Kaiser und Kaiserreich in spätmittelalterlichen Universalchroniken
Wissensbestände, Rezeption und Wirkung in Italien
p. 199-232
Résumés
Chroniken vom Typ der Papst-Kaiser-Geschichte haben das spätmittelalterliche Geschichtswissen ebenso wie das Geschichtsbewusstsein in Italien wesentlich bestimmt. An der Vielzahl der erhaltenen, in Italien hergestellten Abschriften ist unschwer zu erkennen, dass die Welt- und Heilsgeschichte des sechsten Weltalters das Kaisertum als weiter bestehende Universalgewalt in das Bewusstsein der Zeitgenossen eingeschrieben hat. Im 14. und 15. Jahrhundert wurden etliche Aktualisierungen vorgenommen, die einerseits die Bearbeitung der Basischroniken zeigen und sich andererseits in Fortsetzungen manifestieren. Dabei wurde der Kaisergeschichte weit mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als in der Forschung bislang deutlich geworden ist. Erkennbar werden die regionalen und sozialen Kontexte einer auf das Kaisertum konzentrierten Erinnerung. Insbesondere die Fortsetzungen, die Geschichte bis in die eigene Zeit als Zeitgeschichte dokumentieren, sind als aktive Gestaltung der lebendigen Kaisertradition für die Zukunft zu verstehen.
In the late Middle Ages, chronicles listing popes and emperors distributed historical knowledge and impacted the historical awareness in Italy. The large number of manuscripts with these texts produced in Italy provides ample proof that the empire and its emperors were conceived as important within the design of world and salvation history. Edits and continuations from the fourteenth and fifteenth century show the frequent interest in, and popularity of, the genre. Recent research seems to have overlooked that in these modifications and continuations the history of the emperors has received considerable attention. The manuscripts thus shed light on the regional and social aspects of a memory focused on empire. In particular, the continuations that document contemporary history should be considered in the light of an active shaping of the imperial tradition.
Entrées d’index
Keywords : pope-emperor chronicles, Martin of Troppau, reception, humanism
Schlüsselwörter : Papst-Kaiser-Chroniken, Martin von Troppau, Rezeptionskultur, Humanismus
Texte intégral
Einführung
1Bei Gelehrten des späten Mittelalters war das Bild von Kaiser und Kaisertum der eigenen Gegenwart durch die Geschichte des Kaisertums seit Augustus geprägt.1 Dieses Denken basierte auf der Herstellung und Benutzung von Katalogen, die alle Amtsträger (seit Caesar bzw. Augustus bis in das Hochmittelalter bzw. die eigene Zeit) in chronologischer Folge mit Dokumentation der Amtszeiten auflisteten. Geschichtskenntnisse über das Kaisertum waren kein Arkanum weniger Interessierter, sondern gehörten insbesondere für Juristen und Prediger zum Allgemeinwissen, aus dem Vergleichsfälle für aktuelle Fragen gezogen und Exempla generiert werden konnten. Viele schulten ihr Wissen an Chroniken, die dem Muster der Papst- und Kaiserreihen entsprachen, das Gilbertus Romanus2 und insbesondere Martin von Troppau3 im 13. Jahrhundert konzipiert hatten, um eine leichte Zugänglichkeit der Daten und Fakten zu garantieren. Beide Texte wurden in Italien im 14. und 15. Jahrhundert in älteren Handschriften weiter benutzt, neu abgeschrieben oder als Grundlage für Modifikationen gemäß gewandelten Interessen verwendet.4 Die europaweite Rezeption in mehr als 500 Handschriften allein für die Chronik des Martin von Troppau, zuzüglich zahlreicher unter eigenem Namen geführter Varianten der Gattung Papst-Kaiser-Chronik und Übersetzungen in die Volkssprachen,5 lässt erkennen, dass es sich um das „Geschichtsbuch“ der römisch-westlich orientierten Christenheit handelte. Diese Texte formten das Bild vom Kaisertum auch in Italien maßgeblich.6 Die papstkritische Haltung etlicher Passagen, wie etwa die Aufnahme der Päpstin Johanna, führte zur Ablehnung in Kurienkreisen, was der allgemeinen Verbreitung allerdings kaum Abbruch tat. Ein besonderes Interesse an diesen Werken ist aufgrund der Häufung von Abschriften und Bearbeitungen im 15. Jahrhundert zu verzeichnen. Nach 1500 ebbte das Interesse deutlich ab.7
2Nach kurzen Einschätzungen der Überlieferungssituation in Italien wird zunächst analysiert, welches Bild vom Kaisertum und von der Stellung des Kaisers Martin von Troppau in seiner Vergangenheitsdarstellung prägte. Die enge Verknüpfung zwischen Kaisertum und sacrum imperium Romanum macht es erforderlich, nicht nur die Personengeschichte der einzelnen Kaiser aufzuarbeiten, sondern die Strukturgeschichte des Kaiserreichs in die Analyse einzubeziehen.8 Anhand einzelner spezifischer Bearbeitungen des Textes wird danach eine in Italien vorgenommene Aktualisierung der Wissensbestände in einem sich wandelnden Kaiserreich untersucht.9 Welche Wirkungen von den Werken ausgingen, kann abschließend an einigen prominenten Schlaglichtern aufgezeigt werden. So lässt sich die Sicht, die Dante vom Kaisertum entwickelte, mit der Benutzung der Martinschronik in Verbindung bringen. Das Interesse der Humanisten des 14. und 15. Jahrhunderts an der historischen Tradition der spätmittelalterlichen Universalchroniken wurde bislang unterschätzt.
Die Überlieferung der Martinschroniken in „Italien“
3Für „Italien“ ergibt sich das Bild, dass Abschriften der Martinschroniken relativ weit verbreitet waren. Die Suche der Textzeugen erfolgte durch Auswertung von Thomas Kaeppeli, der gedruckten Handschriftenkataloge, der Reiseberichte der Monumentisten im 19. Jahrhundert, der Übersichten bei Anna-Dorothea von den Brincken sowie durch sporadische eigene Bibliotheksrecherchen.10 Neben der Vatikanischen Bibliothek sind Bände heute in allen größeren Handschriftensammlungen Italiens nachgewiesen. Betrachtet man die mittelalterliche Verbreitung, so stellt Bologna ein zentrales Kommunikationszentrum dar.11 Im Umfeld der Universität wurden Abschriften offenbar professionell angefertigt. Als Drehscheibe der Überlieferung kann man Bologna mit Recht bezeichnen. Die Stadt hat aber nicht alle Abschriften nur in die Ferne geschleudert, sondern blieb selbst am Konzept bipolarer Weltgeschichte interessiert. In der Universitätsbibliothek lassen sich vier Exemplare nachweisen, deren Entstehung in die Zeit vom ausgehenden 13./beginnenden 14. Jahrhundert bis in die frühe Neuzeit reicht. In der kommunalen Bibliothek findet sich ein ehemals dem Liceum gehörender Band, zudem weist eine Kollegbibliothek eine fragmentarische Abschrift auf. Die juristische Ausbildung im römischen Recht ließ es unabdingbar scheinen, Kaisergeschichte präsent zu halten, um eine Einordnung der Bestimmungen in den historischen Kontext zu ermöglichen. Das pragmatische Geschichtswissen schuf einen Erinnerungsraum, der nicht rein juristisch konzipiert wurde, sondern in dem die Kaiser prinzipiell wesentliche Funktionen innerhalb der christlichen Gesellschaft übernahmen. Insbesondere Frieden und Einheit wurden von Kaisern garantiert.12
4Im benachbarten Florenz haben die frühen Papst-Kaiser-Chroniken inklusive der Chronik Martins von Troppau mit großer Wahrscheinlichkeit einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die Ausbildung der politischen Ideen des Frühhumanismus genommen.13 Aus dem Konvent von Santa Croce in Florenz stammt eine Handschrift, die zu den ältesten erhaltenen Texten der Martinschronik überhaupt zu rechnen ist.14 Auch im Bettelordenskonvent San Marco war eine Abschrift aus dem ausgehenden 13. bzw. beginnenden 14. Jahrhundert vorhanden.15
5Das Mailänder Interesse an einer bipolaren Vergangenheitssicht stand offenbar nicht im Widerspruch zu der sehr kaiserfeindlichen Politik, die sich in zahlreichen Konflikten mit den deutschen Herrschern widerspiegelt. Auch wenn die Besitzgeschichten der Bände bislang kaum aufgearbeitet sind, was genaue Zuweisungen von Interessen verbietet, fällt auf, dass sich heute mindestens acht Texte der Chronik in der Ambrosiana befinden, davon vier Martinshandschriften in der aufwendigen Tabellenform des ausgehenden 13. Jahrhunderts.16 Hinzu tritt ein Fragment, das heute in der Mailänder Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Die Chronik wurde in den Handschriften, die im Mailänder Kontext verblieben, aber – zumindest nach bisheriger Kenntnis – weder fortgesetzt noch übersetzt. Ob daraus auf ein frühes Absterben des Interesses am bipolaren Geschichtsbild geschlossen werden kann, wird erst die Autopsie mit einer Dokumentation der Benutzungen erweisen. Zudem kann für eine modifizierte Weiterführung auf das Werk des Stadtkindes Galvano Fiamma verwiesen werden.17
6In Genua hat man sich sehr früh für die bipolare Geschichtssicht interessiert.18 Eine sorgfältige Abschrift zeigt mit Rubrizierungen und Randnotizen die Hochschätzung des Eigenen in der Heilsgeschichte von Päpsten und Kaisern. Der Band befindet sich heute in der Vatikanischen Bibliothek (BAV Ms. Vat. lat. 2959). Die Nennungen der Stadt, die im Text der Martinschronik aufscheinen, wurden vom Schreiber mit roter Tinte eingetragen. Es wurde also eine Vorlage auf die eigenen Bedürfnisse hin ausgerichtet abgeschrieben. Die Zweispaltigkeit wurde beibehalten, bei der die Päpste auf der Verso-Seite, die Kaiser auf der Recto-Seite stehen. Mit römischen Zahlen wurde eine Jahreszählung eingetragen. Randnotizen und eine von der Genueser Hand eingetragene Fortsetzung lassen die Interdependenzen erkennen. Dabei ist das Eigene nicht ausufernd ergänzt worden. Die Rubrizierung ist nicht allein auf das stadtgenuesisch Eigene bezogen, sondern hebt wie etwa im Abschnitt über Kaiser Claudius mit der Entsendung der Apostel allgemein Wichtiges hervor. In dieses Bild fügt sich auch eine Übersetzung ins Genuesische von der Wende des 13. zum 14. Jahrhundert, die heute allerdings in Venedig (BNMVe VI 275) aufbewahrt wird.
7In Norditalien finden sich zudem mehrfach Handschriften, welche den Text der Martinschronik zusammen mit Schriften Riccobalds von Ferrara vereinen, der seinerseits mit dem Pomerium eine Kurzversion der Martinschronik kompiliert hat.19 Die Texte der Papst-Kaiser-Chroniken wurden in den nördlichen Regionen des italienischen Stiefels nicht nebenbei zur Ergänzung der Regionalgeschichte tradiert, sondern waren selbst wesentlicher Teil des Geschichtsinteresses. Viele führende Mächte, die in Nord- und Mittelitalien Territorialherrschaft ausübten, setzten sich mit dem Geschichtskonzept auseinander und behielten zahlreiche Handschriften zur Verfügung.20 Die spätmittelalterliche Festsetzung der politisch wirksamen päpstlichen Einflusssphären hatte in Norditalien keine Dominanz der Papstchronistik zur Folge, bei der die Kaiser aus der Vergangenheitssicht verbannt worden wären. Der Widerstand gegen Abgabenzahlungen an die Kaiser war nicht an eine damnatio memoriae der Kaisergeschichte seit Christi Geburt geknüpft. Man bezog sich auf das antike Kaisertum und sah eine Tradition zumindest bis ins 13. Jahrhundert. Zu einer Spaltung der historisch-definierten Identität ist es nicht gekommen, allenfalls zu einer auf das eigene Machtzentrum ausgerichteten Umformung.21 Zudem ist festzustellen, dass die oligarchisch verfassten Stadtstaaten mit regelmäßigen Amtswechseln ablesbar an der Rezeption deutlich mehr bipolare Reichskonzepte verfügbar hielten als Städte mit dynastischen Herrschaftsgefügen, weil mehr Menschen unabhängig voneinander an den politischen Verfahren beteiligt waren und um die Geschichte wissen mussten. In Venedig, das sich zu einer eigenen Weltmacht entwickelte, wurden Handschriften der Papst-Kaiser-Chronistik benutzt.22
8Im Süden Italiens blieb der Typus der Papst-Kaiser-Chronik greifbar, bildete aber – wie der bisher aufgearbeitete Überlieferungsbefund suggeriert – keine eigenständige Rezeptionsdynamik aus.23 Dem Stauferkönig Manfred war zwar eine eigene Papst-Kaiser-Chronik zugedacht, die Andrea Sommerlechner aus der römischen Handschrift bekannt gemacht hat,24 doch konnten im Süden bislang keine Abschriften dieses Textes nachgewiesen werden. In der Folgezeit garantierten die engen Beziehungen der Florentiner Familien zum Königshof von Neapel und nach Sizilien funktionierende Kommunikationswege, aber dennoch orientierte man sich weniger am Kaisertum, wofür nicht nur die andauernden Bürgerkriege sorgten, sondern auch die monarchische Ausrichtung im päpstlichen Lehnkönigtum, die seit Robert dem Weisen († 1343) Polemik gegenüber der Kaiserherrschaft und konsequenterweise auch eine Abgrenzung von den bipolaren Vorstellungen zur Folge hatte.25 Die von den Byzantinern zu den Deutschen wechselnde Kaiserherrschaft scheint in Süditalien insgesamt (also auch im Königreich Sizilien) in der Folgezeit keine legitimierende und integrierende Basis für die anjouvinischen und aragonesischen Nachfolger dargestellt zu haben. Ein eigenes Interesse dieser Herrscher am Kaisertum und der Pflege seiner Geschichte konnte sich offenbar ob der immer wieder brisanten politischen Lage im eigenen regnum nur begrenzt ausbilden.26
Das Kaisertum bei Martin von Troppau
9Die Papst-Kaiser-Chronik des als Poenitentiar an der römischen Kurie beschäftigten Martin von Troppau liefert, ursprünglich an eine Zeitleiste gebunden, in parallelisierter chronologischer Abfolge die Regierungszeiten und wichtigsten Informationen zu Päpsten und Kaisern. Die Chronik selbst ist in der Zeit des Interregnums entstanden, also einer Zeit, als nach der Absetzung Kaiser Friedrichs II. zwar Versuche von Königsherrschaft konkurrierten, aber kein westlicher Kaiser gekrönt wurde. Die Optik der Seiten innerhalb der Kodizes suggeriert in der Ursprungsform des Werkes die Gleichrangigkeit und Gleichwertigkeit von Papst und Kaiser. Für Päpste wie für Kaiser galt, dass es prinzipiell immer nur einen legitimen Amtsträger geben konnte. In der Christenheit war gemäß der Grundüberzeugung Martins von Troppau nur für einen Kaiser Platz. Der Zugang zum Kaisertum war deshalb streng limitiert. Zunächst hatten nur Römer überhaupt Chancen auf das Amt. Danach wurden in historischer Folge auch Griechen, Franken und Deutsche herangezogen, wobei die Vorstellung nationaler Berechtigungen, nicht individueller Entscheidungen prägend war.27
10Trotz dieser systematischen Zuordnung wurde mehrfach im Werk auf eine Dopplung der Kaiserwürde verwiesen. Zu Marc Anton wurde beispielsweise die gemeinsame Herrschaft mit seinem Bruder Lucius notiert und verallgemeinert: Ab isto Roma incepit duos imperatores habere. [...] Horum tempore primum res publica equo iure imperium administrantibus paruit.28 Dies wurde in den Flores temporum IIIc modifiziert: ab hoc incepit Roma duos imperatores habere, ut uno mortuo alius succederet, uno praeliante alter iudicio praesideret, unus in Oriente et alter praeesset in Occidente, rem publicam taliter gubernando.29 Helius Pertinax und Septimius Severus werden als nächstes Kaiser-Duo angeführt. Die Vorstellungen von der Struktur des Kaisertums treten innerhalb der Darstellung der Martinschroniken auch im Folgenden immer wieder hervor, ohne dass eine Trennung der Kaiserreihe vorgenommen worden wäre.
11Ludwig der Blinde (900-928),30 vom Chronisten gezählt als der Dritte, übernahm das Imperium, das von den Franken gelöst und auf die Italiener übertragen worden sei, weil die Franken Rom nicht gegen die Langobarden unterstützten. Das Reich sei hier geteilt worden.31 In der Struktur des Handschriftenlayouts findet sich hingegen keine Anpassung in der Form, dass die Kaiserreihe graphisch geteilt worden wäre. Die Teilung blieb zudem Episode. Bis zu den Ottonen hätten einige nur in Italien, andere nur in Alamannien das Imperium gelenkt.32 Kaiser Berengars (915-924) Angriffe gegen Ludwig werden als Krieg um die Einheit des Reiches aufgefasst. Konrad I. (911-918) habe nicht in Italien geherrscht (imperavit) und deshalb kein kaiserliches Heil genossen.33 Obwohl eigentlich Schriftraum zur Verfügung stand, sind die Angaben höchst knapp. In sorgsam angelegten, doppelsträngigen Handschriften blieben mehrere Zeilen einfach frei.34 Erst unter Heinrich I. (919-936) wird der Platz wieder ausgeschöpft, obwohl befunden wurde, dass er ohne Herrschaft in Italien und ohne päpstliche Krönung eigentlich nicht zu den Kaisern gezählt werden könne.35 Nach den Kaisern Berengar III., Lothar II. und Berengar IV. sei dann Otto (962-973) zur Kaiserwürde gerufen worden (pro corona imperii vocatus).36 Er sei der erste imperator Theotonicorum gewesen. Nachdem das Reich von den Italikern eximiert worden sei, hätten bis zur Gegenwart nur Deutsche die Kaiserwürde getragen (soli Theotonici imperaverunt usque ad praesens tempus).37
12Noch bei der Darstellung des 13. Jahrhunderts hatte bereits Gilbertus Romanus in seinem Text zu Papst Honorius III. auf die Krönung eines imperator Constantinopolitanus durch den Papst verwiesen.38 Die Eroberung Konstantinopels 1204 hatte dafür die politischen Voraussetzungen geschaffen. In der Chronik Martins von Troppau wurde dies weiter tradiert.39 Damit war das Zwei-Kaiser-System mit einem Kaiser im Westen und einem im Osten als historisches Faktum noch im 13. Jahrhundert präsent, obwohl dies der politischen Theorie und dem Schema der Papst-Kaiser-Chroniken widersprach. In der Tradition der Chronik Gilbertus' und der Martins von Troppau gab es in allen Werken dieses Typs nur eine Reihe der Kaiser, keine Parallelisierung byzantinischer und römischer Kaiserlisten.
13Seit der Übertragung des Kaisertums von den Griechen auf die Franken spielte in der Geschichtsdarstellung die Krönung eines Herrschers zum Kaiser eine zentrale Rolle. Ohne die rituelle Einführung ins Amt konnte nicht von Kaisertum gesprochen werden. Dabei wurde keineswegs immer auf den Schauplatz in Rom und den Koronator hingewiesen.40 Substantiell für die Vorstellung von dem, was in der Moderne als Reichsverfassung zu bezeichnen wäre, war die Zuweisung der Einsetzung des Kurfürstenkollegiums an Otto III. Die Chronik Martins vermeldet, dass die Verfassung des Reiches vom Erbkaisertum zum Wahlkaisertum verändert worden sei.41 Fortan sei der Kaiser von den sieben Offizialen gewählt worden, die nicht nur aufgezählt, sondern in einem Merkvers wiederholt werden, damit sie sich gut einprägen. Der König von Böhmen gehört gemäß dieser Darstellung, die im 19. Jahrhundert mit dem Schlagwort „Kurfürstenfabel“ belegt wurde, seit dem Tod Ottos III. zur engsten Führungsriege des Reiches und war an der Bestimmung des Kaisers als höchstem Herrn per secula beteiligt.42 Es wundert nicht, dass die in der modernen Forschung konstruierte Entstehung des Kurfürstengremiums im 13. Jahrhundert für den Chronisten und seine Leser kein Thema war und auch im weiteren Verlauf der Tradition die Festsetzung der kurfürstlichen Rechte, etwa in der Goldenen Bulle von 1356, im Bereich der Papst-Kaiser-Chronistik diesseits und jenseits der Alpen nicht interessierte.
14Zentrale Aufgaben der Kaiser waren nach Ansicht des Juristen Martin von Troppau die Gesetzgebung und die Herstellung bzw. Bewahrung von Frieden. Dies offenbart sich nicht nur in den Darstellungen der antiken Kaiser, sondern spielte auch für die mittelalterlichen Amtsträger eine zentrale Rolle. So wurde Konrad II. (1024/1027-1039) jenseits der Vorlagen in die Reihe der kaiserlichen Gesetzgeber gestellt (Hic multas leges condidit).43 Der Hinweis auf Konrads Anordnung, Friedensbrecher mit dem Tode zu bestrafen, folgt gemäß den Vorlagen, die Martin benutzte.
15Oft war von harten Auseinandersetzungen zwischen den beiden Spitzen des Reiches zu berichten. Diese stellten in Martins Sicht offenbar keine Ankündigung der Endzeit im 13. Jahrhundert dar, sondern standen in einer langen Tradition. Papst Innozenz I. (402-417) hatte Kaiser Arcadius (395-408) exkommuniziert, weil Johannes Chrysostomos aus dem Amt gejagt worden war.44 Papst Anastasius II. (496-498) exkommunizierte Kaiser Anastasius (491-518).45 Die Exkommunikation Kaiser Michaels III. (842-867) und König Lothars (855-869) durch Papst Nikolaus I. (858-867) wurde in einem Teil der Überlieferung verzeichnet.46 Für die Gegenwart des Spätmittelalters schufen diese Geschichtskenntnisse ein Erfahrungspotential, mit dem die Krisen der eigenen Zeit, etwa der Streit zwischen Papst Johannes XXII. und Ludwig dem Bayern, leichter zu bewältigen waren. Die Zusammenarbeit zwischen König Sigismund und Johannes XXIII. im Vorfeld des Konstanzer Konzils stach vor diesem Hintergrund besonders positiv hervor.
16Die ständigen Kontakte zwischen den Päpsten und den Kaisern seit Augustus und Petrus dokumentierte Martin auch sonst in großer Vielfältigkeit. Unterstützung und Spannungen wechselten mit den Amtsträgern und der Gesamtlage. Papst Felix III. verurteilte nach Konstantinopel gesandte Legaten, weil der Kaiser sie bestochen hatte.47 Auch Papst Hormisdas (514-523) ging nicht selbst zum Kaiser, um den Arianismus zu bekämpfen, sondern schickte Gesandte nach Konstantinopel, die aber von Kaiser Anastasius I. (491-518) nicht vorgelassen wurden.48 Dass Anastasius durch einen Blitzschlag ums Leben kam, wertete Martin als Gottesurteil. Details zur sog. Hormisdas-Formel vermittelte Martin hingegen nicht. Das Exil Papst Silverius’ (536-537) wird thematisiert und die Tötung durch den Kaiser dokumentiert.49 Genaueres berichtete Martin erst im Abschnitt zu Silverius’ Nachfolger Vigilius (537-555), dem er eine Intrige zuschreibt, um selbst das Papstamt zu erlangen.50 Die Hauptverantwortung für den Mord an Silverius wurde Kaiserin Theodora zugeschrieben. Ein Treffen von Papst und Kaiser in Konstantinopel wird bei Justinian II. (685-695, 705-711) verzeichnet,51 wobei in der Papstreihe herausgestrichen wurde, dass Papst Konstantinus (708-715) eine Messe in der Hagia Sophia feierte und dem Kaiser die Kommunion erteilte, nachdem dieser demütig um Vergebung seiner Sünden gebeten hatte.52
17Die Reihe der Beispiele ließe sich leicht verlängern, doch mag das diskutierte Material dazu genügen, die Prägung der politischen Erwartungen spätmittelalterlicher Herrscher zu charakterisieren und die aus dem historischen Wissen resultierenden Erfahrungshorizonte aufzuzeigen. Die Zeitgenossen des späten Mittelalters sahen das Kaisertum der eigenen Gegenwart aufgrund der Traditionsbildung nicht nur als zwangsläufig zur Heilsgeschichte gehörend an, sondern akzeptierten auch die mit den Amtswechseln verbundenen Veränderungen in der Wechselwirkung der beiden Universalgewalten. Kaiserliches Handeln stand in diesen historisch geprägten Denkgewohnheiten immer in direkter Beziehung zum Papsttum und zur gemeinsamen Lenkung der Christenheit.53
Das Bild der Kaiser bei Martin von Troppau
18Um Martins Bild von den Kaisern zu verdeutlichen, muss hier selbstverständlich eine Auswahl aus der langen Reihe der Amtsträger erfolgen, die aber die unterschiedlichen Facetten zum Ausdruck bringen wird. Nicht nur uns heute, sondern bereits Martin von Troppau interessierten Augustus, Konstantin der Große, Karl der Große und Otto der Große in besonderem Maße. Sie hatten zudem lange Regierungszeiten, was in Martins Schema, in dem für jedes Regierungsjahr eine Zeile zur Verfügung stand, Spielraum für umfänglichere Berichterstattung bot. Aus der jüngeren Kaisergeschichte ist Friedrich I. für das Kaiserbild in Italien von besonderem Interesse. Daneben finden sich aber auch bei heute weniger stark im Fokus stehenden Kaisern interessante Informationen, die das Bild von kaiserlicher Stellung und Kaisertum formten.
19Das Bild von Octavianus Augustus weicht stark von dem heute geltenden Geschichtswissen ab.54 Durch die Geburt Christi seien Heilserlebnisse des Kaisers ausgelöst worden, berichtet Martin von Troppau.55 Im 5199. Jahr nach Adam und im 752. Jahr seit der Gründung Roms habe die Geburt des Herrn auch die römische Lebenswelt verändert. Die Zeichen seines Heils seien in Rom als der Hauptstadt des Weltreichs spürbar gewesen und Octavianus Augustus habe davon Kenntnis genommen. Im Spätmittelalter, das Wundern prinzipiell Realität und Wirklichkeitsbeeinflussung zumaß, führte dies dazu, dass Augustus als Idealbild des guten Herrschers evoziert wurde, der ob seiner Erfolge und des von ihm verkündeten Friedens die ganze Welt tributpflichtig gemacht habe. Dabei wurde ihm Bescheidenheit zugesprochen, denn das Ansinnen seiner Zeitgenossen, ihn als Gott anbeten zu wollen, habe er zurückgewiesen und vielmehr die Sibylle befragt, welche die Ankunft des himmlischen Königs prophezeit habe.56 Die Rückbeziehung des Kaisertums auf ihn wurde gleich zu Beginn der Chronik ausdrücklich verbalisiert: Augustus dictus est, quod nomen posteris successoribus summum apicem declarat imperii. Atque ab illo tempore penes unum potestas cepit imperii, que Grece dicta est monarchia.57 Hingegen zeichnete Martin vom zweiten Kaiser in der Lebenszeit Christi ein negatives Bild. Bei Tiberius (14-37) interessierte die persönliche Starrheit, die am Beispiel der Provinzialverwaltung verdeutlicht wird. Die Einsetzung von Pontius Pilatus wurde ihm zugeordnet und die Situation mit Zitaten aus der Historia Judeorum des Flavius Josephus geschildert. Pontius Pilatus aber sei dann wegen vielfacher Anklagen nach Burgund ins Exil gesandt worden und habe sich schließlich selbst umgebracht.58 Lag die Kritik an den Nachfolgern im moralischen Bereich,59 so wird Nero (54-68) als Gefahr für das imperium Romanum stilisiert, das er verformt und gemindert habe.60 Große Teile des Senats habe er getötet, Rom niedergebrannt und den Christen die erste Verfolgung eingebracht. Sueton wird als Beleg für seine Verfehlungen angeführt. Domitian (81-96) wird von Martin ebenfalls sehr negativ stilisiert. Der Mord an Senatoren, die Anmaßung der Bezeichnung als Gott und die zweite Christenverfolgung sind die Ursache für das negative Urteil.61 Aus seiner Zeit sind dem Chronisten die ersten Märtyrer bekannt. Insbesondere interessierte den in Rom lebenden Martin von Troppau aber die Errichtung des Pantheons, die er unabhängig von seinen Vorlagen in den Bericht einfließen ließ.62 Es zeigt sich bereits bei der Lektüre der ersten Kaiserviten, wie individuell jeder einzelne seine Kompetenzen ausschöpfen konnte. Die Bewertungen waren eng an die Interessenlagen der christlichen Gemeinden gekoppelt.
20Antonius Pius (138-161) steht ob seiner Haltung gegenüber den Christen bei Martin von Troppau in positivem Licht. Sein Beiname wird als Programm gedeutet.63 In seinen Bericht ist erneut eine didaktische Herrscherregel integriert, die dadurch auch den christlichen Herrschern des Spätmittelalters ins Gewissen geschrieben wurde: Malo exemplo Scipionis unum civem servare quam mille hostes occidere („Lieber will ich – dem Beispiel Scipios folgend – das Leben eines einzigen römischen Bürgers bewahren, als 1000 Feinde töten“).64
21In der Kaiserreihe gab die lange Regierungszeit Konstantins des Großen (306/307-337) dem Chronisten Raum für die Darstellung der kaiserlichen Förderung für die Christen.65 In dieser Zeit war auch die Translation der Gebeine des Apostels Andreas und des Evangelisten Lukas nach Konstantinopel zu verzeichnen. Konstantin der Große wird von Martin von Troppau daneben auch in Papstreihe genannt und seine Leistungen wurden herausgestrichen.66 Das Konzil von Nicäa (325) wurde allerdings nicht ihm zugesprochen, vielmehr erklärt, dass auf Vorschrift des Papstes in Bithinien 318 Bischöfe zusammengetreten seien. Die Taufe Konstantins wird erwähnt, danach liest man aber vor allem etwas über die vielen Kirchengründungen des Kaisers. Die kaiserliche Förderung des Christentums an den zentralen Orten in Jerusalem, Konstantinopel und Rom resultiert aus dem imperium und legitimiert es gleichermaßen. Die Vorbildfunktion für spätere Kaiser scheint evident.
22Der im Westen unter Kaiser Leo I. 15 Monate lang regierende Augustulus wird in seiner Furcht vor Odoaker gezeichnet. Er habe das Purpurgewand abgelegt und auf die kaiserliche Majestät verzichtet, so dass Odoaker Rom habe einnehmen können.67 In der Regierungszeit Kaiser Zenos (474-491) tritt die legislative Funktion der Kaiser in den Vordergrund des Berichts, wenn direkt nach der Angabe der Regierungszeit vermeldet wird: hic fecit leges plurimas („Dieser (Kaiser) hat sehr viele Gesetze gemacht“).68 Welche Gesetze freilich auf ihn zurückgehen, wird dem kundig gedachten Rezipienten des Textes nicht vermittelt. Bei Justinians Gesetzgebung vermerkt der Autor später den Kodex und die Digesten.69 Die politischen Probleme der Durchsetzung des Kaisertums waren eng mit Religionsfragen verknüpft, wie nicht zuletzt im Abschnitt zu Kaiser Justin (518-527) deutlich wird, der für seine rigide Politik gegen die in Rom als Häretiker aufgefassten Arianer als christianissimus gerühmt wird.70
23Unter Justin II. (565-578) wird ausführlich über die Langobarden berichtet.71 Die Befreiung des regnum Italicum vom konstantinopolitanischen Joch wird für seine Regierungszeit eingetragen. Seither seien die Römer durch den Patricius regiert und Italien zur Wohnstätte der Langobarden geworden. Eine langobardische Königsliste wird eingeschaltet, die jenseits der sonstigen Bemühungen um die strikte Chronologie mit einem Vorgriff auf die fränkisch-langobardischen Kriege endet. Herrschaftsverhältnisse jenseits des Kaisertums, die geschichtsträchtig waren, wurden nicht ausgeblendet.
24Als Gregor (590-604) zum Papst gewählt wurde, sandte Kaiser Mauritius eine Zustimmungsbekundung, doch gerieten die beiden Häupter bald in Streit. Durch mehrere göttliche Zeichen wurde der Kaiser aber zur Buße und zum Einlenken gebracht.72 Dieses Beispiel lehrte den späteren Lesern, dass ein Nachgeben der Kaiser gegenüber den Päpsten als probates Mittel angesehen wurde. Es wurde nicht als Schwäche bewertet. Für Mauritius (582-602) selbst kam diese Umkehr freilich zu spät, da er von Phokas (602-610) ermordet wurde, so wie es der Weissagung zu entnehmen war, die Mauritius zum Einlenken bewegt hatte.
25In der Zeit Konstantins IV. (668-685) galt als sensationell, dass die Frau des persischen Königs sich in Konstantinopel taufen ließ und sogar die Taufe ihres Mannes bewirkte.73 Die Erweiterung der Gebiete, die christlich lebten, galt Martin auch sonst als zentrale Aufgabe der Kaiser. Um das Römische Reich aber stand es in der Zeit Konstantins IV. schlecht, wie nicht zuletzt daraus abzulesen war, dass der Kaiser den Bulgaren einen Tribut zahlen musste, um den Frieden zu sichern.74
26Für die Mitte des 8. Jahrhunderts erklärte Martin, der Kaiser von Konstantinopel habe nur noch dem Namen nach (solo nomine) geherrscht, weil die Sarazenen im Osten und Süden fast alle Gebiete erobert hätten, was zahlreichen Christen das Leben gekostet habe.75 Der Berichtsraum für Kaiser Leo IV. (775-780) wurde genutzt, um christlichen Herrschern Moral und Achtung vor der Kirche zu lehren: Leo sei von Begierden krank gewesen und habe sich sogar eine mit Karfunkeln besetzte Krone aus einer Kirche aufs Haupt gesetzt. Dies habe ein Fieber ausgelöst, an dem er – so schwingt mit – aufgrund göttlicher Strafe gestorben sei.76 Danach hätten sein Sohn Konstantin VI. (780-790 und 790-797) und seine Frau Irene (790 und 797-802) für zehn Jahre das Imperium gelenkt.77 Der Sohn habe seiner Mutter das Reich geraubt, diese habe mit weiblichen Ränken ihren Sohn geblendet und selbst drei Jahre regiert. Die 17-tägige Sonnenverdunklung dieser Zeit wurde mit der Blendung des Kaisers und seiner Söhne erklärt.78 Vor dem Hintergrund der Zwei-Lichter-Lehre der politischen Theorie des hohen und späten Mittelalters war die Zuweisung von Sonne und Mond, von direkter mächtiger Tageslichtquelle und schwächerer Beleuchtung bei Nacht klar: Der Kaiser war die Sonne, nicht der Papst.79
27Die Wirren in Konstantinopel wurden von Martin als Legitimation für die Translatio des Kaisertums an die Franken gewertet.80 Es wurde nicht das Bild vermittelt, dass mit der Krönung Karls wie gelegentlich in der Spätantike, zwei Kaiser für Osten und Westen zuständig waren, sondern die ungeteilte Kaiserherrschaft des imperium Romanum galt dem Chronisten als von den Griechen auf den rex Francorum übertragen. Die Angst vor dem Entzug der Berechtigung, die Kaiser stellen zu dürfen, brannte sich durch dieses Exempel in das Bewusstsein ein. Standards für kaiserliches Verhalten wurden historisch definiert. Die Verfehlungen eines Einzelnen blieben nicht folgenlos, sondern konnten in der eigenen Gegenwart die Konstanten politischer Ordnung ebenso grundlegend erschüttern, wie dies in der Vergangenheit geschehen war.
28Die Krönung Karls des Großen zum Kaiser wird in den verschiedenen Fassungen der Chronik unterschiedlich dargestellt. Hier gab es also offenbar das Bedürfnis der Chronisten, das Geschichtsbild immer wieder zu modifizieren, weil die damals begründete Tradition der westlichen Kaiserkrönung Referenzpunkt für die eigene Gegenwart war.81 Interessant scheint die Sicht, dass Karl auf Bitten der Römer zum Kaiser gemacht worden sei.82 Zu Karl finden sich darüber hinaus zahlreiche ruhmreiche Taten. Mit ihm begann in der Wertung Martins eine neue Zeit, in der Rom nicht mehr gegen orthodoxe Abweichler und uneinsichtige Machtmenschen als Kaiser opponieren musste. Das Zusammenspiel beider Lenker des Reiches war endlich wieder gewährleistet. Karl waren noch als König wichtige Schläge gegen das papstfeindliche langobardische Königtum gelungen, er hatte wie sein Vater die Besitzungen des Hl. Petrus bestätigt und noch Spoleto und Benevent hinzugefügt.83 Roland und andere hätten die Sarazenen in Spanien zurückgeschlagen, er habe die Sachsen und fast alle Gebiete des gesamten Westens unterworfen. In Köln habe er zwei Brücken über den Rhein gebaut, sei seinen Söhnen und Töchtern ein guter Vater gewesen und habe selbst humilitas gegenüber den Kirchen bewiesen. Mit einem großen Heer sei er, so wird gegen die heutige Wissenslage berichtet, ins Heilige Land gezogen und hätte auf dem Rückweg in Konstantinopel vom Kaiser reiche Geschenke erhalten, die er aber zurückgewiesen und allein die Übertragung von Christusreliquien gefordert habe, die er der Marienkirche in Aachen überließ.84
29Otto der Große wurde als erster imperator theutonicorum bezeichnet und eine Exemption des Kaiserreichs von den Italienern notiert (exempto enim imperio ab Italicis soli theutonici imperaverunt usque in praesens tempus).85 Kardinäle und Römer hätten ihn gegen Papst Johannes XII. zu Hilfe gerufen. Im Bericht zu Papst Johannes XII. (955-963) wird das Profil Ottos des Großen weiter ergänzt. Die Verstöße des Papstes gegen das Wertesystem der Kirche, zu denen neben der Jagd auch öffentliche Liebschaften mit Frauen zählten, wurden insofern instrumentalisiert, als dadurch das kaiserliche Eingreifen und die Absetzung des verfehlten Papstes in Anwesenheit Ottos des Großen legitimiert wurden.86 Das Rechtssystem des imperium Romanum funktionierte nach Auffassung von Martin von Troppau gerade wegen der Doppelspitze; Gerechtigkeit konnte aufgrund der Gewaltenteilung auch gegen unwürdige kirchliche Herrscher geübt werden. Der weltlichen Strafe folgte aufgrund fehlender Reue des Papstes die göttliche. Die Situation war dadurch aber noch nicht geklärt, da stadtrömische Kräfte bei der Bestellung eines Nachfolgers gegen das kaiserliche Ansinnen opponierten.87 Benedikt V., den Martin von Troppau auf Johannes XII. folgen lässt, wurde nach Ottos Belagerung der Stadt Rom von den Römern ausgeliefert und ins Exil geschickt. Den kaiserlich bestimmten Papst Leo IX. (963-965, in der offiziellen Papstliste heute Leo VIII.) brachte dies nach Auskunft des Chronisten sogar zu der Bestimmung, dass Päpste wegen der Schlechtigkeit der Römer grundsätzlich nur mit kaiserlichem Konsens eingesetzt werden sollten.88 Die Zusammenarbeit von Benedikt VII. (974, 984-985) und Otto II. (967-983) gegen die Römer wurde jenseits der Vorlagen von Martin notiert.
30Bei Kaiser Friedrich I. vermeldet Martin von Troppau das Schisma und den Streit mit Mailand, der zur Zerstörung der Stadt führte, sowie den Aufbruch zum Kreuzzug, nachdem Saladin das Grab Christi erobert und das Kreuz geraubt hatte.89 Das Heilige Land spielte eine zentrale Rolle bei der Darstellung der kaiserlichen Politik. Die guten Beziehungen zu Papst Hadrian wurden dem Streit mit Alexander III. in der Darstellung vorausgeschickt. Die Aktivitäten der europäischen Könige treten in der Kaiserreihe erstmals stärker hervor. Aber sie sind lediglich Akteure, die in der Zeit des Kaisers agierten und erhielten keine eigenständigen Berichtsräume. Nach Friedrichs Tod übernahm sein Sohn Heinrich VI. die Regierung und folgte schließlich im Kaisertum.90 Unter Coelestin und Innozenz habe er regiert (Hic sub Celestino et Innocencio imperavit), was man chronologisch, aber auch politisch verstehen kann. Nach Heinrichs Tod kam es zum Streit unter den Fürsten und zur Doppelwahl und Konkurrenz zwischen Otto IV. und Philipp von Schwaben.91 Durch die Krönung auf Geheiß des Papstes konnte Otto IV. Vorteile erzielen, die hinterlistige Ermordung Philipps machte den Weg für seine Herrschaft frei. Die zeitliche Reihung des Berichts noch im Abschnitt zu Heinrich VI. ist auffällig. Dabei wurde dann zum Jahr 1207 Otto IV. auch als selbständiger Kaiser mit eigenem Berichtszeitraum aufgeführt. Der Verlust des Kaisertums resultierte laut Bericht nicht aus der päpstlichen Entscheidung, sondern war begründet mit dem wunderbaren Triumph Friedrichs II. über Otto in Schwaben.92
31Friedrichs II. eigenes Kaisertum startete mit der Krönung durch Honorius III. in der Petersbasilika. Wie eine Mutter habe ihn die Kirche zur Würde des Reiches (fastigium imperii) erzogen.93 Sein Kreuzzug war allerdings durch die Exkommunikation überschattet, so dass er dort mehr Verödung, denn Ermutigung zurückgelassen habe. Ohne den Streit mit den Päpsten ausführlicher darzustellen, berichtet Martin von Friedrichs Absetzung durch Innozenz IV. und die Wahl des Landgrafen von Thüringen durch die Fürsten.94 Wie seinem Nachfolger, Wilhelm von Holland, habe ihm aber der kaiserliche Segen (benedictio imperialis) gefehlt.95 Seit Augustus sei Friedrich II. der 95. Kaiser gewesen,96 unter dem der Einfall der Tataren für die Christen großen Schaden bereitet hätte. Ein Bergsturz in den Alpen habe zahlreiche Tote gefordert.97 Nach der Absetzung Friedrichs oder seinem Tod sei das Römische Reich vakant gewesen, weil alle von den Fürsten gewählten Könige verstarben, ohne das Kaisertum erlangt zu haben. Außerdem sei es zur Spaltung unter den Wählern und zur Doppelwahl gekommen.98 Bis in die Zeit der Abfassung habe sich daran nichts geändert, so dass das Wissenswerte jetzt unter dem Titel der Vakanz zu verzeichnen sei.99 Die Ordnung der Darstellung wechselt von der nach Herrschern zur annalistischen Reihung.100 Geographisch bleibt das Reich in seinen Teilen im Bericht greifbar, denn es wird keineswegs nur Italien beachtet, sondern der gesamte orbis christianus mit einem Schwerpunkt im Heiligen Land.
Modifikationen am Kaiserbild in Bearbeitungen der Chronik Martins von Troppau in Italien
32Die Nachrichten spätmittelalterlicher Papst-Kaiser-Chroniken sind in den gängigen Basistexten stark gefiltert. Sie wurden so ausgewählt, dass für jeden einzelnen Papst und Kaiser nur sehr knappe Informationen zur Verfügung stehen. Was manchem als geniale Zusammenschau des Wesentlichen erschien, genügte nicht jedem. Geschichte als Ergänzungsform war die logische Folge für all diejenigen, die jenseits des Datengerüsts zur Papst-Kaiser-Geschichte eigene historische Kenntnisse besaßen und diese in das Gebäude der Welt, repräsentiert durch die beiden Erzählstränge für Päpste und Kaiser, integrieren wollten. Mit ihren Ergänzungen veränderten sie sehr individuell das in den Chroniken Erinnerte. Damit variierten die Autoren die tradierten Wissensbestände in sehr unterschiedlicher Weise.
33Bei den Bearbeitungen sind zwei Kategorien voneinander zu trennen: einerseits die reinen Fortsetzungen, die das Material Martins beibehielten und lediglich eine Fortschreibung mit Ergänzung der seither amtierenden Päpste sowie der römischen Könige und Kaiser vornahmen.101 Die Kaiserreihe wurde nur in wenigen Ausnahmefällen aufgegeben. Obwohl die Zahl und Amtsdauer der Kaiser im 14. und 15. Jahrhundert überschaubar blieb, wurde in unzähligen Handschriften in allen Regionen des lateinischen Europa nicht nur die alte Vorstellung vom Kaisertum rezipiert, sondern auch in Italien Kaisergeschichte bewusst als die eigentlich der Ordnung entsprechende Kategorie beibehalten. Konkret sei verwiesen auf die Handschrift BMLF Conv. Soppr. 262, die eine in getrennten Reihen und mit Zeitleiste versehene Abschrift der Martinschronik aus dem 14. Jahrhundert enthält, die durch eine humanistische Hand eine Fortsetzung bis ins 15. Jahrhundert erfahren hat. Hier sind allerdings nur knapp die Papstnamen und gelegentlich die Herkunft vermerkt. Die Kontinuität der Benutzung ergibt sich aus einem Nachtrag zu Papst Eugen IV. (1431-1447). Die Kaiserreihe bleibt am Ende fragmentarisch, doch wird rein formal in den Kopfzeilen weiterhin die Trennung der bipolaren Einflusssphären vollzogen. Die Erwartung weiterer Einträge fixierte und stabilisierte das politische Denken der Zeit, in der die Fortsetzung eingetragen wurde.
34Andererseits gab es Bearbeitungen mit größeren Eingriffen in den Inhalt der Chronik, obwohl die Vorlage in weiten Teilen wortgetreu übernommen wurde. Hier ist genauer hinzuschauen, wie sich das Bild vom Kaisertum wandelte. Veranschaulichen lässt sich dies an der bereits edierten Chronik des Albertus de Bezanis, die sich bei näherem Hinsehen als Bearbeitung und Fortsetzung der Papst-Kaiser-Chronik des Martin von Troppau erweist.102 Von Albertus de Bezanis ist bekannt, dass er in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Cremona lebte und arbeitete. Seine vermutlich im Autograph erhaltene Chronik ist ein interessantes Muster für Kompilationsmethoden. Sie ist in der Vatikanischen Bibliothek (Urb. Lat. 394) überliefert. In dieser Handschrift wurde eine Weltgeschichte erarbeitet, die bis 1370 geführt wurde. Seit dem Fund des Textes durch Wenck und der Edition von Albertus' eigenen Textpassagen durch Holder-Egger hat der Band des Cremonenser Bürgersohns aber kaum Aufmerksamkeit erfahren. Albertus de Bezanis hat für seine Geschichtsdarstellung, die von der Geburt Christi bis in die eigene Zeit reichte, bis 1277 die Papst-Kaiser-Chronik Martins von Troppau als wesentliche Vorlage benutzt. Dabei hat er offenbar eine Zusammenführung des Wissens aus der Martinschronik und anderen Vorlagen akribisch geplant. Die Anlageform der Seiten im Kodex weist eindeutig dem Martintext die zentrale Position oben mittig auf der Seite zu. Die freien Ränder waren groß bemessen und wurden je nach vorhandenem Material gefüllt. Textvorlage für die Martinschronik war keine doppelsträngig organisierte Handschrift, sondern eine Abschrift mit alternierender Reihe der Päpste und Kaiser. Selbst der Prolog Martins von Troppau ist vorhanden, denn der Beginn des Bandes ist nicht der von Holder-Egger gedruckte Textbeginn. Auf einem vorgehefteten Blatt war der Prolog Martins von gleicher Hand abgeschrieben worden. Dem Leser, welcher den Band in die Hand nimmt, tritt diese Passage als erstes entgegen, wenn auch in einer eher notizenhaften Form. Beim Blick in die Handschrift wird der Zusammenhang zur Chronik Martins von Troppau also gleich offenbar.
35Besonderes Augenmerk legte Albertus auf das Ritual der Königs- und Kaisererhebungen, was sich im Chroniktext ebenso zeigt wie in dem Krönungsordo, der im Band als Einzeltext integriert wurde. Das Themendossier im Umfeld des Geschichtswerkes offenbart durch die Verknüpfung beider Texte ein Interesse an der Legitimität kaiserlicher Herrschaft aufgrund regulärer Einsetzung.103 Der Band besteht aus vergleichsweise wenigen Großlagen, so dass eine Gesamtkonzeption des Autors vorliegt, keine zufällige Genese des Bandes über mehrere Benutzungsstufen hinweg.
36Nach dem schon erwähnten Prolog der Martinschronik, der bis et quidam ex passionibus sanctorum zu der Kurzversion bearbeitet wurde, sind die zugrundeliegenden chronikalen Quellen Martins gleich nach dem ersten Abschnitt eingefügt. Diese Umstellung wird man als bewusste Reflexion über die Basistexte deuten dürfen, weil ihre Nennung beim mittelalterlichen Leser eine Einordnung der Seriosität des Wissens erlaubte. Die erste Lage ist für den sog. Vorspann der Martinschronik reserviert, die noch nicht im Papst-Kaiser-Schema strukturiert ist, das ja erst mit Augustus und Jesus bzw. Petrus als erstem Papst einsetzen kann. Ergänzt wurde die Frühgeschichte Roms aus der C-Version der Martinschronik, in die wiederum ein Provinciale Romanum eingeschaltet wurde und die das Interesse an der Mailänder Frühgeschichte parallel zur römischen herausstreicht.104 In diesem Teil zeigt sich eine rege Arbeit des Kompilators, der den reichlich bemessenen Rand mit Zusätzen gefüllt hat.
37Regionale Sonderinteressen offenbaren sich auch in einem Exkurs zur Geschichte der Herzöge und Könige der Lombardei, in dem ein Kampflied des 12. Jahrhunderts singulär überliefert ist.105 Dadurch wurde die Papst-Kaiser-Chronik für die Region und ihre Identität interessant.106 Die vorliegende Edition gibt hier einen völlig falschen Eindruck, weil sie wahllos am Ende dieses Exkurses einsetzt und dem Leser die übergeordnete Strukturierung im Lauf der Weltgeschichte verwehrt. In der Zeit des 13. Jahrhunderts unterließ es Albertus, über Kaiser Friedrich II. (†1250) und König Rudolf von Habsburg zu berichten (†1291), obwohl die Vorlage der Martinschronik reiches Material zur Verfügung stellte. Dazu wollte man in Norditalien aber anderes wissen, als bei Martin zu lesen stand. Zu negativ war die Erinnerung an die Staufer und ihre Anhänger, die Italien so drangsaliert hatten. Adolf von Nassau am Ende des 13. Jahrhunderts und insbesondere die beiden Kaiser Heinrich VII. und Karl IV. fanden wieder Albertus' Interesse. Eine Klärung, ob er dafür eine bereits existierende Fortsetzung zur Chronik Martins von Troppau benutzte oder wie der Herausgeber suggeriert eigenständig formulierte, bleibt weiteren Studien vorbehalten. Als Gegner Ludwigs des Bayern charakterisierte er dessen Herrschaft aber sehr individuell auf seine Interessen bezogen als illegitim und die Handlungen in Cremona als unrechtmäßig. Alle diese Angaben sind nicht mehr verteilt auf die Papst- und Kaisergeschichte, sondern wurden im annalistischen Stil mit regionalen Angaben vermengt.107 Wie wenig Papstgeschichte dabei dokumentiert wurde, ist auffällig.
Beispiele für die Wirkung des Kaiserbildes der Universalchroniken
38Die Wiederbelebung der Antike in der politischen Kultur und Geistesgeschichte Italiens im 14. Jahrhundert wird mit den Namen von Dante und Petrarca verbunden. Dante propagierte das imperium Romanum als Leitidee für die politischen Verhältnisse Italiens im beginnenden 14. Jahrhundert. Der Bezug auf die Antike, der in seinen Schriften spürbar ist, wird als Frühhumanismus in Europa gedeutet. Die Monarchia Dantes ist immer wieder Ansatzpunkt für Untersuchungen zur politischen Theorie und zum Verständnis des Imperiums am Beginn des 14. Jahrhunderts gewesen. Die vielfältige Auseinandersetzung hat akribisch die verschiedenen politiktheoretischen Traditionsstränge nachgewiesen.108 Bislang unscharf blieben die Untersuchungen zu den Wurzeln seines Geschichtsbildes und der Begrifflichkeit des imperium Romanum. Betont wurde lediglich, dass seine Kenntnis der antiken Geschichtsschreiber nicht besonders ausgeprägt gewesen ist.109 So liegt es nahe, die Ursprünge seines Denkens in den Strömungen seiner Gegenwart zu suchen. Seine Idee vom globalen Weltkaisertum ist der mittelalterlichen Zwei-Schwerter-Lehre, wie sie bei Martin historisiert wurde, in zentralen Punkten verpflichtet. Das imperium Romanum bestand bis in die eigene Gegenwart fort. Dante hob Martins System der Bipolarität nicht auf, sondern setzte sich nur für eine Stärkung der kaiserlichen Macht in Fragen der politischen Kompetenz innerhalb Italiens ein.
39Am Beginn von Dantes Monarchia (I, i, 5) wird eine Definition für das Imperium gegeben: temporale monarchia werde imperium genannt. Dies ist zu parallelisieren mit der Passage aus der Chronik Martins von Troppau zum Jahr 725 ab urbe condita.110 Auch die wenig später folgende Feststellung: Consequenter agendum est de duplici regimine urbis, scilicet de spirituali, quod fuit per pontifices, et temporali, quod fuit per imperatores lehnt sich sprachlich an die Diktion der Martinschronik an.111 Die Herrschaft eines Einzelnen über alle anderen in der Zeit, wie sie in Monarchia I, i, 2 formuliert wird, fügt sich in das Gedankenbild der Papst-Kaiser-Chroniken, die einen solchen imperator in historischer Tradition seit Augustus vor Augen stellen. Dantes hohe Wertschätzung für Orosius ist bei den Überlegungen mit ins Spiel zu bringen, die freilich nicht nur aus Martin von Troppau stammt, sondern direkt aus dem Werk des Orosius entnommen ist und dem Zeitgeist des beginnenden 14. Jahrhunderts entspricht. Aber die Bezüge zu Martin von Troppau sind sprachlich so nah, dass es plausibel scheint, dass Dante den Text direkt benutzt hat.
40Dante erhielt seine Ausbildung im Konvent von Santa Croce in Florenz. Dorther stammt – wie schon eingangs betont – eine der ältesten erhaltenen Handschriften der Martinschronik. Der Band 19 Sin 5 der Biblioteca Medicea Laurenziana in Florenz bietet eine Tabellenversion der Chronik, die aus dem Franziskanerkloster Santa Croce stammt. Der Text wurde im ausgehenden 13., spätestens in den ersten Jahren des 14. Jahrhunderts geschrieben. Die formale Gestaltung der Handschrift sei dokumentiert: Auf fol. 77r beginnt die Chronik in ungewohnter Weise. Eine zeitgenössische Hand hat ein Incipit cronica Martini über die erste Spalte eingetragen, so dass das nachfolgende Provinciale Romanum als Teil der Martinschronik erscheint. Erst auf fol. 84ra setzt dann der Text ein, der nach heutigem Urteil die Chronik in der Version Cc ausmacht. Die Nachrichten zu den Bauwerken Roms und zur römischen Geschichte vor Christi Geburt sind klar gegliedert, wurden aber ohne besondere Auffälligkeiten kopiert. Am Ende des Prologs wurde fol. 91r nur mit sieben Zeilen in der ersten Spalte gefüllt, um dem Anlageprinzip zu genügen. Auf der folgenden Verso-Seite (fol. 91v) nimmt die Papstreihe ihren Ausgang. Hier wurde wie am Beginn eine Zierinitiale gestaltet, die den Platz zwischen Zeitleiste und Text füllt. Die Anlage konnte anfangs ohne Probleme eingehalten werden. Um dem Leser die Zweispaltigkeit zu erleichtern, wurden jeweils kongruierende Verweiszeichen am Ende einer Seite und zu Beginn der übernächsten Seite angebracht. Auf fol. 92r beginnt dann die Kaiserreihe mit einer Majuskel, aber ohne besondere Ausschmückungen. Wie in den Tabellenhandschriften üblich wurde der Eintrag zu Tiberius nur auf die linke Spalte gesetzt, um Platz für die Bemerkungen zu Octavian zu haben. Die Probleme, das Schema einzuhalten, sind im weiteren Verlauf vielfach spürbar. Freie Zeilen am Ende eines Eintrages wurden konsequent für den nachfolgenden Text benutzt, wobei der Herrschername aber immer in der Zeile steht, die gemäß der Zeitleiste durch seinen Regierungsbeginn definiert ist. Gepunktete Hilfslinien führen den Leser in die richtige Zeile nach oben. Alles in allem bleibt die Tabelle mit fünfzig Zeilen gewahrt. Der Kodex zeigt im Fortlauf dann Auflösungserscheinungen bei der schematischen Anlage je weiter der Text voranschreitet. Am Anfang hat der Kopist sich noch der Mühe unterzogen, Text und Layout aus der Vorlage zu übernehmen, doch die Schwierigkeiten waren zu groß, als dass er es bis zum Ende durchgehalten hätte. Dabei ist das Platzproblem nicht durch größere Ergänzungen im Text bedingt. Durch die Komposition der Texte und das sorgsam nach Päpsten und Kaisern getrennte Layout erscheint das imperium in dieser Handschrift als bipolare Einheit mit Rom als Zentrum.
41Hinzuweisen ist auf eine besondere Stelle. Am unteren Rand ist nach der Ziffer DCCCL die Päpstin Johanna nach Leo eingetragen. Da der Text in die Zeitleiste hineinreicht, fällt der Eintrag besonders auf. Zudem wurde er mit einer manicula und durch eine Marginalie femina hervorgehoben. Der Abschnitt reicht auf der nächsten Papstseite noch einige Zeilen weiter. Da kein Wechsel der Schreiberhand bemerkt werden kann, ist der Passus offenbar aus der Vorlage übernommen, aber bewusst auffällig positioniert worden. Jeder, der die Seite aufschlug, hat die Information garantiert gelesen, was bei einer Einordnung in den normalen Seitenspiegel nicht erfolgt wäre. Dante nutzte für seine papstkritische Haltung Martins Argumente planvoll. Gegenargumente gegen das Papsttum halfen, die Bedeutung des Kaisertums hervortreten zu lassen.
42Die Wertschätzung der Martinschronik bei Humanisten tritt klar zu Tage.112 In einer erstaunlichen Zahl von Bänden wurde der Text entweder von humanistischer Hand glossiert oder mit Sueton-Viten113 oder anderen antiken Werken zusammen in einem Band überliefert.114 Gerade wenn es darum ging, die Antike für die Gegenwartspolitik zu nutzen, wurde auf Historiographie zurückgegriffen. Die Angaben Martins zur Frühgeschichte Roms wurden besonders stark wahrgenommen, wie Randnotizen und Unterstreichungen in den Handschriften zeigen, ohne dass wir diese bereits einzelnen Humanisten zugewiesen hätten.
43Als der Florentiner Matteo Palmieri im 15. Jahrhundert seinen liber de temporibus verfasste, löste er sich von der Doppelsträngigkeit: Er hat nur ein Darstellungsband, dem aber vier Orientierungsleisten beigegeben werden.115 Links (also zur Orientierung) findet sich die Zählung der Jahre nach Christi Geburt und eine Spalte für die Regierungszeiten der Päpste, rechts eine Spalte mit den Kaisern und eine Jahreszählung seit der Schöpfung. Man wird das wohl doch so interpretieren dürfen, dass das Kaisertum von ihm zwar weiterhin als wesentlicher Teil der Heilsgeschichte angesehen wurde, aber die Orientierung an der Geschichte der Päpste erfolgte. Möglich blieb es aber, sich bei der Benutzung die Geschichte auch in der anderen, kaiserlichen Perspektive zu erschließen.
Abschließende Bemerkungen
44In der Politikgeschichte wurde immer wieder betont, dass in „Italien“ seit dem Tod Heinrichs VII. 1313 weniger das mittelalterliche imperium Romanum die identitätsstiftende oder bewussten Widerspruch provozierende politische Bezugsgröße darstellte, sondern man sich idealisierend auf die ruhmreiche Antike und die heidnischen römischen Kaiser konzentriert habe.116 Die Benutzung wie die Umarbeitungen der Papst-Kaiser-Chroniken zeigen hingegen eine Addition aller Elemente unter Beibehaltung eines hohen Wissenstandes über das mittelalterliche imperium Romanum und über die Geschichte der einzelnen Kaiser, obwohl die Präsenz der Kaiser in Italien gering war.
45Die Chroniken hatten neben ihrer rein wissensvermittelnden Funktion eine politische Wirkung. Sie fundierten eine Vorstellung von der langen Dauer des imperium Romanum unter der Herrschaft von Päpsten und Kaisern. In den Zeiten des späteren Mittelalters, in denen kaum noch Kaiser in Rom gekrönt werden konnten und selbst die Päpste ihren Sitz jenseits der römischen Stadtmauern wählten, dienten die Papst-Kaiser-Chroniken zur Festigung der Normen insbesondere auch für das Kaisertum. Diese Chroniken schufen mit historischen Argumenten ein Bewusstsein für das Verhältnis zwischen Kaisern und Päpsten und allgemein zwischen weltlicher und geistlicher Macht. Das Kaisertum und die Kaiser waren deshalb zentraler Bestandteil der Vergangenheitsdarstellung.
46Die Universalgeschichte führte nur eine einzige Kaiserreihe, die gemäß der Theorie von der translatio imperii immer nur einen legitimen Kaiser kennt und den Wechsel von den Römern zu den Griechen, von den Griechen zu den Franken und von den Franken zu den Deutschen notiert. Das Zwei-Kaiser-Problem wurde so umgangen. Es bestand ein klares Bewusstsein für den Unterschied zwischen der Königswürde des rex Romanorum und dem Kaisertum. Die Tatsache, dass in den Fortsetzungen auch Könige genannt werden, kann darüber nicht hinwegtäuschen. Vielmehr zeigt sich gerade an ihnen das Manko fehlender kaiserlicher potestas. Diese wurde nicht durch die griechischen Kaiser in Konstantinopel kompensiert.
47Martins Ziel war die Vermittlung reinen Faktenwissens mit dem Anspruch, die Wahrheitsprüfung durch konkrete zeitliche Verortung zu erleichtern. Gedacht war die Chronik als Hilfsmittel für Juristen, so dass den Informationen Beweischarakter zugesprochen wurde.117 Dies wiederum hat zumindest in der Grundfassung einen erheblichen Selbstanspruch an die Seriosität des vermittelten Geschichtswissens. Die Festschreibung des Kaisertums als Teil der Heilsgeschichte in der sechsten aetas war damit unzweifelhaft und unanfechtbar. Päpste wie Kaiser wurden als die von Christus bzw. Gott eingesetzten parallelen Lenker des imperium Romanum verstanden. Die Darstellung der Vergangenheit, die in den Papst-Kaiser-Chroniken bis in die eigene Gegenwart geführt wurde, offenbarte die Identität Europas im Selbstverständnis des imperium Romanum. Die Vergangenheit wurde geformt durch die Vorstellungen der eigenen Verfassung. Das Reich war im Spätmittelalter nicht vergangen, wie die überkommene, ältere deutsche Geschichtsforschung Glauben schenken wollte, und die Nationalgeschichten der europäischen regna nicht uneigennützig apostrophierten. Es hatte sich aber gewandelt und in der Sicht der meisten Universalchroniken nicht mehr nur allein den Kaiser als Lenker, sondern Kaiser und Päpste als gemeinsame Spitze.
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Notes de bas de page
1 Vgl. Buck 2001; Piazzoni 1999. Möglich wurde dies auch aufgrund der Theorie von der translatio imperii, vgl. van den Baar 1956; Goez 1958; Münkler 1997, S. 195-209. Zur translatio; Casini 2007. Speziell zum Bild der Chroniken vgl. Mierau 2005.
2 Gilberti Chronicon 1879, S. 122: Incipiens a Christo, qui fuit primus et summus pontifex, et ab Octaviano Augusto, qui eius tempore imperavit, et pertingens usque ad Honorium tercium papam et ad Fredericum, qui nunc ad imperium sublimatur. Einige Einzeltexte waren schon zuvor entstanden: Catalogus XI. 1879; Chronicon Amiatinum 1879; Catalogus Cencianus 1879; Catalogus ex casinensi 1872; Catalogus auctore monacho 1879; Chronica Mantuana 1879.
3 Martin von Troppau, Chronicon 1872 und Martin von Troppau, Chronicon 2014 als zweispaltige, an die Zeitleiste gebundene Digitaledition, bei der die Parallelisierung allerdings nicht überzeugen kann; vgl. zur Überlieferung von den Brincken 1985; von den Brincken 1989; von den Brincken 1994; weitere Informationen finden sich bei von den Brincken 1987a; von den Brincken 1997; von den Brincken 2010.
4 Dabei ordnet sich die Entwicklung in Italien in ein gesamteuropäisches Interesse an diesem Wissen ein. Für England vgl. Ikas 2002a und Ikas 2002b; für Polen vgl. Soszyński 1995. Im Reich nördlich der Alpen war mit den Flores temporum zudem eine modifizierte Chronik ähnlicher Struktur prägend: Flores temporum I 1879; Flores temporum IIIa 1723; Flores temporum IIIc 1750; vgl. zur Verbreitung Mierau – Sander-Berke – Studt 1996. Auch in Frankreich sind Eigenheiten der Rezeption der Kaiseridee beobachtet worden, vgl. Chazan 1999 und Lamarrigue 2000. Länderübergreifend untersucht wurde das Interesse an den Texten mit Blick auf den Adel, vgl. Mierau 2006.
5 Hier seien nur die italienischen Übersetzungen aufgeführt: BRicF 1937; BRicF 1938 (mit einer Florentiner Chronik); BNF Conv. Soppr. G III 877; BLOx Bodl 29083; BNR VE 506; BNMVe VI. 275 (6125) genuesische Übersetzung 13./14. Jh.; ÖNBW cvp 6117. Eine eingehende Untersuchung steht noch aus.
6 Flores temporum IIIc 1750, S. 21: Julius Caesar ab Julio Aeneae filio originem trahens, Caesar dictus, non honoris gratia, sed quod caeso matris utero, inde eductus fuit. Primus Monarchiam tenuit et ideo ab ipso omnes monarchae sive imperatores romani Caesares appellantur.
7 So erfolgte die Drucklegung relativ spät und in geringen Auflagenzahlen, vgl. dazu bereits von den Brincken 1987b. Diese Befunde werden im Inkunabelkatalog INKA (https://www.inka.uni-tuebingen.de/) und im Incunabula Short Title Catalogue (ISTC) (https://www.bl.uk/catalogues/istc/) bestätigt. Verbunden war diese Verlagerung der Geschichtsinteressen mit einem grundlegenden Wandel der durch Geschichte fundierten Identitäten in Europa, vgl. Helmrath 2005.
8 Zum Bild des Reiches in diesen Chroniken vgl. Mierau 2005.
9 Methodisch wegweisend ist immer noch Guenèe 1980.
10 Von den Brincken 1985; von den Brincken 1989; von den Brincken 1994.
11 BUB Ms. 925, BUB Ms. 1047, BUB Ms. 1613, BUB Ms. 1636; BCoB Ms. A 205; BAB Ms. 130.
12 Vgl. etwa Zenon I., der Frieden mit den Goten schloss, was durch die Geiselübergabe Theoderichs (493-526) bekräftigt wurde, der nach der Assimilierung am Kaiserhof als Achtzehnjähriger wieder in seine Heimat gesandt wurde, um dort die Regierungsgeschäfte zu führen (Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 455, Z. 6-13).
13 BMLF Ms. 19 Sin 5; BNF Ms. XXII, 26; BNF Ms. XII, 28, BNF Ms. XII 122; BRicF Ms. 339, BRicF Ms. 397, BRicF Ms. 863, BRicF Ms. 881; BNF Ms. Cent. C.S.C. 1 2641, BNF Ms. Cent. C.S.C. 7 1820; BNF Ms. J IV 19; BNF Ms. Fin 24, BNF Ms. Pal. 668.
14 BMLF Ms. 19 Sin 5.
15 BMaF Ms. 1906.
16 BAM Ms. A 185 inf.; BAM Ms. A 225 inf.; BAM Ms. D 6 inf.; BAM Ms. H 30; BAM Ms. H 58 inf. (mit Fortsetzung bis zur Wahl Heinrichs VII., die Kontakte zu Niederdeutschland aufweist, da die Bremer Annalen verarbeitet wurden); BAM Ms. P 91 sup.; BAM Ms. T 94 sup.; BAM Ms. & 168 sup.
17 Tomea 1996; Busch 1997; vgl. zu seiner historiographischen Tätigkeit jetzt auch Galvano Fiamma, Chronica 2018.
18 BDGG Ms. 203, BDGG Ms. fr. B. V 15; vgl. Hankey 2005 mit weiterer Literatur.
19 BCoFe Ms. CL II Cod. 266. Interessant ist auch die Handschrift BAV Ms. Barb. lat. 42 mit einem liber Augustalis und Boccaccio, De viris illustribus, in der Randnotizen die Benutzung Riccobalds von Ferrara zeigen.
20 BQBr Ms. A IV 16; BCoLi Ms. Ar. 8. 16; BSL Ms. 1418; BCoMa Ms. D V 13 (476); BEMo Ms. XII F 28; BEMo Ms. 675; BCoP Ms. D 10 (192); 2895; BMReE Ms. Vari E 28, BCiP Ms. plut, XIV; BMuP Ms. C M 226; BUP Ms. 1151, BCoS Ms. C IV 25; BAbbS Ms. 97, BAbbS Ms. 103; BRT Varia Ms. 44; BNT Ms. 495, BNT Ms. 1034, BNT Ms. 1252.
21 Die genannten Verarbeitungen durch Galvano Fiamma und Riccobald von Ferrara sind die berühmtesten Beispiele.
22 BNMVe Ms. IX 10 (3165); BNMVe Ms. IX 11 (3398); BNMVe Ms. X 135 (3309); BNMVe Ms. X 188; BNMVe Ms. X 212 (3454); BNMVe Ms. X 213 (3455); BNMVe Ms. X 303 (3543); BNMVe Ms. XI 37; BNMVe Ms. Z 387; BNMVe Ms. XXII 140-4.
23 BNN Ms. I C 5; BCoPa Ms. Qq E 165.
24 Sommerlechner 2000.
25 Zur politischen Entwicklung vgl. Kelly 2003 und Vitolo 2016.
26 Vgl. jetzt Desmond 2017.
27 Vgl. zur translatio-Idee Anm. 1.
28 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 447, Z. 16 und Martin von Troppau, Chronicon 2014, Jahre 151-200 (B1: fol. 4v und 5r).
29 Flores temporum IIIc 1872, S. 35.
30 Angegeben werden hier die Amtszeiten der Herrscher.
31 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 463, Z. 54-55: dividi cepit imperium und Martin von Troppau, Chronicon 2014, Jahre 901-950 (B1: fol. 19v und 20r).
32 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 465, Z. 5-7.
33 Ebd., S. 464, Z. 6-7: et ideo caruit benedictione imperiali.
34 Vgl. beispielsweise BSBM clm 2691, fol. 20r.
35 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 464, Z. 12-14.
36 Ebd., Z. 48.
37 Ebd., S. 465, Z. 5-6.
38 Gilberti Chronicon 1879, S.135, Z. 25-28 Spalte A.
39 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 439, Z. 2 und Martin von Troppau, Chronicon 2014, Jahre 1201-1250 (B1: fol. 25v und 26r).
40 So fehlen die Angaben bei Kaiser Heinrich VI., vgl. Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 470, Z. 43.
41 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 466, Z. 15-24 und Martin von Troppau, Chronicon 2014, Jahre 951-1000 (B1: fol. 20v und 21r).
42 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 466, Z. 24: Hii statuunt dominum cunctis per secula summum.
43 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 466, Z. 37.
44 Ebd., S. 417, Z. 51-53.
45 Ebd., S. 420, Z. 3.
46 Ebd., S. 429, Z. 15-20, Spalte B.
47 Ebd., Z. 42-43.
48 Ebd., S. 455, Z. 23-25. Der Bericht in der Kaiserreihe hat keinen Reflex im Abschnitt zu Hormisdas.
49 Ebd., S. 421, Z. 2-3.
50 Ebd., Z. 17-19.
51 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 459, Z. 33.
52 Ebd., S. 425, Z. 14-17.
53 Vgl. dazu auch Mierau 2010.
54 Vgl. Bringmann – Schäfer 2002; Bleicken 2010; Pabst 2014; von Frauenholz 1926; Strothmann 2000.
55 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 408, Z. 21-23.
56 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 443, Z. 32-40.
57 Ebd., S. 406, Z. 40-42.
58 Ebd., S. 444, Z. 17-24.
59 Ebd., Z. 28 zu Gajus: Hic sceleratissimus fuit. Ebd., Z. 35 zu Claudius: Hic nullius memorie fuit.
60 Ebd., Z. 47.
61 Ebd., S. 445, Z. 29-32.
62 Ebd., Z. 36-45.
63 Ebd., S. 446, Z. 46-49. Vgl. auch Z. 53-54 zur Rolle Justins im Dialog zwischen Christen und Kaiser.
64 Ebd., S. 447, Z. 2. Übersetzung der Verfasserin.
65 Ebd., S. 450, Z. 29-451, Z. 7. Hier ist eine gewisse Textvarianz in den verschiedenen Fassungen zu bemerken.
66 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 415, Z. 33-46.
67 Ebd., S. 454, Z. 45-47.
68 Ebd., S. 455, Z. 3.
69 Ebd., Z. 51.
70 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 455, Z. 29-34.
71 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 456, Z. 27-44.
72 Ebd., S. 457, Z. 13 und Z. 18-24.
73 Ebd., S. 459, Z. 7-10.
74 Ebd., Z. 10-13.
75 Ebd., S. 461, Z. 9-12.
76 Ebd., Z. 13-14.
77 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 461, Z. 15- 17.
78 Ebd., Z. 21-22.
79 Hageneder 1957; Mierau 2010, S. 210f.
80 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 462, Z. 14.
81 Ebd., S. 427, Z. 14-18.
82 Ebd., S. 461, Z. 33.
83 Ebd., Z. 31-33.
84 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 461, Z. 33-36 und 43-49 sowie S. 462, Z. 1-2.
85 Ebd., S. 465, Z. 5-7.
86 Ebd., S. 431, Z. 11-19.
87 Ebd., Z. 20-23.
88 Ebd., S. 431, Z. 25.
89 Ebd., S. 470, Z. 9-10 und Z. 23-25.
90 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 470, Z. 43-45.
91 Ebd., S. 471, Z. 6-7.
92 Ebd., Z. 24-25.
93 Ebd., Z. 27-29.
94 Ebd., Z. 39-42.
95 Ebd., Z. 43.
96 Ebd., S. 472, Z. 6.
97 Ebd., Z. 14-15. Diese Informationen dienten zur Abwertung des Kaisers.
98 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 472, Z. 28-35.
99 Ebd., Z. 35-36.
100 Ebd., Z. 37: Anno Domini 1250.
101 Mierau 1999.
102 Albertus de Bezanis 1908.
103 Catarci 1988.
104 Das Provinciale Romanum, in dem alle Kirchenprovinzen genannt werden, ist mehrfach ediert, vgl. Potthast 1896, S. 942-943. Die Zusammenführung ist kein Einzelfall, vgl. Ikas 2004, S. 87, n. 17, der neun aus England stammende Handschriften nennt; eine enge Verklammerung beider Texte in BrLL Arundel 220. Vgl. ferner folgende Handschriften: SLBD, Ms. J. 54a (zwischen Papst- und Kaiserreihe) und BMLF Pl 19 sin 5 (vorangestellt).
105 Simoni 1999, S. 201 zur Aufnahme bei Albertus de Bezanis. Die philologischen Interpretationen des Gedichts sind nicht mit Reflexionen über die Motive für die Integration in die Chronik verbunden.
106 Vgl. auch den Zusatz zu einer Cremoneser Delegation nach Konstantinopel: Albertus de Bezanis 1908, S. 51, Z. 9-12 oder zum Cremoneser Palast ebd., S. 51, Z. 39-40. Der Bürgerkrieg in Cremona war ein wichtiges Thema (S. 53, Z. 18-S. 54, Z. 12).
107 Auch das Supplementum der Cremoneser Annalen verband eigene Geschichte und Informationen aus der Chronik Martins von Troppau miteinander.
108 Lüddecke 1999.
109 Gilson 2005; das Buch bietet eigentlich eine Rezeptionsgeschichte der Danteschriften in der Stadt Florenz; Gilson attestiert (S. 2) “little knowledge of Roman historians” und erkennt die theologische Konzeption der Weltgeschichte.
110 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 406, Z. 56-60.
111 Ebd., S. 406, Z. 60-S. 407, Z. 7.
112 Das entsprach dem Zeitgeist, vgl. Mierau 2007, hier S. 113 und S. 125-129. Zur Gesamtsituation vgl. Lee 2018. Keßler 1978, hier S. 105 hatte eher Vinzenz von Beauvais im Blick und nannte Martin nur zweitrangig.
113 Vgl. BAV Reg. Lat. 932.
114 BrLL Harley 641 verbindet den Text mit Werken zur Troja-Sage.
115 Matteo Palmieri 1915. Die Handschriften BNF Conv. Sopp. 2638 sowie BMLF LXV 45 und 46 bilden die Grundlage. Vgl. auch die Inkunabeldrucke, etwa Matteo Palmieri 1915, Inkunabel WLBS HB 2111.
116 Für die lebendige Auseinandersetzung mit Heinrich VII. vgl. Franke 1992.
117 Martin von Troppau, Chronicon 1872, S. 397, Z. 25.
Auteur
Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg - heike.mierau@fau.de
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