch eine Raumsequenz in Polygonaltechnik nachgewiesen worden. Die Grundrichtung der neuentdeckten Räume (etwa parallel zur Kapelle) weicht von jener der Südhangzone ab. Dort nämlich liegt ein Grossteil der Polygonalräume an einer etwa Nord-Süd verlaufenden Plateia und deren parallel und quer yerlaufenden Stenopoi in einem soweit die Hanglage es erlaubte “praehippodamischen” System. Die Aufdeckung dieses Komplexes wurde bis 1975 vorangetrieben, der letzten Kampagne im Beisein von Mario Napoli. Die zuletzt durchgeführte Kampagne hat unter anderem ergeben, dass ein am weitesten talwärts gelegener Hausbezirk (Α-Γ) samt einer hangwärts ansteigenden Steintreppe unter Beibehaltung des alten ”piano regolatore” unter Verzicht auf Polygonaltechnik, die durch regelmässige Bruchsteintechnik ersetzt wurde, noch im 4-3. Jh. v. Chr. fortbestand.
6Die archaische Polygonalsiedlung am Südhang hatte nach Ausweis der datierenden Funde in ihrer ältesten Phase eine Lebensdauer von der durch Herodot überlieferten Gründungszeit bald nach 540 bis ca. 480 v. Chr.
7Wegen der Frana-Zerstörung am Hang sind die Funde, in der Hauptmenge Keramik, sehr fragmentiert. Es handelt sich vorzugsweise um ionische Streifenware mit der Leitform ionischer Schalen überwiegend vom Typ Β 2 (Abb. 3).
8Eine attische Trinkschale mit der Darstellung eines Symposiasten auf der Kline im rotfigurigen Stil um 500 v. Chr. konnte durch die Restauratorin des Archäologischen Instituts Innsbruck, Dr. Maria Dawid, fast vollständig wiedergewonnen werden. Sie trägt die Inschrift im Bildfeld des Schaleninnenrunds: ΠΑΝΑITIOC KAΛOC.
9Die künstlerische Handschrift des Malers ist jedoch kraftstrotzender als jene im bekannten Oeuvre des sogenannten “Panaitiosmalers” (Abb. 5). Darüber soll anderen Orts berichtet werden. Hier sei nur darauf hingewiesen; dass typologisch der eleatische Zecher auf der Kline mit dem Motiv der Ruckwendung des Kopfes eine wichtige Vorstufe zu einer entsprechenden Gestalt in der von Mario Napoli entdeckten bereits frühklassischen «tomba del tuffatore» darstellt. Was auf dem grossgriechischen Grabgemälde von Paestum als Kommunikationsmotiv von einem Figurenensemble getragen wird, ist bei dem eleatischen Symposiasten in einer einzigen Gestalt zusammengefasst.
10Von nicht geringerem Interesse ist der miniaturhafte Junglingskopf vom 2,5 cm hohen Randstuck eines kleines Skyphos (Abb. 4). Trotz seines schwarzfigurigen Stils auf rötlich-orangem Tonschlickergrund (intentional red) gehört er zeitlich in nächste Nähe des rotfigurigen Zechers, Beide Neufunde sind kostbare Zeugnisse aus jener Zeit, in der die Akmé des grossten Eleaten lag, Parmenides.
11In engere gedankliche Verbindung mit Parmenides brachte der Referent im Schlussteil einen von Mario Napoli entdeckten Sakralbezirk in der Sudhafenzone von Elea, in dessen zentralem pozzo sacro Votive für Eros aus dem 4-3. Jh. v. Chr. geborgen wurden. Die Votive zum Teil mit dem Graffito EP (= Eros) stammen von heimgekehrten oder in See gehenden Reisenden der damaligen Zeit. Der pozzo sacro ist von einigen Naturfelsen umgeben, von denen zwei ebenfalls eine Inschrift EP beziehungsweise Ε (dieses linkslänfig Ǝ) tragen3. An anderer Stelle soll ausführlicher begrundet werden, dass es sich hierbei um “heilige Steine” und urtumliche Kultmale handeln kann, die einer frühen Eros-Verehrung gedient haben. Für diese Frühphase ware dann Eros nicht der konventionelle Aphrodite-Sohn der Spätzeit, sondern-als Schöpfer alien Lebens-der grosse Urgott des Parmenides».
Notes de bas de page
1 An den Kampagnen, die seit 1969 jeweils im Spätsommer stattfanden, wirkten an der Zusammenarbeit zwischen der Soprintendenza alle Antichità Salerno mit der Missione Archeologica Mannheim und seit 1971 Missione dell'Università di Innsbruck Assistenten und Studierende der Universitäten Innsbruck, Karlsruhe, Mannheim, Padova, Roma und Salerno mit. Seit 1973 integrierte sich dem Teamwork als wesentliches Element eine bauwissenschaftliche Gruppe unter Leitung von Prof. J. Daum (Univ. Innsbruck, Technische Fakultät).
Namentlich seien nach den Assistenten Dr. F. Krinzinger, Dipl. Ing. A. Hohenwarter (Innsbruck) und den Mitarbeitern der Soprintendenza Salerno Dott. E. Greco und Dott.ssa Angela Greco noch Dott.ssa Olga Salvadego (Univ. Padova) genannt, aus deren Mitarbeit eine Diss. über die Inschriftenstempel der Veliaziegel resultiert; ferner die Innsbrucker Doktoranden der Archäologie A. Bernhard-Walcher (Diss., Phokäische Keramik aus Hyele) und J. Prammer Weitere Miíarbeiter sind in früheren Berichten genannt. vgl. PP. XXV, 1970, 146 ff.; Atti Conv. MGr. 1971, 415 ff. sowie 1972, 307 ff. F. Krinzinger konnte zusätzlich eine Untersuchung der Nordmauerbefestigung und der Porta-Marina-Nord vornehmen, die in Bälde als Habil.-Schrift an der Univ. Innsbruck vorliegen wird.
2 Vgl. P. Morel, PP., vol. XXV, 1970, 136, fig. 2, Mauerzug A-B-C-.
3 Vgl. Mario Napoli, PP., vol. XXIV, 1966, 223, fig. 7. Derselbe, Führer durch die Ausgrabungen von Velia, 15 f. und Lageplan bei S.36.
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Les céramiques de la Grèce de l'Est et leur diffusion en Occident
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