Alfred Rosenberg, die Etrusker und die Romfrage
p. 81-94
Texte intégral
Die Etrusker im Mythus des 20. Jahrhunderts
1Alfred Rosenberg spricht im ersten Kapitel seines 1930 erschienenen Werks “Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit”1 über die Geschichte des antiken Griechenlands und Italiens und deren Kultur. Dabei geht er im dritten Abschnitt ausführlich auf die Etrusker ein. Zunächst wird ein Gegensatz zwischen den einer “nordischen Völkerwelle” angehörenden Römern, die sich mit der “noch reinen, eingeborenen mittelmeerischen Rasse” vermischt hätten, sowie den “fremden, vorderasiatischen” Etruskern aufgebaut, die sich in ständigem Kampf miteinander befunden hätten2. Dem “fremdrassigen Zuzug” nach Rom seien jedoch auch ein Cato3, Sulla4 oder Augustus5 nicht gewachsen gewesen. Die Wurzeln des Niedergangs der patrizischen – das heißt “nordischen” – Römer sieht Rosenberg zum einen bei der Vermischung mit den Plebejern – Erlaubnis der Heirat zwischen Plebejern und Patriziern, Zugangsmöglichkeiten für plebejische Familien zu Staats-und Priesterämtern6 – zum andern im negativen Einfluss der etruskischen Kultur7. Auch die Niederschlagung Karthagos und die Eroberung des Orients wird als “Rassenkampf” hingestellt, der jedoch nur im Falle von Karthago erfolgreich ausgegangen sei8. Das Geschichtsbild der aus dem Norden stammenden Römern entspricht dabei völlig der von den Nationalsozialisten propagierten Auffassung von der Ausbreitung der Kulturen Europas aus dem Norden, der angeblichen Urheimat der Germanen.
2Auf das Etruskerbild Rosenbergs und die daraus geschlossenen Schlussfolgerungen für den weiteren Gang der Geschichte muss hier etwas eingehender eingegangen werden. Das etruskische Wesen sei durch zwei Typen gekennzeichnet: “die göttliche Hetäre", die “Große Hure von Babylon”, die er in der “Göttin-Priesterin” Tanaquil personifiziert sieht, sowie den “zauberstarken Priester”, den Haruspex, der sein Amt mit Päderastie, Selbstbegattung, Knabenmord, magischer Aneignung der Kraft des Ermordeten sowie mit Weissagungen aus dem Kot und den Eingeweiden der Geopferten ausübt9. Den Etruskern werden von Rosenberg perverse und obszöne Kultpraktiken, Satanismus und ein Hang zum Hexenglauben – Rosenberg spricht immer von “Hexenwahn” oder “Hexenwesen” – nachgesagt. In ihren Kulten und Mythen spielen immer wieder Große Phalloi eine Rolle. Auch das aus der Vereinigung von Tanaquil und Haruspex entstehende Geschöpf sei ein verwesender Phallus. Aus dem gemordeten Knaben werde ein “Böckchen”, der Ursprung des “bockköpfigen Teufels”10. Bei der Durchführung dieses Rituals – rituelle Vereinigung von Hetäre und Priester, Geburt des Knaben und dessen Ermordung – ginge “die Kraft des Ermordeten auf die Priester über, die Vertreter der ‘Auserwählten’ (Rasna, Rasena), wie die Etrusker sich, ähnlich den Juden, zu nennen belieben”11. Zusammenfassend heißt es: “Die Etrusker bieten ein typisches Beispiel dafür, dass für sie die griechische Glaubens- und Lebensform keinen Fortschritt, keine mögliche Veredelung bildeten. Ebenso wie die anderen Vorderasiaten hatten sie einst atlantisch-nordische Mythen vorgefunden, sie werden dann zwar auch von griechischer Kultur überzogen, sie ahmten, so gut sie konnten, griechische Plastik und Zeichnung nach, sie eigneten sich auch den hellenischen Olymp an, und doch ist alles das entartet, in sein Gegenteil verwandelt worden”12. Und etwas später: “Weiter haben uns die Etrusker zwar einen Haufen obszöner Gebräuche und Denkmäler hinterlassen, aber auch nicht einen Ansatz, der schöpferische seelische Fähigkeiten vermuten ließe”13.
Alfred Rosenberg und Albert Grünwedel (Abb. 1)
3Rosenberg beruft sich bei seinen Äußerungen auf die Erkenntnisse Albert Grünwedels, die dieser in seiner 1922 erschienenen Publikation “Tusca” formuliert hatte14. Bei Grünwedel (1856-1935), einem renommierten Indologen und Tibetologen, welcher vor dem Ersten Weltkrieg zwei der vier Deutschen Turfanexpeditionen organisiert hatte, hatte in seinem Spätwerk jedoch “die vorgefasste Interpretation zunehmend Vorrang vor der Philologie”15, das heißt, er unterschied nicht immer zwischen Realität und Illusion. Bei dem damaligen Wissenschaftsskandal konnten nur durch das Totschweigen durch die Wissenschaft weitere Schädigungen von der Person Grünwedels abgewendet werden16. Der Berliner Papyrologe Wilhelm Schubart, der Rezensent sowohl von Gustav Herbigs “Geheimsprache der Etrusker”17 als auch von Grünwedels “Tusca”, riet schon 1924 dazu, Grünwedels Buch “um des Verfassers willen und um der deutschen Wissenschaft willen” so schnell wie möglich zu vergessen18. Der Tibetologe Johannes Schubert (1896-1976)19 geht in seiner Kritik noch weiter: “Ohne jegliche Rücksicht auf die gesamte etruskologische Forschung – und das absichtlich! – wird eine völlig neue Lösung des Problems u. sw. eine sogenannte magische Entschleierung der bekanntesten und hauptsächlichsten etruskischen Schriftdenkmäler geboten, die freilich die ganze Kultur dieses Volkes in einem fürchterlichen Lichte zeigt”20. Grünwedels Zustand in seinen letzten Jahren jedoch als “pathologisch” zu bezeichnen, lehnt Schubert entschieden ab21. Albert Grünwedel war davon überzeugt, über das Ägyptische die etruskische Sprache verstehen zu können. Er hatte alle längeren etruskischen Texte von den Zagreber Mumienbinden über den Cippus von Perugia bis zum Ziegel von Capua komplett übersetzt und überall grausige Rituale mit Menschenopfern und Phallussymbolen hineininterpretiert. Sogar die hauptsächlich aus Namen bestehenden Inschriften der Tombe Golini werden bei Grünwedel zu Texten in diesem Sinne. Mit seinen Studien zu den Zagreber Mumienbinden hatte Grünwedel schon im Frühjahr 1916 begonnen. Angeblich hatte er den Binden zugrundeliegende ägyptische Originaltexte gefunden, mit denen er ein etruskisch-ägyptisches Wörterbuch erstellen konnte. Damit meinte er dann, jede Inschrift übersetzen zu können. In einem Brief an seinen Lehrer Ernst Kuhn (1846-1920)22 beschreibt er im Mai 1916 die Ergebnisse seiner Arbeit: “Ob ich die Mumientexte übersetze, weiß ich nicht. Der Inhalt ist eine so schandvolle Verhöhnung aller menschlichen Rechte, dass ich in keiner Sprache der Erde die nötigen Ausdrücke finden kann. Und die griechische, die allein solche Dinge ausdrücken könnte, möchte ich mit solchem Kot nicht beschmutzen”23. Allerdings werden auch Grünwedels Transkriptionen ägyptischer Texte mit einer in der Forschung bis dahin völlig neuartigen Vokalisierung sowie die daraus gewonnenen Übersetzungen von seinem Lehrer Kuhn mit Skepsis betrachtet. Dieser ist daher nicht bereit, die Publikation für die Schriften der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vorzuschlagen24. Auch auf dem Gebiet der Ägyptologie ist Grünwedel offenbar Autodidakt, sein Lehrer Ernst Kuhn, von 1877 bis 1917 ordentlicher Professor zunächst für arische Philologie und vergleichende indogermanische Sprachwissenschaft und ab 1909 auf dem neu geschaffenen Lehrstuhl für vergleichende indogermanische Sprachwissenschaften in München, war Spezialist für indische Sprachen25. Auch sein Lehrer Ernst Trumpp (1828-1885) lehrte semitische Sprachen und Literatur und nicht Ägyptologie26. Aus weiteren Aufzeichnungen Grünwedels stellte der ehemalige Offizier und offensichtliche Esoteriker Otto Ilzhöfer27 posthum eine nie publizierte Schrift zusammen, welche expliziert die Verbindungen zwischen Etruskern und Juden beweisen sollte28.
Rosenbergs Leben (Abb. 2)
4Natürlich war auch Rosenberg kein Etruskologe, geschweige denn ein Historiker29. Der am 31. Dezember 1892 im damals russischen Reval (heute Tallin, die Hauptstadt Estlands) geborene Rosenberg stammte aus einer deutschbaltischen Familie und studierte ab 1910 am Polytechnikum in Riga Architektur. Bedingt durch den Ersten Weltkrieg zog diese Universität 1915 komplett nach Moskau um, wo Rosenberg 1918 sein Studium mit einer Diplomarbeit über die Architektur eines für russische Verhältnisse geeigneten Krematoriums abschloss30. Neben dem Studium interessierte er sich für deutsche und indische Philosophie und Kunst. Zurückgekehrt nach Tallin verfasste er erste antisemitische Schriften31. 1919 ging er dann nach München, wo er sich schnell Kreisen der extremen Rechten anschloss. So nahm er am Putschversuch der Nationalsozialisten 1923 teil, wurde aber im Gegensatz zu vielen anderen nie dafür angeklagt. So konnte er von Hitler mit der Führung der dann verbotenen NSDAP betraut werden. Auch in dieser Zeit beschäftigte er sich weiter mit Philosophie und arbeitete an seinem “Mythus des 20. Jahrhunderts”, dessen Manuskript schon 1925 weitgehend abgeschlossen war32. 1930 wurde er im Wahlkreis Darmstadt für die NSDAP in den Reichstag gewählt. Im Juni 1933 ernannte Hitler ihn zum “Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP”, der später als “Amt Rosenberg” bezeichneten Institution. Ab 1941 war er dann als Reichsminister für die besetzten Ostgebiete für den Raub zahlreicher Kunstwerke in Osteuropa aber auch für die Vernichtung der dort lebenden Juden verantwortlich33. In den Nürnberger Prozessen wurde Rosenberg zum Tode verurteilt und am 16. Oktober 1946 gehängt.
5Insbesondere die Abschnitte über die Etrusker scheinen zu den schon 1925 abgeschlossenen Manuskriptteilen des “Mythus” zu gehören. Grünwedels 1922 erschienenes Buch “Tusca” war also zur Zeit der Niederschrift noch relativ neu. Die wissenschaftliche Diskussion – beziehungsweise das bewusste Verschweigen des Buches – war Rosenberg offensichtlich nicht bewusst. Ob dies Rosenberg jedoch davon abgehalten hätte, Grünwedels Thesen über die Etrusker weiter zu verbreiten, kann bezweifelt werden. Denn die Etrusker und ihre so verwerfliche Kultur waren für Rosenberg die Basis für das Papsttum und den Hexenglauben im Mittelalter34. Der Haruspex mit seinem Priesterkollegium sei der direkte Vorläufer des Papstes und seiner Kardinäle35. Das Konstrukt der auf etruskischen Glaubensvorstellungen beruhenden katholischen Kirche ist also der Versuch, den Antisemitismus – dazu gehört auch die Verteufelung alles Vorderasiatischen im allgemeinen – mit dem Antiklerikalismus zu verbinden, das heißt die vorderasiatischen und damit jüdischen Wurzeln der Kirche anzuprangern36. Die Verbindung des Hexenglaubens mit den Etruskern findet sich nur bei Rosenberg, auch wenn die Idee offenbar wieder von Alfred Grünwedel stammt. Dieser beschäftigte sich 1916 mit Hexenprozessen in Ulm im Jahre 1416 sowie in Wemding in den Jahren 1628-1632 und meint “etruskische Reminiscenzen” bis ins Mittelalter gefunden zu haben37. Die nur in einem Brief an Ernst Kuhn geäußerten Überlegungen wurden allerdings nie publiziert. Ob sich Rosenberg und Grünwedel persönlich kannten und austauschten, ist nicht bekannt. In sexualmagischen und satanistischen Schriften der Zeit um 1900 wurden Hexenkünste und Zauberei dagegen noch als heidnisch-germanisch angesehen und gehörten zum alten Wissen des Volksglaubens38.
Reaktionen auf den Mythus des 20. Jahrhunderts
6Man sollte meinen, dass die Thesen Rosenbergs bei Archäologen, Historikern und Theologen sofort nach Erscheinen im Jahre 1930 heftigen Widerspruch hervorriefen. Jedoch gab es zunächst überhaupt keine Reaktionen. Erst Anfang 1934 wurde das Werk auf den “Index der verbotenen Bücher” des Vatikans gestellt39. Dies war natürlich den Angriffen auf das Christentum bzw. der Umgestaltung des Christentums in eine neue nationalsozialistische Religion geschuldet und nicht seinen Thesen zu den Etruskern40. Im gleichen Jahr erschien von katholisch-kirchlicher Seite die Schrift “Studien zum Mythus des XX. Jahrhunderts”, die auf Initiative des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen (1878-1946) als Beiblatt zum Kirchlichen Anzeiger der verschiedenen Erzdiözesen Deutschlands gedruckt wurde und dessen kirchenhistorische Abschnitte vom Bonner Kirchenhistoriker Wilhelm Neuß (1880-1965) verfasst worden waren41. Dieser Schrift folgten bald andere von protestantischer sowie von katholischer Seite, wie Walter Künneth (1901-1997) oder Albrecht Oepke (1881-1955, Abb. 3)42. Während der Protestant Walter Künneth die Kritik an den Äußerungen über das Altertum und das Mittelalter denen überlassen will, die es unmittelbar angeht – also Historikern und katholischen Theologen-, gehen die Autoren der Studien zum Mythus43 sowie Albrecht Oepke44 sehr wohl auf Rosenbergs Etruskerthesen ein. Insbesondere die Berufung auf Grünwedel und dessen unhaltbare Thesen werden ausgiebig kritisiert, mit dem Ziel, Rosenbergs gesamtes Konstrukt seines Mythus zu diskreditieren. Bei Oepke sieht man, inwieweit die nationalsozialistische Rassenlehre allgemeine Akzeptanz gefunden hatte. So schreibt er zur Verteidigung der Etrusker: “Die etruskische Kultur steht in einem starken Abhängigkeitsverhältnis zur griechischen. Sie war von Hause aus aristokratisch-militärisch und hielt, wie der doppelte Geschlechtsname beweist, streng auf Rassenpflege, auch bezüglich der Abstammung mütterlicherseits”45. Des Weiteren betonen sowohl Oepke als auch die Forschergruppe der Diözesen ausdrücklich, dass verschiedene Forscher wie Barthold Georg Niebuhr, Karl Otfried Müller, Gustav Herbig, Stéphane Gsell, Luigi Pigorini oder Elia Lattes, die Etrusker für indoeuropäisch, also arisch, hielten.
7Für Albrecht Oepke, einem Vertreter der Bekennenden Kirche, hatte seine Publikation offenbar keine nachteiligen Auswirkungen46. Walter Künneth stand dagegen unter besonderer Beobachtung der Gestapo und erhielt ab 1937 Schreib- und Redeverbot im gesamten Reichsgebiet47, und das, obwohl er die Verfolgung und Verunglimpfung der Juden durch Rosenberg ausdrücklich befürwortete48.
8Als Reaktion auf die anonym veröffentlichten “Studien zum Mythus des 20. Jahrhunderts” verfasste Rosenberg seine Gegenpublikation “An die Dunkelmänner unserer Zeit. Eine Antwort auf die Angriffe gegen den Mythus des 20. Jahrhunderts”49 (Abb. 4), das mit einer Auflage von 600.000 Stück erschien – die von der katholischen Kirche verbreiteten Studien erreichten nur eine Auflage von 200.000. Insbesondere die Argumentation über die Kritik der kirchlichen Autoren an Albert Grünwedel zeigt, dass Rosenberg die Diskussion um Grünwedels Buch Tusca überhaupt nicht verstanden hat. Rosenberg meint nämlich, dass man Grünwedel nur deshalb für verrückt erklärt habe, weil dessen Thesen über die etruskische Religion und Kultpraxis nicht der allgemein anerkannten Forschungsmeinung entsprochen hätten, zumal man die Leistungen Grünwedels bis dahin sehr geschätzt habe50. Allerdings wurden auch andere Publikationen Grünwedels der 20er-und 30er-Jahre in seinem eigentlichen Forschungsgebiet, etwa über buddhistische Wandgemälde oder tibetische Texte, von der Forschung als pure Phantasie abgelehnt51.
9Rosenberg veranlasste auch befreundete Wissenschaftler, wie etwa den Germanisten Alfred Miller, Gegendarstellungen zu schreiben52. Die Verbreitung von Hexenglauben und Zauberei unter den Germanen wird in dessen Schrift “Wissenschaft im Dienste der Dunkelmänner” allerdings nicht mehr den Etruskern sondern den Juden zugeschrieben53. Miller hatte sich nämlich bei einigen Experten, das heißt ehemaligen Theologieprofessoren mit streng völkischer Einstellung wie den Münchner Kaplan Roth, kundig gemacht und von diesen die Auskunft erhalten, dass die Einwendungen der Autoren der Studien zum Mythus durchaus berechtigt seien. Er riet deshalb Rosenberg, von diesen Teilen in zukünftigen Ausgaben Abstand zu nehmen. Rosenberg erwiderte ihm, dass er ungern auf 60% seines Werkes verzichten wolle, und hielt in seiner eigenen Gegenschrift ausdrücklich an Grünwedels Etruskerthesen fest54.
10Archäologen und Althistoriker gehen auf die Thesen Rosenbergs zu den Etruskern nur selten ein. Franz Messerschmidt (1902-1945), Professor in Königsberg, der offenbar manchmal seine Vorlesungen in der Parteiuniform der NSDAP hielt und der ein Freund Rosenbergs war55, referiert in einem kursorischen Literaturbericht die Meinung Rosenbergs von den Etruskern als “kleinasiatische zersetzende Gruppe”, um dieser Meinung die Thesen Eugen Fischers von der “aquilinen, der nordischen verwandten Rasse” entgegenzusetzen56. Vielleicht ist es als Kritik an Rosenberg zu werten, wenn Johannes Schubert unmittelbar nach seiner vernichtenden Bewertung von Grünwedels Etruskerforschungen darauf hinweist, dass diese von Rosenberg im Abschnitt “Etruskischer Satanismus” in dessen Mythus verwertet worden sind57.
11Hans Mühlestein (1887-1969) vermutete in seiner fragmentarischen Autobiographie, dass das Interesse an seiner Person, ihm ab 1929 einen Lehrauftrag für Vorgeschichte der Kultur der Menschheit an der Universität Frankfurt zu geben, daher rühre, “weil ich mit den Etruskern zugleich die ganze vorindogermanische Kulturwelt des Mittelmeers wieder ins Licht der Geschichte hob; eine Welt, die eben zu dieser Zeit vom Nazi-Kulturpapst Rosenberg in seiner Nazibibel aus rassistischen Gründen in deren barbarischen Sumpf gezogen wurde. (Rosenberg nannte mich ‘der Wiedererwecker des mittelmeerischen Untermenschentums’)”58. Jedoch kann dies nicht der Grund gewesen sein, da Rosenbergs Mythus des 20. Jahrhunderts erst 1930 erschien. Es ist also sicher nicht richtig, dass man bewusst Hans Mühlestein mit seinen zu Rosenberg konträren Thesen über die Etrusker als eine Art wissenschaftlichen Gegenpol an einer Universität installierte.
12Wenn also die Thesen Rosenbergs über die Etrusker in der Fachwelt der Archäologen und Althistoriker keinerlei Widerhall gefunden hatten, kann man sich fragen, wo sie sonst noch verbreitet wurden. Eine Durchsicht der einschlägigen pseudowissenschaftlichen, bzw. populärwissenschaftlichen Publikationsreihen der Nazis – etwa der Zeitschrift Germanen-Erbe, dem “amtlichen Organ des Reichsbundes für Deutsche Vorgeschichte und der Hauptstelle des Beauftragten des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Schulung und Erziehung der NSDAP” oder den von Rosenberg herausgegebenen Nationalsozialistischen Monatsheften, der “zentralen politischen und kulturellen Zeitschrift der NSDAP” – ergab, dass dort zwar viele vor-und frühgeschichtliche Themen sowie einige Themen der Klassischen Antike behandelt wurden, nicht jedoch die Etrusker – weder im positiven noch im negativen Sinne. Dasselbe gilt für die schon immer sehr deutschnational ausgerichtete, 1909 von Gustaf Kossinna gegründete und seit 1934 ebenfalls vom Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte herausgegebene prähistorische Zeitschrift “Mannus, Zeitschrift für Deutsche Vorgeschichte”59 sowie die ab 1936 vom Ahnenerbe e.V. herausgegebene Zeitschrift “Germanien. Monatshefte für Vorgeschichte zur Erkenntnis deutschen Wesens”60.
Das Handbuch der Romfrage
13Einzig im von Alfred Rosenberg herausgegebenen Handbuch der Romfrage wird nochmals auf die Etrusker als Urheber des Papsttums, des Satanismus und des Hexenglaubens eingegangen61. Das Projekt dieses auf drei Bände angelegten, lexikonartigen Werkes war schon 1936 begonnen worden62. Es gehörte zu den Forschungen, die im Rahmen der von Rosenberg geplanten, jedoch niemals vollständig umgesetzten Parteiuniversität, der Hohen Schule, gemacht wurden63. 1940 erschien dann der erste Band zu den Buchstaben A – K in einer kleinen Auflage64. Alle Einträge in das Lexikon befassen sich mit kirchlich-theologischen Themen und sind ausgesprochen antiklerikal. Der relativ lange Artikel über die Etrusker stellt gewissermaßen einen Fremdkörper dar, er ist der einzige Eintrag zu einem antiken Volk65. Selbst die Germanen interessieren ausschließlich im Zusammenhang mit ihrer Christianisierung und ihrer Religion66. Die Autoren der einzelnen Artikel sind nicht einzeln benannt. Laut den Denkschriften Rosenbergs zur Hohen Schule von 193767 und vom Mai 193868 waren es zwölf Forscher unter der Führung von Matthes Ziegler (1911-1992)69. In der Denkschrift vom September 1938 wird auch auf die Etruskerforschung näher eingegangen und deren Bearbeiter genannt: “Eine weitere Forschung, die die Entstehung des Priestertums in Europa zu erklären sich bemüht, wird sich dem Problem der Etrusker zu widmen haben. Die Festigkeit des ganzen Priestertums lässt sich nicht nur durch das Alte Testament erklären, sondern vor allen Dingen auch durch die etruskische Überlieferung, die ja in vielen Formen die Römer beeinflusst hat. An dessen Forschungen wird bereits gearbeitet (Professor Kluge und Wilhelm Brachmann), und auch sie erscheinen notwendig als Voraussetzung einer neuen Beurteilung sowohl arischeuropäischer Charakterhaltung als auch jüdisch-römischer Theologie”70. Während der nationalsozialistische Pfarrer, Theologe und Religionswissenschaftler Wilhelm Brachmann (1900-1989) relativ bekannt ist – er leitete seit 1941 an der Universität Halle das Institut für Religionswissenschaft für die Hohe Schule der NSDAP71 –, ist Professor Kluge – es kann sich eigentlich nur um Theodor Kluge handeln – ein eher unbeschriebenes Blatt. Laut Katalog der Deutschen Nationalbibliothek wurde er 1880 geboren72. Er promovierte 1906 an der Ludwigs-Universität Gießen vermutlich bei Bruno Sauer73 mit einer Arbeit über Löwenjagddarstellungen im Altertum74. Bald darauf erschien eine Abhandlung über den Mithraskult75. Danach befasste er sich fast ausschließlich mit sprachwissenschaftlichen Problemen und zwar mit so ziemlich allen Sprachen der Welt. Insbesondere die Problematik der Zahlenbegriffe fand sein Interesse76. Zudem promovierte er 1918 an der Technischen Hochschule Braunschweig mit einer Arbeit über altgeorgische Kirchenbauten zum Ingenieur77. Offenbar studierte er nebenher auch noch 20 Semester Medizin – von einem Abschluss in diesem Fach ist jedoch nichts bekannt78. Von 1935 bis zu seinem Tode beschäftigte sich Kluge mit der etruskischen Sprache, etwa mit dem Cippus Perusinus, der Bleitafel von Magliano und den Zagreber Mumienbinden79 1941. war Kluge von der Reichsleitung der NSDAP – Hauptamt Wissenschaft um ein Gutachten über die noch von Otto Ilzhöfer erstellte Grünwedel-Bibliographie und die von Albert Grünwedel begonnene Publikation des tibetisch-indischen Textes Kâlacakratantra gebeten worden. In diesem Zusammenhang wird Kluge als Parteigenosse, d.h. als Mitglied der NSDAP bezeichnet80. Die Beteiligung des Leipziger Tibetologen Johannes Schubert wurde dabei von Kluge abgelehnt, die Arbeiten Grünwedels zu den Etruskern sind hier “einfach Unsinn & nur pathologisch zu werten”81. Der Nachschrift Massimo Pallottinos unter Kluges letzter Publikation in den Studi Etruschi 1959 können wir entnehmen dass Theodor Kluge im Juli 1958 verstarb82. Theodor Kluge war offensichtlich ein Privatgelehrter, der nie eine Stellung an irgendeiner Institution inngehabt hatte und der aufgrund seiner Kenntnisse über die Etrusker sowie seiner Mitgliedschaft in der NSDAP zur Mitarbeit am Handbuch zur Romfrage gewonnen worden war.
14Wilhelm Brachmann war ein glühender Nationalsozialist, er hatte aus “Glaubensgründen” 1936 seine Stelle beim Ostpreußischen Predigerseminar verloren83. Die Publikationen Brachmanns befassen sich hauptsächlich mit theologischen Themen, die Mitarbeit am Etruskerartikel im Handbuch der Romfrage blieb sein einziger Versuch in der Etruskologie. Auch Theodor Kluge war Mitglied der NSDAP. Seine politische Gesinnung offenbart sich jedoch in seinen schriftlichen Äußerungen nicht so vordergründig wie in den Schriften Wilhelm Brachmanns. Aus seinen Publikationen geht lediglich hervor, dass er ein Anhänger der These von der Einwanderung der Etrusker aus Kleinasien war. Er meinte eine Verwandtschaft des Etruskischen mit dem Elamischen, dem Sumerischen sowie mit der Nordwestgruppe der kaukasischen Sprachen nachweisen zu können. So schreibt er in seiner manchmal etwas unkonventionellen Art im Zusammenhang mit dem Cippus Perusinus: “Die Zeit, wo der Spruch des alten Dionys von Halikarnass Gültigkeit hatte, ist ein für alle mal vorbei”84. Jedoch wertet Kluge dies in seinen Publikationen nie. Vielleicht ist dies der Grund, weshalb der Etrusker-Artikel im Handbuch der Romfrage etwas heterogen wirkt. Der Aufbau ist dem von längeren Artikeln in der Realenzyklopädie Pauly-Wissowas sehr ähnlich, das heißt in thematische Abschnitte gegliedert, und ähnlich der Realenzyklopädie werden die verschiedenen Forschungsmeinungen referiert und gegeneinander abgewogen. In manchen Teilen wird dabei eine gewisse Neutralität angestrebt, so auch bei den Thesen Günthers und Fischers zur “rassischen” Zugehörigkeit der Etrusker85. Insgesamt ist der Artikel natürlich durchaus tendenziös und im Sinne von Rosenbergs These von den orientalischen Etruskern, welche Dämonen- und Hexenglauben, die “orientalische Jenseitskultur”86, den verbeamteten, politisch tätigen Priester (Haruspex)87 und die göttliche Hetäre (Tanaquil)88 nach Europa gebracht hätten89. Bei der Abhandlung der etruskischen Kunst wird das Fazit gezogen, dass die Etrusker nichts Eigenes geschaffen hätten sondern nur fremdes Kulturgut übernommen hätten90. Grünwedels Übersetzungen werden zwar als unrichtig bezeichnet, nicht jedoch die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen91. Weiterhin werden gewisse Kultpraktiken, etwa im Totenkult, als “obszön” bezeichnet, die von Rosenberg in extenso geschilderten Riten werden jedoch im Handbuch nicht genauer beschrieben92. Als Sekundärliteratur zur etruskischen Religion werden vor allem Karl Otfried Müller93, Carl Clemen94, Gustav Herbig95 oder Franz Altheim96 herangezogen. Zur Sage der Tanaquil berufen Brachmann und Kluge sich auf Johann Jakob Bachofen97. Auch Rosenbergs These von der Papstkirche als Fortsetzung der etruskischen Tradition wird ganz im Sinne der Intention dieses Lexikons wiederholt98.
Die Relevanz von Rosenbergs Thesen zu den Etruskern
15Wenn also Rosenbergs so negative Äußerungen zu den Etruskern sowohl in der Wissenschaft als auch in den populärwissenschaftlichen Parteiorganen so isoliert blieben, muss man sich fragen, welche Relevanz diese dann hatten. Denn auch eine Untersuchung der Lehrpläne an den Schulen und der Schulbücher, insbesondere für das Fach Geschichte, bleibt in ihren Aussagen zu den Etruskern negativ99. Im Lehrplan für die Gymnasien in Preußen von 1938 findet sich für das erste Halbjahr der 6. Klasse das Stichwort “rassische Bedeutung des Etruskertums für Rom” und dann später “die Römische Kirche als Erbin des Weltreichs”100. Aus diesen Stichworten in der relativ kursorischen Publikation der Lehrpläne für alle Fächer könnte man schließen, dass dort die Theorien Rosenbergs gelehrt werden sollten. Jedoch bleiben die erst ab 1940 zur Verfügung stehenden, gemäß den Lehrplänen von 1938 geänderten Schulbücher in Bezug auf die Etrusker relativ zurückhaltend. So heißt der erste Abschnitt der Geschichte Roms nun neutral “Die Einigung Italiens unter Rom", das erste Unterkapitel heißt dann “Der Sieg nordischer Stämme über die vorderasiatischen Etrusker in Italien”101. Zwar werden die Etrusker durchgängig als “vorderasiatisch” bezeichnet, die Eroberung Etruriens durch Rom als ein Kampf um die Reinhaltung der “nordischen” Rasse hingestellt, ihre Kultur wird jedoch nicht weiter abgewertet, die Etrusker gelten gar als die “Lehrmeister im Steinbau”. Auch im Handbuch für Lehrer von Dietrich Klagges (1891-1971)102 wird die Geschichte der “nordischen Kolonie” Rom ganz ähnlich dargelegt103. Die auch hier “vorderasiatischen” Etrusker sind eher gefährliche Rivalen um die Vorherrschaft in Italien, denn ein Volk obszöner Kulte und verweichlichter Sitten104. Nur die Tarquinier störten die “Grundzüge altnordischer Verfassung” und missbrauchten “das Führerrecht des Königs zu vorderasiatischer Despotie”. Die Vernichtung der Etrusker sei vollendet worden, “ohne dass eine beträchtliche Vermischung beider Rassen erfolgt wäre”105. Auch das Kapitel über “die Römische Kirche als Erbin des Weltreichs” ist im Schulbuch nicht im Sinne Rosenbergs dargelegt. Die These über die Wurzeln des Papsttums bei den Priestern der Etrusker wird nicht wiederholt106. Folglich werden also nur wenige Lehrer zur Vorbereitung ihres Unterrichts zu Rosenbergs “Mythus des 20. Jahrhunderts” gegriffen haben107.
16Es bleibt dagegen die hohe Auflage des “Mythus des 20. Jahrhunderts”. Bis 1944 wurden mehr als 1,3 Millionen Exemplare gedruckt und verkauft108 und man kann davon ausgehen, dass ein beträchtlicher Teil auch tatsächlich gelesen wurde. Während Reinhard Bollmus noch davon ausging, dass das Buch Rosenbergs niemand gelesen hätte109, gehen neuere Forschungen110 davon aus, dass der “Mythus” auf gerade die Schichten, welche das nationalsozialistische System am nachhaltigsten trugen, ganz erheblich gewirkt hätte111. So waren die Thesen Rosenbergs in der Bevölkerung weiter verbreitet als die Meinung von Archäologen und Historikern, die nur in Fachpublikationen zu finden ist. Es kann deshalb behauptet werden, dass wenn jemand ohne archäologische oder althistorische Bildung überhaupt etwas über die Etrusker wusste, dieses Wissen bis weit in die 1950er-Jahre hinein oft durch die Brille Rosenbergs gefiltert worden war. Erst Sibylle von Cles-Redens (1910-2001) und Otto Wilhelm von Vacanos (1910-1997)112 populärwissenschaftliche Bücher “Das versunkene Volk. Welt und Land der Etrusker” von 1948/1956113, “Die Etrusker. Werden und geistige Welt” von 1955114 und “Die Etrusker in der Welt der Antike” von 1957115, die große Etruskerausstellung in Köln von 1956116, Rolf Englers Dokumentarfilm “Geheimnis der Etrusker” von 1957117 sowie die deutsche Ausgabe von Luisa Bantis (1894-1978) “Il mondo degli etruschi” von 1960118 öffneten der allgemeinen Bevölkerung in Deutschland die Augen. In dieser Zeit setzten sich auch in Deutschland die Thesen von Massimo Pallottino (1909-1995) durch, der die Entstehung der etruskischen Kultur durch das Verschmelzen verschiedener Elemente auf der italischen Halbinsel propagierte119.
Notes de bas de page
1 Die erste Auflage erschien 1930. Hier wird zitiert nach der zweiten Auflage: Rosenberg, Alfred 1931.
2 Rosenberg, Alfred 1931, 59.
3 “Als Prätor von Sardinien, als Konsul von Spanien, dann als Zensor in Rom kämpfte er gegen Bestechung, Wucher und Verschwendungssucht. Die schmutzige Menschenflut aus Afrika und Syrien einzudämmen, schien ihm aber unmöglich. Da ging der rotblonde, große Mann von Eisen hin und stürzte sich ins Schwert”: Rosenberg, Alfred 1931, 60-61.
4 “Der blauäugige gewaltige Sulla”: Rosenberg, Alfred 1931, 61.
5 “Der rein nordische Kopf des Augustus”: Rosenberg, Alfred 1931, 61.
6 Rosenberg, Alfred 1931, 60-62.
7 Rosenberg, Alfred 1931, 65-72.
8 “Die Zerstörung Karthagos war eine rassengeschichtlich ungeheuer wichtige Tat: dadurch wurde auch die spätere mittel- und westeuropäische Kultur von den Ausdünstungen dieses phönizischen Pestherdes verschont. Die Weltgeschichte hätte auch sonst vielleicht einen anderen Gang genommen, wenn gleich der Niederlegung Karthagos auch die Zerstörung aller anderen syrischen und vorderasiatischen semitisch-jüdischen Zentralen vollkommen gelungen wäre. Die Tat des Titus kam jedoch zu spät: der vorderasiatische Schmarotzer saß nicht mehr in Jerusalem selbst, sondern hatte bereits seine stärksten Saugarme von Ägypten und ‘Hellas’ aus gegen Rom ausgestreckt. Und er wirkte auch schon in Rom!”: Rosenberg, Alfred 1931, 60.
9 Rosenberg, Alfred 1931, 66-67.
10 Rosenberg, Alfred 1931, 67-68.
11 Rosenberg, Alfred 1931, 68.
12 Rosenberg, Alfred 1931, 65.
13 Rosenberg, Alfred 1931, 134.
14 Grünwedel 1922.
15 Walravens 2001, X.
16 Waldschmidt 1935; Schubert 1936; Hoffmann, H. 1966; Walravens 1988; Walravens 2001, IX-XI; Sundermann 2003; Walravens 2004; Dreyer 2011, 2-31; Dreyer 2012.
17 Herbig 1923.
18 Schubart 1924, sp. 179-180; Studien zum Mythus 1934, 9-10.
19 Richter & Taube 1978. Johannes Schubert war kein Schüler Albert Grünwedels, wie von Caren Dreyer angenommen: Dreyer 2012, 28.
20 Johannes Schubert nimmt wenige Seiten später seine Kritik unter Berufung auf Emil Vetter wieder etwas zurück: Schubert 1936, 134, 136-137; Vetter 1930.
21 Dr. Johannes Schubert in Leipzig an Otto Ilzhöfer 11. Januar 1942: Walravens 2001,198-199. Den Begriff “pathologisch” benutzt Theodor Kluge 1941 in seinem Gutachten zu Otto Ilzhöfers Grünwedel-Bibliographie: Walravens 2001, 197.
22 Oertel 1916; Wilhelm 1982.
23 Brief Albert Grünwedel an Ernst Kuhn 31. Mai 1916: Walravens 2001, 97-98 Nr. 109; Walravens 1988, 144-145. Weiterer Brief über die Arbeiten an den etruskischen Texten: Brief Albert Grünwedel an Ernst Kuhn 27. Juni 1916: Walravens 2001, 100-101 Nr. 111.
24 Brief Albert Grünwedel an Ernst Kuhn 22. Juni 1918 und Brief Ernst Kuhn an Albert Grünwedel 23. Juni 1916: Walravens 2001, 98-100 Nr. 110; Walravens 1988, 144-145.
25 Oertel 1916, IX.
26 Härle & Conrad 1989.
27 Walravens 2001, 181 Anm. 186.
28 Ilzhöfer & Grünwedel 1939. In Grünwedels Briefen und privaten Aufzeichnungen finden sich verbreitet antijüdische Bemerkungen. Das Wort “Jude” wird häufig als Schimpfwort gebraucht, um damit jemanden als einen ungebildeten, unwissenschaftlichen und anmaßenden Parvenü zu bezeichnen: Walravens 2001, IX-X.
29 Zur Biographie Alfred Rosenbergs: Piper 2005.
30 Piper 2005, 26.
31 Rosenberg, Alfred 1920a; Rosenberg, Alfred 1920b; Rosenberg, Alfred 1921; Rosenberg, Alfred 1922.
32 Piper 2005, 179-231; Szabó 2009, 212.
33 Zum Kunstraub in Europa und zur Beteiligung des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg: Schwarz 2014.
34 Schier 1990, 49-57.
35 Rosenberg, Alfred 1931, 70-71.
36 Szabó 2009, 212, 222-223.
37 Brief Albert Grünwedel an Ernst Kuhn 27. Juni 1916: Walravens 2001, 100-101 Nr. 111; Walravens 1988, 145.
38 Wiedemann 2007, 174-175; Wiedemann 2012, 444-445.
39 Burkard 2005; Wiedemann 2007, 175.
40 Kontroverse Diskussion, inwieweit der Nationalsozialismus als politische Religion anzusehen ist: Bärsch 1997; Mommsen 1997; Bärsch 1998.
41 Neuß 1947,14-16; Baumgärtner 1977, 154-168.
42 Künneth 1935; Oepke 1939.
43 Studien zum Mythus 1934, 8-15.
44 Oepke 1939, 16-19.
45 Oepke 1939, 17.
46 Gewalt 1993.
47 Kummer 2011.
48 Künneth 1935, 67.
49 Rosenberg, Alfred 1935.
50 Rosenberg, Alfred 1935, 69.
51 Waldschmidt 1935, 218-219; Tucci 1935. Die kritisierten Werke sind: Grünwedel 1920; Grünwedel 1924; Grünwedel 1933.
52 Brief von Alfred Rosenberg an Alfred Miller 16. November 1934: Bundesarchiv NS 8/15. Zum Briefwechsel Rosenberg – Miller: Baumgärtner 1977, 70-72; Leszezynska 2009, 244-246.
53 Miller, A. 1935, 31. Ähnlich auch: Mudrak 1936; Jaide 1936. Andere Autoren von Artikeln zum Ursprung des “Hexenwahns” sehen diesen im Christentum verankert: Dultz 1937.
54 Brief von Alfred Rosenberg an Alfred Miller 7. Februar 1935: Bundesarchiv NS 8/15.
55 Schiering 1988, 333; Perl 1993, 285.
56 Fischer 1938; Messerschmidt 1939, 18; Haack 2014; Haack 2016a.
57 Schubert 1936, 134.
58 Kuster 1984, 34 mit Verweis auf Seite 2 des Manuskripts von Mühlesteins fragmentarischer Autobiographie. Zu Hans Mühlestein: Krämer 2015.
59 Die Zeitschrift “Mannus” wurde 1909 von Gustaf Kossinna gegründet und war daher sehr national gefärbt. Erst seit 1934 wurde sie zu einem NS-Organ. Zu Gustaf Kossinna: Grünert 2002.
60 Die Zeitschrift wurde bis 1935 von der “Vereinigung der Freunde germanischer Vorgeschichte e.V.” herausgeben. Es konnten nur folgende Jahrgänge und Hefte einsehen werden: 5, 1933 H. 1; 7, 1935 H. 1-12; 8, 1936 H. 1-12; 9, 1937 H. 1-12; 10, 1938 H. 1-12; 11, 1939, H. 1-12; 13, 1941 H. 2-5, 8, 11, 12.
61 Rosenberg, Alfred 1940, 394-409.
62 Rosenberg, Alfred 1937; Rosenberg, Alfred 1938a; Matthes Ziegler in: Rosenberg, Alfred 1940, XI. Der Band 2 sollte die Buchstaben L bis Z enthalten, der Band 3 ein Stichwortverzeichnis, Karten, Zeichnungen, Statistiken, Kataloge, Dokumente zur Geschichte und Politik der Romkirche sowie einen umfangreichen Bilderteil.
63 Zur Hohen Schule: Losemann 1977, 139-173; Bollmus 1980. Zum Projekt des Handbuchs der Romfrage: Rosenberg, Alfred 1937; Rosenberg, Alfred 1938a; Rosenberg, Alfred 1938b.
64 1944 wurden die noch verbliebenen 8000 Exemplare von Bd. 1 an Dienststellen abgegeben. Eine revidierte Neuauflage sollte zusammen mit Bd. 2 nach dem Krieg erfolgen: Piper 2005, 469 Anm. 43.
65 Es gibt keine Einträge z.B. zu Karthagern, Griechen und Ägyptern.
66 Christianisierung der Germanen: Rosenberg, Alfred 1940, 261-271. Germanische Religion: Rosenberg, Alfred 1940, 503-506.
67 Rosenberg, Alfred 1937.
68 Rosenberg, Alfred 1938a.
69 Gailus 2006.
70 Rosenberg, Alfred 1938b.
71 Bollmus 1980,141; Eberle 2002, 130-132, 366-367.
72 http://d-nb.info/gnd/11624108X (abgerufen am 25.01.2015).
73 Buchholz 1988, 140-141.
74 Kluge, T. 1906.
75 Kluge, T. 1911.
76 Kluge, T. 1935; Kluge, T. 1937; Kluge, T. 1938; Kluge, T. 1939; Kluge, T. 1940; Kluge, T. 1959.
77 Kluge, T. 1918.
78 Kluge, T. 1959, 311.
79 Kluge, T. 1935; Kluge, T. 1936a; Kluge, T. 1936b; Kluge, T. 1936c; Kluge, T. 1954; Kluge, T. 1959.
80 Reichsleitung der NSDAP, Hauptamt Wissenschaft, Der Hauptamtsleiter, Berlin-Charlottenburg 2 (Hä/rp) an Otto Ilzhöfer, 20. Oktober 1951: Walravens 2001, 198.
81 Walravens 2001, 197-199. Die Aussage “Für no. 59 bleibt das Urteil Herbig’s bestehen. Die Etrusker haben mit den Juden nicht das Geringste zu tun. Die ersten Juden sind nach 70 n.d.Zw. nach Italien gekommen (Venosa). Da war von Etruskern schon lange keine Rede mehr” bezieht sich wahrscheinlich auf: Ilzhöfer & Grünwedel 1939.
82 Kluge, T. 1959, 314.
83 Eberle 2002, 366.
84 Kluge, T. 1936b, 191.
85 Rosenberg, Alfred 1940, 398.
86 Rosenberg, Alfred 1940, 400.
87 Rosenberg, Alfred 1940, 405-406.
88 Rosenberg, Alfred 1940, 402, 406-407.
89 Rosenberg, Alfred 1940, 406: “Fassen wir die festgestellten Kennzeichen der etruskischen Religion kurz zusammen, so ergibt sich, dass die Etrusker als die Schrittmacher des religiösen Materialismus und Dämonenglaubens, chthonischer und zugleich politischer Religion, des beamteten, politisch tätigen Priestertums und des Offenbarungsglaubens in Europa zu bezeichnen sind”.
90 Rosenberg, Alfred 1940, 401.
91 Rosenberg, Alfred 1940, 399. Theodor Kluge bezeichnet Grünwedels Schriften über die Etrusker in einem Gutachten 1941 als “einfach Unsinn & pathologisch”: Walravens 2001, 197.
92 Rosenberg, Alfred 1940, 404.
93 In der Neuausgabe von Wilhelm Deecke: Müller & Deecke 1877.
94 Clemen 1936a.
95 Herbig 1922.
96 Altheim 1930; Altheim 1931a; Altheim 1931b; Altheim 1932; Altheim 1933.
97 Bachofen 1870.
98 Rosenberg, Alfred 1940, 409.
99 Da Vela 2016 (in diesem Band).
100 Reichs-und Preußisches Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 1938, 91-93; Bittner 2001; Chapoutot 2014, 95-98.
101 Gehl 1940, 72-74.
102 Germann 1994; Schimpf 2005.
103 Klagges1937, 279-286.
104 Klagges 1937, 281.
105 Klagges 1937, 283.
106 Gehl 1940,115-121.
107 Das ersten, entsprechend der Lehrpläne von 1938 geschriebene Schulbücher erschienen erst 1940: Gehl 1940. Bis dahin wurden zum Teil noch Bücher aus der Weimarer Republik benutzt: Chapoutot 2014, 96.
108 Plöckinger 2006, 187. Claus-Ekkehard Barsch geht von nur 1,1 Millionen verkauften Exemplaren bis 1944 aus: Bärsch 1998, 193.
109 Bollmus 1970, 22, 25.
110 Baumgärtner 1977, 2; Scholder 1985, Bd. 2, 36.
111 Schier 1990, 49-50.
112 Miller, M. 2012.
113 Die erste Ausgabe von 1948 wurde 1956 stark überarbeitet: Cles-Reden 1948; Cles-Reden 1956.
114 Vacano 1955.
115 Vacano 1957.
116 Kunst und Leben der Etrusker 1956.
117 http://www.zweitausendeins.de/filmlexikon/?sucheNach=titel&wert=41965 (abgerufen am 17.10.2014).
118 Banti 1960.
119 Die Bücher Vacanos und Cles-Redens (insbesondere: Cles-Reden 1956, 16) sowie die Kölner Etruskerausstellung waren stark von Massimo Pallottinos 1942 erstmals erschienener “Etruscologia” beeinflusst: Pallottino 1942. Sibylle von Cles-Reden ist allerdings auch noch der nationalsozialistischen Rassenlehre verhaftet. So wird Eugen Fischers These der “aquilinen, indogermanischen Rasse” (Fischer 1938) favorisiert: Cles-Reden 1948, 33-34; Cles-Reden 1956, 50-51. Zur “Geburt der Pallottino-These”: Reden 1994-1995.
Auteur
Italienisches Kulturinstitut Stuttgart; martin.miller@esteri.it
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