Zusammenfassung
p. 191-194
Texte intégral
1Einteilung
2Die vorliegende Studie nimmt die Wiedersprüche in der Datierung der gallischen Oppida (d.h. befestigter Plätze der späten Eisenzeit in denen urbane Funktionen ausgeübt werden) und der früheren Oppida Zentral- und Osteuropas als Ausgangspunkt. Sie hat zum Ziel, einen gesicherten chronologischen Rahmen für die Siedlungen der späten Eisenzeit aufzustellen, indem die alte und neue Dokumentation einer Auswahl von Orten neu untersucht wird. Mit Hilfe dieses Materials wird versucht, die Phänomene der Prä-Urbanisation des keltischen Raums besser zu verstehen und zu definieren. Die Studie umfasst nicht nur befestigte Siedlungsplätze, sondern auch offene Siedlungen die eng in diesen Prozess eingebunden sind.
31 Definition und Problemstellung
4Die verschiedenen Etappen der Forschungsgeschichte beinflussen die Ausgangsbasis des vorliegenden Untersuchungsthemas. Im Zuge der Forschung, die versucht hat, die von Cäsar in seinen Commentarii rerum gestarum belli Gallid beschriebenen Orte –meistens Oppida– wiederaufzufinden, begannen Archäologen des 19. Jahrhunderts diese Siedlungskategorie auszugraben. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts konnte J. Dechelette aufgrund der grossen Zahl des freigelegten Materials eine Periodisierung der zweiten Phase der Eisenzeit oder Latènezeit aufstellen. Die dritte Phase der Periodeneinteilung Déchelettes entspricht der Nutzung der Oppida die sich über das ganze 1. Jh. v. Chr. erstreckt. Dechelette arbeitete eine « Oppid zivilisation » heraus, die sich über das ganze Mitteleuropa ausdehnt. Der Tod J. Dechelettes im Jahre 1914 bedeutet zugleich das Ende der intensiven Forschungen in Frankreich. Nur wenige isolierte Initiativen bleiben dieser Forschungstradition bis ans Ende der 60er Jahre treu, während sich das wissenschaftliche« leadership »der späten Frühgeschichte nach Grossbritannien, Deutschland und Zentraleuropa verlagert, wo die Zunahme der Ausgrabungen von Gräberfeldern und Siedlungsplätzen zur Aufgabe des von J. Dechelette aufgestellten Chronologiesystems führt. In Frankreich wurde die Existenz der Siedlungskategorien wie sie in Deutschland und der Schweiz herausgearbeitet wurden (Oppidum und grosse offene Siedlung) am Ende der 60er Jahre übernommen, aber das Fehlen eines sicheren chronologischen Gerüstes für die späte Latènezeit lässt die Frage nach ihrer Entstehung und ihrer Entwicklung aufkommen, jene Frage, die im Brennpunkt der vorliegenden Arbeit liegt.
5Im Anschluss an die Forschungsgeschichte wird untersucht, was genau der Ausdruck Oppidum in Cäsars Text bezeichnet und was die Archäologie darunter versteht. Der Begriff Oppidum wird von Cäsar sehr häufig benutzt, ohne dass er genau definiert wird. Die so bezeichneten Orte stehen an der hierarchischen Spitze der Siedlungen, ausgestattet mit Wehranlagen, die oft architektonisch aufwendig gestaltet sind, mit Strassen und Plätzen; es werden dort Handel getrieben und wichtige politische Entscheidungen getroffen. Diese Art der Oppida, welche eine bestimmte Anzahl urbaner Funktionen vereinigt, scheint allerdings auf den zentralen Osten Galliens beschränkt zu sein. Das Zeugnis Cäsars lässt keine Entscheidung darüber zu, inwieweit dieses Modell auf andere Gebiete Galliens anwendbar ist, man gewinnt vielmehr den Eindruck, dass die Situation von einem zum anderen Ort sehr unterschiedlich sein konnte. In chronologischer Hinsicht ergibt sich aus dem Text nur, dass zur Zeit der Eroberung die in De bello Gallico erwähnten Orte existierten.
6Die archäologische Definition des Oppidum wurde vor allem von deutschen Forschern geliefert: es handelt sich um einen befestigten Ort bedeutender Grösse, umgeben von einer durch Zangentore unterbrochenen Wehrmauer, Ort der typisch für die Kelten Europas am Ende der Eisenzeit ist. Es wurden später zur Definition funktionale Aspekte hinzugefügt wie etwa das Ausüben handwerklicher Produktion in spezialisierten Vierteln, Fernhandel usw. Ohne dass es möglich wäre, von Stadt im Sinne antiker Poleis zu sprechen, ergeben die oben genannten Faktoren, dass das Oppidum eine Siedlung mit prä-urbanem Charakter ist. Wenn auch hinsichtlich der Definition dieses Begriffs allgemeine Einigkeit herrscht, gehen die Meinungen jedoch auseinander, was wichtige Details angeht, wie etwa die Grundfläche, da viele befestigte Stätten nicht alle Bedingungen auf einmal erfüllen, und doch lebhafte handwerkliche und kaufmännische Tätigkeiten nachgewiesen wurden. Der Begriff Oppidum umfasst demnach keine homogene Kategorie. In der vorliegenden Studie wurden deshalb die Stätten nicht nach diesen wenig Erfolg versprechenden Kriterien ausgesucht, sondern nach ihrem Potential chronologischer Informationen.
72 Die zeitliche Einteilung der spaten Eisenzeit
8Es werden zunächst die aus den Arbeiten von J. Dechelette in Frankreich und von P. Reinecke in Deutschland hervorgehenden Chronologiesysteme vorgestellt. Dann werden die für die letzten zwei oder drei Jarhunderte v. Chr. verfügbaren absoluten Daten zusammengestellt und kritisch betrachtet. Diese Daten gehören verschiedenen Quellengattungen an. Es handelt sich um Daten, die von in Schriftquellen erwähnten historischen Ereignissen geliefert werden, von römischen Münzen in archäologischem Fundzusammenhang und durch dendrochronologische Untersuchungen. Ihre Auswertung und Benutzung ist nicht einfach. Der direkte Einfluss eines gegebenen historischen Ereignisses auf die Nutzung einer Siedlungsplatzes ist nicht mit absoluter Sicherheit nachzuweisen. Römische Münzen geben nur einen terminus post quem und können sehr lange in Umlauf geblieben sein. Dendrochronologische Daten, deren Anzahl in den letzten Jahren glücklicherweise zugenommen hat, sind nicht immer von grosser Tragweite, da assoziiertes Fundmaterial fehlt, oder da die Datierungen nicht ohne weiteres zu interpretieren sind. Die in den Veröffentlichungen angegebenen Datierungen sind somit fast immer Ergebnis von Interpolationen die Phasen der Relativchronologie in einen durch wenige gesicherte Daten festgelegten Zeitrahmen stellen. Von den verschiedenen Verfassern werden dabei für jede Phase 20 bis 30 Jahre veranschlagt.
9Unter Berücksichtigung dieser Voraussetzungen werden die für die Datierung bestimmenden Funde, d.h. Importationen, Paradeschmuck, Keramik und Münzen untersucht.
10Die Datierung der Import-Keramik stützt sich dabei auf Material aus Schiffswracks oder auf Befundschichten auf dem Festland, deren Datierung auf historischen Ereignissen beruht. Die Keramik ist vor allem italischen, weniger häufig spanischen, südgallischen oder griechischen Ursprungs. Sie ist bis zum letzten Drittel des 1. Jh. v. Chr. vor allem vertreten durch die Amphoren des Typs Dressel 1 und Campana-Ware A und B. Diese verschiedene Formen sind gleichzeitig, aber die Mengenverhältnisse verändern sich im Laufe der Zeit.
11Die Chronologie der Fibeln beruht auf Datierungen deutscher und schweizer, weniger oft französischer Gräberfelder, auf stratigraphischen Befunden mittelmeerländischer Siedlungen sowie auf der Datierung rheinischer Militärstationen. Einige dieser Typen liefern einen terminus ante quem oder post quem (durch dendrochronologische Datierungen, oder durch ihr Vorkommen in den Verteidigungsgräben Alesias). Der Typ Nauheim ist einer dieser Fibeltypen, dessen Datierung, die sich auf neues Material stützt, von besonders schwerwiegender Folge für die Chronologie der Späteisenzeit ist.
12Mit der Übernahme technischer Errungenschaften, wie z. B. des allgemeinen Gebrauchs von Drehscheiben oder der Entwicklung neuer Brenntechniken wie auch durch die typologische Entwicklung, die sich durch den Einfluss der Import-Keramik abzeichnet, unterliegt die gallische Keramik einer Vereinheitlichung. Sie reagiert jedoch auch auf regionale Veränderungen: bedeutende lokale Schwankungen erschweren die Interpretation der Prozentsätze welche auf der Bestimmung der Tonqualität, des Aufbauverfahrens und der Brenntechnik beruhen. Bestimmte Tendenzen der Entwicklung von Form und Verzierung gehen über den lokalen oder regionalen Rahmen hinaus und gestatten eine chronologische Ordnung nach typologischen Gesichtspunkten.
13Die Münzkunde Galliens hat seit den Arbeiten von J.-B. Colbert de Beaulieu bedeutende Fortschritte gemacht, aber die Verwendung gallischer Münzen als Datierungsmittel bleibt unsicher. Während die zeitliche Folge der Legierungen und eines Teils der Münzserien in groben Linien feststeht, ist ihre absolute Datierung noch umstritten. Dies gilt besonders für die letzte Latènephase, die durch bedeutende Anzahl und Vi e If ait an Münzen bestimmt ist. Eines der jüngsten Ergebnisse ist die Anerkennung des Vorhandenseins von Münzen kleinen Wertes (Potin-Münzen) schon lange vor dem Gallienkrieg, was lange Zeit von den Numismatikern bestritten wurde, da es die Trennung der relativen Chronologie der Legierungen von der Chronologie der Eroberung Galliens fordert (eine der Grundprinzipien des von J.-B. Colbert de Beaulieu aufgebauten Systems). Ebenso setzt dies die Notwendigkeit eines ausreichend entwickelten Wirtschaftsystems voraus, welches den Gebrauch von Münzen bei wirtschaftlichen Transaktionen kennt.
143 Chronologische Untersuchung
15Die Merkmale der späteisenzeitlichen Siedlungen Mitteleuropas –wenige erhaltene Siedlungsniveaus und damit Seltenheit von Stratigraphie, aber Reichtum an Fundmaterial– fordern eine komplexere Untersuchung in Hinsicht der Datierung als nur die Feststellung des Vorhandenseins oder Fehlens eines bestimmten Leitfossils. Aus diesem Grund wenden Siedlungsarchäologen seit den 60er Jahren statistische Methoden an. Sie beruhen auf dem Prinzip, dass verschiedene Objekttypen in archäologischen Fundensembles in unterschiedlichen Zahlenverhältnissen vorkommen und dass die Proportionen genauere Informationen liefern als ein isolierter Fund. Man erählt also Objektgruppen, die es möglich machen die Nutzungsphasen einer Siedlung zu charakterisieren oder die Siedlung zeitlich mit einer anderen in Verbindung zu bringen.
16Diese Verfahrensweise kann auf mehrere Schwierigkeiten stossen: statistische Probleme aufgrund der Unzulänglichkeit der Materialsammlung; Vergleichsprobleme durch zu grosse Heterogenität der untersuchten Zusammenhänge (d.h. Orte mit oder ohne Stratigraphie, kleine Grabungseinheiten oder grossflächige Ausgrabung ganzer Siedlungen) oder durch zu grosse geographische Distanz der Vergleichsorte. Wir haben versucht in der vorliegenden Untersuchung diese Hindernisse auf ein Geringstes zu beschränken, indem für die Zeitanalyse Fundzusammenhänge gewählt wurden, die aus neueren Ausgrabungen stammen und die über eine ausreichende Materialmenge verfügen. Etwa dreissig Fundstätten wurden ausgesucht, wovon etwa ein Dutzend offene Siedlungen sind.
17Die angewandte Methode besteht darin, für jede Fundkategorie, die Fundstätten chronologisch zu gruppieren und zu ordnen, d.h. je nach dem jeweiligen Protzentanteil eines jeden für die Datierung ausschlaggebend gehaltenen Typs. D.h. es werden diejenigen Orte zusammengestellt, die die gleiche Fundassoziation mit den gleichen Prozentanteilen für jeden Typ aufweisen: für Amphoren, Import- und sonstige Keramik, Fibeln und Münzen. Um der Identifikationsschwierigkeit der in Wohnsiedlungen sehr stark fragmentierten italischen Amphoren entgegenzuwirken, wurde ein Ordnungsprinzip nach Lippenhöhe vorgeschlagen. Wir gehen davon aus, dass statistisch gesehen die relativen Verhältnisse verschiedener Hähenklassen zeitlich ausgewertet werden können. Der Vergleich dieser verschiedenen Klassen ermöglicht es dann, die Phasen herauszustellen, die durch Zusammenhänge bestimmt sind welche sich durch gleiche Materialassoziation ergeben.
184 Periodisierung
19Fünf grosse Typengesellschaften charakterisieren ebensoviele zeitliche Phasen. Sie sind durch folgendes Material gekennzeichnet.
20– Phase 1: Import (in geringer Anzahl): Campana Ware A, in Ausnahmen B, griechisch-italische Amphoren und Dressel 1 (letztere ist wenig vertreten), belle Gebrauchskeramik, ampuritanische Keramik, Fibeln vom Latène II Schema, in einigen Fällen begleitet von drahtförmigen Fibeln und/oder Nauheimer Fibeln; Schmuck aus Sapropelith und aus Glas (besonders Haevernick 7 und 8 Armreife), Fehlen von Perlen des Typs Haevernick 23, 24, 25; Keramik des Brennverfahres A oder primitives B, vorwiegend nicht gedrehte Ware mit grober oder mittelfeiner Magerung; seltene Münzen aus Gold, Silber und Potin-Münzen, wobei bestimmte Serien die kleinen Bronzemünzen mit dem Stier aus Marseille imitieren; Umlauf im Zentrum und im mittleren Osten von Obolen oder Imitationen von Obolen aus Marseille.
21– Phase 2: Campana A und B (Fehlen von Campana A aus der ersten Hälfte des 2. Jh.); Amphoren in stark überwiegender Zahl des Typs Dressel 1 mit niedrigen Lippen (weniger als 4,5 cm hoch), einige Dressel 1B. Unter den Fibeln (immer mit einfacher Feder) dominiert der Typ Nauheim und unter dem Glasschmuck glatte Glasarmreife (besonders Typ 2 von Haevernick); Entwicklung der Imitationen von Campana A. Aufkommen geprägter Bronzemünzen und gallischer Denare.
22– Phase 3: Überwiegen von Fibeln mit einfachen Federn des Typs Latène III, Aufkommen von Fibeln mit Bügelknopf des Typs Almgren 65 und seiner Varianten, Schüsselfibeln usw.; seltene Exemplare der Fibel mit Stützbalken oder der Fibeln mit Sehnenhaken (Kragenfibeln); Amphoren hauptsächlich Dressel 1 (A, B, und C), manchmal begleitet von marginalen Typen (isolierte Einzelexemplare); Campana B oder davon abgeleitete Produktionen (Seltenerwerden der Campana A); Verschwinden der ampuritanischen Keramik; Aufkommen von Lampen, von Münzemissionen gegen Mitte des Jahrhunderts, sowie von römischen Münzen, die vorher äusserst selten sind.
23– Phase 4: Stärkeres Vorkommen anderer Typen als Dressel 1, Abnehmen des Typs Dressel 1 mit niedrigen Lippen (weniger als 3,5 cm); Vorkommen dünnwandiger Keramik, Teller mit rot engobierter Innenfläche, Campana Ware und davon abhängige Produktionen; Zunahme der Fibeln mit Sehnenhaken, Aufkommen der Scharnierfibel (Typ Alesia); Entwicklung der Imitationen von Campana B; Regression der Schalen mit S-förmigem Profil ausser in der Gallia Belgica und im Armorikum; die in reduzierender Atmosphäre gebrannte Keramik (graue Scherbe) vertritt eine nicht zu vernachlässigende Menge unter der Feinkeramik.
24– Phase 5: Sigillatagefässe und Imitationen (Terra nigra oder andere Produktionen), dünnwandige Keramik, darunter aco-Becher; zunehmende Vielfältigkeit der Amphorentypen; Abnahme oder Verschwinden der Fibeln mit einfacher Feder zugunsten der Fibeln mit Sehnenhaken, vor allem aber zugunsten der Fibeln mit verdeckter Feder und der Scharnierfibeln; Aufnahme ins Keramikrepertoire von mehreren Formen mittelmeerischen Ursprungs; Vorkommen von Münzemissionen, die nach 30 v. Chr., oft sogar nach 15 v. Chr. in Umlauf kamen.
25Die fünfte Phase ist von zwei aufeinanderfolgenden Etappen charakterisiert, die sich hauptsächlich durch die Importkeramik oder die Formen mittelmeerischen Ursprungs unterscheiden lassen: Sigillata italischen Ursprungs oder assimilierte Ware, dünnwandige Keramik ältérer Form (Becher mit Sticheldekoration, mit konkaver Lippe, aco-Becher), im ersten Faite südgallische Sigillata, im zweiten Faite lokale Imitationen der dünnwandigen Keramik. In dieser zweiten Etappe überwiegen auch Fibeln mit verdeckter Feder oder Scharnierfibeln, und die am Anfang von Latène D aufgekommenen Typen –Nauheimer Fi bel, drahtförmige Fibel– verschwinden.
26Die Zunahme der Referenzorte (zumeist Limeslager) gestattet es, die absoluten Datierungen der letzten Phase zu verfeinern. Die früheste Phase beginnt spätestens um 20 v. Chr., die letzte Phase liegt im 1. Jh. n. Chr., der Übergang von der ersten zur zweiten findet wenig vor dem Zeitenwechsel statt. Die Phasen 3 und 4, mit den Amphoren des Typs Dressel 1B und jüngeren Typen, sind auf das 1 Jh. v. Chr. beschränkt, die Zäsur zwischen beiden liegt in der Mitte des Jahrhunderts. Mehrere termini post quem auf dendrochronologischer Basis deuten darauf hin, dass der Anfang der 2. Phase vor das Ende des 2. Jh. hinaufreicht und lassen vermuten, dass ihre Charakteristika schon im letzten Viertel dieses Jahrhunderts prägnant ausgebildet sind. Diese Phase endet deutlich vor der Mitte des 1. Jh. Die Phase 1 erstreckt sich über das ganze 2. vorchristliche Jahrhundert. Ein terminus post quem ist schwierig festzulegen, er muss aber vor der Mitte dieses Jahrhunderts liegen, wie die Campana Ware A mit Palmettenverzierung sowie die grosse Anzahl der griechisch-italischen Amphoren von Levroux bezeugen. Ein Vergleich dieser Periodisierung mit mehreren Datierungssystemen lokal beschränkter Bereiche, wie sie von A. Haffner und A. Miron für die Trierer Gegend erstellt wurden, von A. Metzler für die Umgebung des Titelbergs, von P. Pion für das Aisne-Tal, von V. Guichard für das Forez, bestätigen eindeutig die herausgearbeitete chronologische Fixierung der Phasen 2 bis 5.
Phase 2 –Latène D 1 b von Miron, Stufe 3 von P. Pion.
Phase 3– Latène D 2 a von Miron und von Metzler, Stufe 4 von P. Pion.
Phase 4 – Latène D 2 b von Miron und von Metzler, Stufe 5 von P. Pion.
Phase 5a – Stufe 6 von P. Pion, früher gallo-römischer Horizont von A. Haffner, früh gallo-römisch (GR 1) von Metzler.
27Die Übereinstimmungen mit der Phase 1 sind dagegen weniger deutlich. Es hat sich gezeigt, dass Phase 1 mit Latène C 2 und der Stufe 1 von P. Pion zusammenfällt, sie enthält aber auch Elemente, die für Latène D 1 a von Miron oder für die Stufe 2 von P. Pion charakteristisch sind. In unserer Auswahl findet sich in der Tat keine Typengesellschaft, die es ermöglicht diese unterschiedlichen Perioden zu trennen, selbst wenn die Unterschiede an Orten wie Levroux spürbar sind.
28Nach Erarbeitung des Periodisierungs-systems wird versucht, dieses anhand der Untersuchung von Siedlungsplätzen die nicht in die Erstauswahl fielen, zu testen. Es zeigt sich, dass die Epocheneinteilung für Zentralfrankreich, den mittleren Osten, den Osten der Picardie, das Aisne-Tal, die Champagne und Südwestfrankreich anwendbar ist. Es handelt sich um Gebiete, aus denen die Mehrzahl der Siedlungsplötze stammen, die für die Datierungsnalyse benutzt wurden. Westfrankreich fügt sich dagegen weniger in das chronologische Gerüst, da unter den Kleinfunden wenig oder kein Metall, Münzen, Importkeramik oder lokale Nachahmungen vorkommen. Diese Abweichung erklärt sich wahrscheinlich aus kulturellen, socio-ökonomischen und politischen Unterschieden.
295 Historische Untersuchung
30Die kartographische Verteilung der Siedlungen dieser fünf Phasen zeigt nicht nur die weitgestreute Verbreitung der Oppida, sondern auch die Unterschiede zwischen bestimmten Regionen (es wurden hierfür nur diejenigen Siedlungen ausgewählt, für die mindestens eine handwerkliche Spezialisierung und/oder Spuren intensiven Handels festgestellt werden konnte).
31Die Phase 1 kennt fast ausschliesslich offene Siedlungsplätze. Das bestätigt, dass sich die Charakteristika der späten Latènezeit zuerst in den nicht befestigten Siedlungen behaupten. Sie sind deutlich zahlreicher südlich der Loire und im östlichen Zentrum als im Norden Galliens. Mit der Phase 2 tauchen die ersten Oppida auf, sowie auch neue offene Siedlungen. In den Phasen 3 und 4 liegt der Höhepunkt dieser
32Entwicklung, wohingegen eine gewisse Anzahl offener Siedlungen verschwindet. Ab der Phase 5 beginnt das Netz der Oppida zu zerfallen. Gallien unterscheidet sich dadurch etwas von den anderen keltischen Gebieten, dass die Oppida spät auftauchen (ausser einiger Ausnahmen die in die Phase 1 hinaufreichen können, bildet sich die Mehrzahl der Oppida in Gallien nich vor der Phase 2, d.h. am Ende des 2. / Anfang des 1. Jh. v. Chr.), durch ihre Langlebigkeit, wie auch durch das Gewicht, das offene Siedlungsplätze im Gefüge der am dichtesten urbanisierten Gebiete haben. Die fünf Phasen sind alle in Zentralfrankreich und im östlichen Zentrum vertreten, in gewisser Weise auch im Sud-Osten. Es finden sich dort ebensogut grosse offene Siedlungen mit bedeutender Handwerksproduktion und Handelstätigkeit, wie auch befestigte Orte. In numismatischer Hinsicht ist dieses ausgedehnte Gebiet von einem langsamen Angleichen der Silbermünzen an den Münzstandard des römischen Denars schon lange vor der Eroberung Galliens geprägt. Das Gebiet erhält spätestens seit Beginn der Phase 2 vielfältigen und reichhaltigen Import. Cäsar bemerkt eben für dieses Gebiet auch die sehr stark entwickelte Organisation der Verwaltung und der politischen Organe. Im Gegensatz zu diesen, schon sehr früh und eng mit dem Mittelmeerbecken verbundenen Gebiet, ist der Westen der Gallia Belgica und besonders der Westen Galliens von einem fast vollständigen Fehlen grosser offener Siedlungen mindestens bis in die Phase 3 geprägt, ebenso wie von einer kurzen Existenz der Oppida, von der Seltenheit an Importkeramik, die im übrigen sehr spät aufkommt, und von einem Münzstandard der mindestens bis zur Eroberung auf dem Stater fusst. Die Entwicklung der Siedlungsplätze in Gallien ist folglich weder zeitgleich noch homogen und die ausgeprägten Situationsunterschiede zeugen von verschiedenen Stufen wirtschaftlicher und politischer Entwicklung.
33Auch wenn Spuren unterschiedlicher handwerklicher Produktion und eine hohe Anzahl von Importen in den Oppida und den offenen Siedlungen vorhanden sind, kann ihre Entstehung nicht als einfache Ausweitung der Gründungswelle grosser offener Dörfer gesehen werden. Die Verteidigungsfunktion ist auch nicht der Hauptbewegungsgrund für ihre Entstehung. Die Oppida sind in Wirklichkeit das Produkt eines politischen und ökonomisch zentralisierten Systems, dessen Ursprung in der Bildung der Siedlungen liegt, innerhalb derer sie eine Rolle als Zentralplatz einnehmen, an dem bestimmte städtische Funktionen ausgeübt werden. Diese Rolle drückt sich in traditionneller Form in Gestalt einer befestigten Siedlung, die in der Regel auf einer Anhöhe liegt, aus. In protohistorischer Gesellschaft ist dies die bevorzugte Ausdrucksform der Stärke einer sozialen Gruppe.
34Die Gründe der sozio-ökonomischen Veränderungen, die zur Bildung der Oppida führen, liegen noch im Dunkeln. Es bleibt jedoch davon auszugehen, dass das wirtschaftliche Wachstum im Zusammenhang mit einer Verbesserung der Agrarproduktion die Entwicklung von Handwerk und Handel zuliess. Die Verbindungen mit dem Mittelmeerraum spielen eine vielseitige Rolle in diesem Wandel. Das Einführen in Gallien, während der Phase 1, von Waren und Münzen mittelmeerischen Ursprungs (Obolen aus Marseille) steht nicht in Zusammenhang mit der allgemeinen Welle von Oppida gründungen. Diese Bewegung ist nämlich im Rest des keltischen Kulturbereiches schon weit fortgeschritten. Die vorzeitige Öffnung auf das Mittelmeer hat jedoch in manchen Gebieten (Zentrum, zentraler Osten, Südwestfrankreich) die Modalitäten des Verstädterungsprozesses beeinflussen können, indem die Gründung nicht befestigter Siedlungen begünstigt wurde. Die nach Regionen aufgeteilte Analyse zeigt auf alle Fälle, dass dieser Prozess in den verschiedenen Gebieten unterschiedliche Wege geht und in wechselnden Rhythmen voranschreitet.
35Die Eroberung Galliens hat der Entwicklung der Oppida nicht entgegengewirkt, im Gegenteil; die Mehrzahl unter ihnen erfreuen sich in der zweiten Hälfte des 1. Jh. einer Zeit bedeutenden Reichtums. Erst im letzten Viertel dieses Jahrhunderts, in dem die augusteische Reform mit ersten Städtegründungen und der Erbauung römischer Strassen durchgeführt wird, beginnt dieses Gleichgewicht zu kippen. Eine grosse Zahl der Oppida verschwindet am Ende der Phase 5, ohne Zweifel aufgrund ihrer verhältnismässig weiten Entfernung zu den Hauptkommunikationswegen. Die offenen Siedlungen bleiben dahingegen fast alle während der gallo-römischen Epoche bestehen, manchmal unter der Bedingung einer geringfügigen Ortsverlagerung.
Le texte seul est utilisable sous licence Licence OpenEdition Books. Les autres éléments (illustrations, fichiers annexes importés) sont « Tous droits réservés », sauf mention contraire.
Mottes castrales en Provence
Les origines de la fortification privée au Moyen Âge
Daniel Mouton
2008
Géoarchéologie de sites préhistoriques
Le Gardon (Ain), Montou (Pyrénées-Orientales) et Saint-Alban (Isère)
Dominique Sordoillet
2009
L’enceinte des premier et second âges du Fer de La Fosse Touzé (Courseulles-sur Mer, Calvados)
Entre résidence aristocratique et place de collecte monumentale
Ivan Jahier (dir.)
2011
Lyon, Saint-Georges
Archéologie, environnement et histoire d’un espace fluvial en bord de Saône
Grégoire Ayala (dir.)
2012
Les gisements précolombiens de la Baie Orientale
Campements du Mésoindien et du Néoindien sur l’île de Saint-Martin (Petites Antilles)
Dominique Bonnissent (dir.)
2013
L’Îlot du palais de justice d’Épinal (Vosges)
Formation et développement d’un espace urbain au Moyen Âge et à l’époque moderne
Yves Henigfeld et Philippe Kuchler (dir.)
2014
Bettencourt-Saint-Ouen (Somme)
Cinq occupations paléolithiques au début de la dernière glaciation
Jean-Luc Locht (dir.)
2002
Campements mésolithiques en Bresse jurassienne
Choisey et Ruffey-sur-Seille
Frédéric Séara, Sylvain Rotillon et Christophe Cupillard (dir.)
2002
Productions agricoles, stockage et finage en Montagne Noire médiévale
Le grenier castral de Durfort (Tarn)
Marie-Pierre Ruas
2002